Ulrich Parzany will mit einem neuen Netzwerk den christlichen Kampf gegen Schwule und Lesben aufnehmen (Bild: proChrist (M. Weinbrenner))
In der evangelikalen Bewegung in Deutschland ist ein Streit um die Tolerierung von "praktizierenden Homosexuellen" entbrannt – mit aggressiver Rhetorik.
Der evangelische Star-Prediger Ulrich Parzany hat in einem Anfang Januar formulierten Memorandum dafür geworben, dass Christen "entschiedenen Widerstand gegen die Irrlehren" leisten müssten, die in der "evangelischen Kirche z.T. ausdrücklich vertreten und gefördert werden". Der frühere Hauptredner der Bekehrungs-Veranstaltung "Pro Christ" sieht dabei als drängendstes Problem Homosexualität an, die laut Bibel nie anerkannt werden dürfe.
So heißt es in dem von der Evangelischen Nachrichtenagentur idea veröffentlichten Schreiben des 74-Jährigen: "Zur Offenbarung Gottes gemäß der Heiligen Schrift gehört die Ebenbildlichkeit des Menschen mit der Beziehung von Mann und Frau". Diese werde im Alten wie auch im Neuen Testament bestätigt. "Darum verwerfen wir die falsche Lehre, homosexuelle Beziehungen entsprächen dem Willen Gottes und dürften von den Kirchen gesegnet werden."
Anlehnung an Barmer Theologische Erklärung 1934
Die "Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche" (HuK) zeigte sich "empört" über das Schreiben und wies am Donnerstag darauf hin, dass sich Parzanys Memorandum "sprachlich unverkennbar an die Barmer Theologische Erklärung anlehnt". Dieses Schreiben aus dem Jahr 1934 ist das theologische Fundament der Bekennenden Kirche, die sich gegen die Gleichschaltung durch die Nationalsozialisten gewehrt hatte. Wie im neuen homofeindlichen Memorandum war damals der Kampf gegen die "falsche Lehre" das zentrale Thema – nur dass die Autoren in den Dreißigerjahren vor Nazis als Gefahr für die Kirche warnten, während es heute Homosexuelle sind.
"Christliche Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans*-Menschen möchten zu einer Kirche gehören, die sich aus Überzeugung dafür entscheidet, gleichgeschlechtliche Paare genauso zu behandeln wie heterosexuelle. Dieses kirchliche Vorgehen allein entspricht der Liebe Gottes und stärkt die Glaubwürdigkeit der Kirche", erklärten die HuK-Sprecher Thorsten Maruschke und Markus Gutfleisch in einer gemeinsamen Erklärung. Parzany habe sich dagegen "gewaltig im Ton vergriffen", wenn er die Kirche in "Rechtgläubige" und Andere spalte. "Unverhohlener kann man die Diskussion kaum verweigern."
Parzany will "bibelorientiertes" Netzwerk gründen
Für den 23. Januar hat Parzany über 60 evangelikale Vertreter in seine Heimatstadt Kassel eingeladen. Dort soll darüber beraten werden, ob ein deutschlandweites "Netzwerk Bibel und Bekenntnis" innerhalb der Evangelischen Kirche künftig deutlicher als bisher gegen die Anerkennung von Schwulen und Lesben und insgesamt für eine bibelorientierte Arbeit kämpfen wird.
Mit seinem Memorandum geht Parzany auf Konfrontationskurs zu dem evangelikalen Theologen Michael Diener, dem Vorsitzenden der Evangelischen Allianz und Präses des pietistischen Gnaudauer Gemeinschaftsverbunds. Er hatte sich nach seiner Wahl zum EKD-Vorstand im vergangenen Jahr in einem Interview freundlicher gegenüber Schwulen und Lesben gezeigt, obwohl er zugleich weiter unter anderem eine "Heilung" Homosexueller befürwortet und eine Segnung von Homo-Paaren ablehnt (queer.de berichtete). Das Interview hatte Teile der evangelikalen Szene erzürnt.
Dabei fordert auch Diener von der evangelischen Kirche eine stärkere Orientierung am Wortlaut der Bibel: Mit weiteren Mitstreitern, darunter dem Generalsekretär der Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb, hat er im letzten Jahr die Initiative "Zeit zum Aufstehen" gegründet. Sie tritt unter anderem für die "Stärkung der Ehe von Mann und Frau" gegen "ihre Entwertung" ein, für "einen neuen missionarischen Aufbruch" anhand der "Wahrheit des Wortes Gottes". Parzany geht das nicht weit genug.
Der Prediger hat seit Jahren immer wieder vor der Anerkennung von "praktizierenden Homosexuellen" gewarnt und lehnt die Mitarbeit von Schwulen und Lesben in evangelikalen Gemeinden strikt ab. Homosexualität ist für ihn eine "schöpfungswidrige Anomalie", die korrigiert werden müsse. Er kritisierte wiederholt, dass viele der evangelischen Landeskirchen Homo-Paare segnen, was er als unbiblisch bezeichnet. Bei "sexuellen Lebensformen" sei die Anerkennung Gottes nicht abhängig von "zeitgebundenen Moralvorstellungen", schrieb er 2012 in seinem Buch "Christ. Glauben. Leben." (dk)
Also auf, ihr Betschwestern! Sucht den Dialog! Geht auf die andere Seite zu! Zeigt Gesprächsbereitschaft! Streckt die Hand... Blablablablabla.
Mit Religioten gibt es keinen Dialog und keinen Kompromiss. Irgendwann werden das auch die begreifen, die der Meinung sind, sie bräuchten den Sektenverein für ihre Freizeitgestaltung und ihr 'Seelenheil'.