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Erzbischof Ioan Selejan will die Verfassung nach den Vorgaben der Bibel ändern
- 18. Januar 2016, 17:04h 2 Min.
Bereits jetzt ist in Rumänien die gleichgeschlechtliche Ehe verboten. Die orthodoxe Kirche will jedoch erreichen, dass dieses Verbot auch in der Verfassung verankert wird.
Die Rumänisch-Orthodoxe Kirche sammelt gegenwärtig im ganzen Land Unterschriften, um ein Eheverbot für schwule und lesbische Paare in der Verfassung zu verankern. Grund: Gegenwärtig spricht die Verfassung aus dem Jahr 2003 in Artikel 48, Absatz 1 nur davon, dass "zwei Eheleute" einander heiraten können. Per Gesetz ist die Ehe allerdings bereits jetzt als Verbindung zwischen Mann und Frau definiert; auch eingetragene Partnerschaften sind verboten.
Laut rumänischen Medienberichten wollen die Geistlichen zusammen mit anderen LGBT-Gegnern in den kommenden Monaten 500.000 Unterschriften sammeln. Das wäre eine der Voraussetzungen für einen Volksentscheid – außerdem müssten laut der Verfassung noch der Präsident und ein Viertel aller rumänischen Abgeordneten zustimmen.
Insbesondere Erzbischof Ioan Selejan kämpft für das Referendum. In Rumänien sei die "Familie auf den Vorgaben der Bibel" aufgebaut, erklärte Selejan vergangene Woche in einer Pressemitteilung. Nur so könne der Fortbestand des Volkes gesichert werden. Als abschreckendes Beispiel nannte er Griechenland, wo auf Druck des Europäischen Menschenrechtsgerichtshofs kurz vor Weihnachten die Öffnung der eingetragenen Lebenspartnerschaft beschlossen worden war (queer.de berichtete).
Vorbild: Volksentscheid in Kroatien
Viele Nachbarländer Rumäniens wie Bulgarien, Serbien und Moldawien haben bereits heute das Ehe-Verbot für schwule und lesbische Paare in ihren Landesverfassungen verankert. Auftrieb hatte den Homo-Gegnern 2013 das Ergebnis einer Volksabstimmung in Kroatien gegeben; dort hatte eine deutliche Mehrheit das Verbot befürwortet (queer.de berichtete). Erst vergangenen Monat verhinderte bei einem Volksentscheid zudem eine Mehrheit in Slowenien die Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben (queer.de berichtete).
Die LGBT-Organisation "Accept Romania" sieht die Initiative als Versuch an, gleichgeschlechtliche Paare weiter zu stigmatisieren. Der Volksentscheid habe keinerlei praktische Auswirkungen, verursache aber eine Zunahme der Homophobie. Auch seien entsprechende Initiativen zur Änderung der Verfassung bereits zweimal gescheitert.
In den letzten Jahren waren zugleich mehrere Anläufe der Grünen für die Einführung einer Lebenspartnerschaft an der Parlamentsmehrheit gescheitert, zuletzt erst Anfang Dezember. Laut Umfragen gehört die Bevölkerung zu den LGBT-feindlichsten in Europa: So kam eine EU-weite Umfrage zu dem Ergebnis, dass nur 21 Prozent der Bevölkerung der Öffnung der Ehe zustimmen würden (EU-Schnitt: 61 Prozent). Nur in Bulgarien und Lettland war die Zustimmung noch niedriger (queer.de berichtete). (dk)

Es soll auch Menschen geben, die weder Religion noch Staat brauchen, um für sie zu denken.