Eine starke Liebe: Trans-Pionierin Lili Elbe (Eddie Redmayne, re.) und Ehefrau Gerda (Alicia Vikander) (Bild: Universal)
Filmkritik: "The Danish Girl" ist weder Biopic noch Aufklärungsfilm, kann als berührendes Liebesdrama dennoch einiges bewegen.
Von Micha Schulze
Nur wenige Wochen nach "Stonewall" läuft nun ein weiterer Hollywood-Film über ein historisches Ereignis der LGBT-Bewegung in den Kinos. "The Danish Girl" beruht auf den wahren Erlebnissen der dänischen Landschaftsmalerin Lili Elbe, die vor rund 90 Jahren zu den allerersten Menschen gehörte, die sich geschlechtsangleichenden Operationen unterzogen. Und 1931 an den Folgen eines Eingriffs starb.
Bewegender Stoff für ganz großes Kino also. Und doch gab und gibt es wie bei "Stonewall" heftige Kritik aus der Community. Warum bekam die Hauptrolle mit Eddie Redmayne ausgerechnet ein Cis-Mann? Warum verschweigt Regisseur Tom Hooper ("The King's Speech"), dass Lili vermutlich intersexuell und ihre Frau Gerda (Alicia Vikander) im realen Leben lesbisch oder bisexuell war, warum dichtet er überhaupt sehr viel Handlung hinzu? Und warum spielt Gerda so eine große Rolle in dem Drama, in dem doch angeblich eine transsexuelle Frau im Mittelpunkt stehen soll?
Die größte Herausforderung einer Beziehung
Poster zum Film: "The Danish Girl" läuft seit 7. Januar 2016 bundesweit im Kino
Nun darf man bei diesem Film kein echtes Biopic erwarten, denn dafür ist zu wenig über das Leben der Malerin Lili Elbe alias Einar Wegener bekannt. "The Danish Girl" stützt sich vor allem auf den gleichnamigen Roman von David Ebershoff, der bereits Tagebuchaufzeichnungen sehr frei interpretierte. Medizinische Unterlagen von Lilis Operationen existieren nicht mehr – die Dresdner Klinik von Dr. Kurt Warnekros, im Film gespielt von Sebastian Koch, wurde etwa im Zweiten Weltkrieg zerstört.
So steht die starke und beeindruckende Liebe zwischen Lili und Gerda im Mittelpunkt der fiktionalen Geschichte. Eine Liebe, die eine der größten Herausforderungen meistert, die man sich wohl in einer Beziehung vorstellen kann: Gerda, ebenfalls Malerin, unterstützt Lili nach einigem Zögern in ihrem Wunsch, als Frau zu leben, obwohl sie dadurch ihren Ehemann verliert. "Einar ist tot, du musst das akzeptieren", sagt Lili in einer Szene.
Ihre Selbstfindung – erzählt über eine Art Kleiderfetisch und zufälliges Model-Sitzen im Tutu – wirkt im Film zwar allzu konstruiert, dennoch hat Regisseur Tom Hooper im Großen und Ganzen alles richtig gemacht und die meisten Fettnäpfchen umschifft, in die er hätte tappen können. "Nicht der Doktor, Gott hat mich zur Frau gemacht", lässt er etwa Lili politisch korrekt klarstellen.
Vorhang im Bett statt leidenschaftlichem Sex
Leider bleibt der Film bei einigen spannenden Knackpunkten nur an der Oberfläche: Warum schläft das Paar, das früher leidenschaftlichen Sex hatte, plötzlich mit einem Vorhang mitten im Bett? Auch die medizinischen Details der Eingriffe werden komplett ausgeklammert. Ein Aufklärungsfilm ist "The Danish Girl" nicht.
Und doch verfolgt man zwei Stunden lang gebannt die Geschichte dieser außergewöhnlichen Liebe. Eddie Redmayne meistert seine Rolle mit Bravour, und das Übermaß an weiblichen Klischees, die sich Lili zu eigen macht, gleicht Alicia Vikander als emanzipierte, selbstbewusste Gerda wieder aus. Stark besetzt sind auch die Nebenrollen, etwa Ben Whishaw als Lilis schwuler Verehrer Henrik. Ein Szenenbild, das immer wieder an Gemälde erinnert, schafft einen geradezu traumhaften Rahmen für die Geschichte dieses erfolgreichen Künstlerpaares.
Ein reiner Wohlfühlfilm vor historischer Bohème-Kulisse ist "The Danish Girl" aber nicht: Ärzte wollen Lili als "geisteskrank" wegschließen, im Park wird sie wegen ihres androgynen Aussehens von zwei Männern verdroschen, sogenannte Freunde lachen sie aus. Das sind die Szenen im Film, bei denen man Gänsehaut und Wut bekommt – und die zeigen, wie aktuell und wichtig "The Danish Girl" ist.
Warum wird es Menschen noch immer so schwer gemacht, sie selbst zu sein? Wer sich Tom Hoopers Film im Kino anschaut, wird sich unweigerlich diese Frage stellen.
Youtube | Offizieller deutscher Trailer zum Film
Infos zum Film
The Danish Girl. Drama. USA/Großbritannien/Deutschland 2015. Regie: Tom Hooper. Darsteller: Eddie Redmayne, Alicia Vikander, Ben Whishaw, Sebastian Koch, Amber Heard, Matthias Schoenaerts. Laufzeit: 120 Minuten, Sprache: deutsche Synchronfassung. FSK 12. Verleih: Universal. Deutscher Kinostart: 7. Januar 2015
Genauso kann man fragen weshalb die Rolle transsexuell ist und nicht intersexuell, so wie sie es in der Realität war.
Das stört die selbstgerechte Transcommunity nämlich nicht. Wehe eine Hauptrolle wird schwul besetzt anstatt trans ( siehe zB The Stonewall), dann ist das Gezeter groß. Oder wie in diesem Fall The Danish Girl...die Rolle wird von einem CIS Mann gespielt, schlimm, schlimm.
Wenn aber die Rolle eine eigentlich intersexuelle Person in einem Film als transsexuell umgedeutet wird, ist das kein Problem für die Transleute.
Sich über die Schwulen beschweren sie würden die queere Community anführen und homonormativ sein.
Die Transsexuellen aber machen es nicht anders mit kleineren Gruppen der lebti und stellen die Intersexuellen unter ihren Scheffel...was ist das dann, transnormativ?