In Marokko stehen auf männliche und weibliche Homosexualität bis zu drei Jahre Haft (Bild: memnativ / flickr / by-sa 2.0)
Am vergangenen Donnerstag sind nach einem Bericht des marokkanischen Nachrichtendienstes "Le360" zwei männliche Studenten in der Großstadt Aït Melloul verhaftet worden, nachdem in sozialen Netzwerken ein Kuss-Video der beiden aufgetaucht war.
Das Video soll zeigen, wie sich die beiden in einem Schulzimmer geküsst haben. Laut der Polizei arbeitet einer der Männer als Koordinator an der Oberschule, die in dem Clip zu sehen ist. Offenbar war keine weitere Person beteiligt, vielmehr soll das Video von einem der beiden Männer aufgenommen worden sein.
Die Beschuldigten befinden sich dem Bericht zufolge in Haft und sollen in dieser Woche einem Richter vorgeführt werden. Weitere Informationen wurden nicht genannt.
Laut Paragraf 489 des marokkanischen Strafgesetzbuches steht auf "unnatürliche Handlungen mit Mitgliedern des gleichen Geschlechts" eine Haftstrafe von bis zu drei Jahren. Außerdem kann eine Geldstrafe verhängt werden. Das Gesetz wird jedoch verhältnismäßig selten angewandt. Gerade in Touristengebieten wie Marrakesch, Agadir oder Tanger wird Homosexualität weitgehend toleriert.
2014 hatte allerdings die Verurteilung des 70-jährigen Touristen Tay Cole aus Großbritannien zu vier Monaten Haft für Empörung gesorgt und Boykottaufrufe nach sich gezogen. Der Mann soll sich mit einem schwulen Marokkaner verabredet haben, der ebenfalls verurteilt wurde. Als Reaktion auf Kritik aus dem Ausland wurde der Prozess neu aufgerollt und Cole durfte nach drei Wochen das Gefängnis verlassen und nach England ausreisen (queer.de berichtete).
Im letzten Jahr kam es zur Verhaftung eines kanadischen Touristen nach einem Quickie (queer.de berichtete). Allerdings wurde dem Ausländer Vergewaltigung vorgeworfen, was dieser durch ein Video entkräften konnte. Außerdem wurden vergangenes Jahr zwei Marokkaner wegen Homosexualität zu je vier Monaten Haft verurteilt (queer.de berichtete). (dk)
Diese Einzelschicksale homosexueller Menschen dürfen nicht vergessen werden und haben es verdient hier auf der Queer mit Artikel öffentliche Aufmerksamkeit zu erhalten. Denn nur wenn die Öffentlichkeit hier hinschaut, kann Veränderung in den dortigen Ländern erreicht werden.