Hillary Clinton hat im Wahlkampf oft über LGBT-Rechte gesprochen (Bild: flickr / Marc Nozell / by 2.0)
Hillary Clinton erhält das "Endorsement" der Human Rights Campaign, obwohl ihr innerparteilicher Herausforderer in den letzten Jahren LGBT-freundlichere Politik betrieben hat.
Die Human Rights Campaign hat am Dienstag ihre Mitglieder aufgefordert, bei den Präsidentschafts-Vorwahlen und den Hauptwahlen im November für Hillary Clinton zu stimmen. "In ihrem Wahlkampf kämpft Ex-Außenministerin Clinton gegen Republikaner, die den Fortschritt blockieren wollen", erklärte HRC-Chef Chad Griffin am Dienstag in einer E-Mail an die Mitglieder. "Republikaner wollen die Fortschritte, die während der Amtszeit Obamas gemacht worden sind, wieder rückgängig machen. Clinton hat dagegen als First Lady, als Senatorin und als Außenministerin für LGBT-Rechte gekämpft."
Clinton hat im Wahlkampf ein ausführliches Programm für LGBT-Rechte vorgelegt und wirbt offensiv in der Community. Allerdings hat sie – anders als ihr innerparteilicher Konkurrent Bernie Sanders – ihre Positionen in den letzten Jahren geändert. So befürwortet sie erst seit 2013 die Ehe für alle (queer.de berichtete) – der Umschwung kam damit just zu einer Zeit, in der sich in Umfragen erstmals eine Mehrheit der Amerikaner für die Gleichstellung aussprachen.
Clinton führt knapp gegen Sanders
Bernie Sanders ist Hillary Clintons schärfster innerparteilicher Gegner
Sanders, der seit 1991 als unabhängiger Sozialist im US-Kongress vertreten ist, hat dagegen bereits seit Beginn seiner Karriere für die Ehe-Öffnung geworben und sich auch für andere Maßnahmen wie die Aufhebung des Homo-Verbots im US-Militär engagiert. Das Clinton-"Endorsement" führte daher auf der Facebook-Seite der Human Rights Campaign zu Kritik. So schrieb ein User: "Ich würde eher jemanden unterstützen, der sich von Anfang an für gleiche Rechte einsetzt als eine Person, die ihre Meinung ändert, wenn es günstig ist."
Umfragen zufolge liegt Clinton derzeit unter Demokraten mit zirka 50 Prozent Zustimmung vor Sanders, der knapp 40 Prozent erreichen würde. Bei den ersten Vorwahlen, die Anfang Februar in den Staaten Iowa und New Hampshire stattfinden werden, ist der Abstand allerdings geringer. Bei einem Sieg in diesen beiden Staaten könnte Sanders mehr Rückenwind erhalten. Kritiker befürchten allerdings, dass Sanders bei den Hauptwahlen moderate Wähler abschrecken könnte und am Ende dem Rechtspopulisten Donald Trump helfen könnte, ins Weiße Haus einzuziehen.
Dieser führt derzeit bei den republikanischen Präsidentschaftskandidaten mit radikalen Forderungen die Spitze an. Unter anderem will er ein Einreiseverbot für alle Muslime einführen oder eine Mauer an der amerikanisch-mexikanischen Grenze errichten. Er erhielte aktuellen Umfragen zufolge bei den Vorwahlen auf nationaler Ebene 37 Prozent der Stimmen. An zweiter Stelle liegt Ted Cruz mit 19 Prozent – der in Kanada geborene Texaner wirbt vor allem mit Homophobie um die Stimmen der religiösen Rechten (queer.de berichtete). Keiner der republikanischen Kandidaten hat sich bislang für die Gleichstellung im Ehe-Recht oder andere Verbesserungen für LGBT – etwa ein nationales Antidiskriminierungsgesetz – ausgesprochen. (dk)
Aber die werden wohl taktisch denken. Jemand, der sich selbst als Sozialist sieht, hat vielleicht in einigen Kreisen Sympathien, aber wenn dann die ganze Nation abstimmen soll, wird er es wohl sehr schwer haben. Das wäre ein gefundenes Fressen für die Republikaner.
Dagegen ist eine Hillary Clinton sicher massenkompatibler als Bernie Sanders. Was bringt einem der bessere Kandidat, wenn er letztlich manche Wähler zu den erzhomophobe Republikanern treibt.
Dann lieber Hillary Clinton als Kompromiss (und kleineres Übel als die Republikaner) und hoffen, dass sie alle Schritte zur weiteren Gleichstellung unternimmt. (Auch wenn mein Herz für Bernie Sanders schlägt.)