Die Teilnehmerzahl der Kundgebung in Rom ist noch umstritten. Der Protest wirkte aber weniger farbenfroh und vielfältig als die Demos für die Homo-Ehe eine Woche zuvor.
In Rom versammelten sich Gegner der Einführung einer Lebenspartnerschaft, darunter auch Regierungsmitglieder.
Eine Woche, nachdem in fast 100 Städten Italiens bis zu eine Million Schwule, Lesben, Bi- und Transsexuelle und ihre Freunde für die Einführung einer Lebenspartnerschaft auf die Straßen gegangen sind, haben sich am Samstag in Rom Hunderttausende zu einem "Family Day" versammelt.
Die von konservativen, rechten und christlichen Gruppen sowie der katholischen Kirche beworbene Veranstaltung, die auf einen bestehenden, jährlich gefeierten Familientag der Kirche aufsetzte, fand zentral auf dem Gelände des Circus Maximus in der Hauptstadt statt – bis zu 1.000 Busse karrten Gläubige aus der ganzen Republik an; ein Zugunternehmen war in den letzten Tagen in Kritik geraten, weil es Anreisenden aus allen Winkeln Italiens Rabatte gewährte.
Bereits im letzten Sommer hatte eine ähnliche Demonstration in Rom bis zu eine Million Menschen versammelt. Den Veranstaltern zufolge kamen am Samstag sogar zwei Millionen zusammen – eine Zahl, die von Medien und LGBT-Organisationen allerdings erheblich angezweifelt wurde. Soviele Menschen passten ihren Schätzungen nach gar nicht auf das Gelände, ein Konzert der Rolling Stones am gleichen Ort hatte etwa 73.000 Besucher, verglich jemand samt Bildern beider Veranstaltungen bei Twitter. Es dürfte sich wohl maximal um mehrere Hunderttausend gehandelt haben, einige Journalisten rechnen fünfstellig. Offizielle Angaben liegen noch nicht vor.
Protest kurz vor erster Abstimmung zum Gesetz
Auch mehrere Politiker von Regierung und Opposition nahmen an der Kundgebung teil
Die Demonstration richtet sich gegen Pläne der Regierung Renzi, das Rechtsinstitut einer Lebenspartnerschaft einzuführen – es wäre die erste rechtliche Anerkennung von Homo-Paaren in dem Land, das hier das Schlusslicht Westeuropas bildet und sogar vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte zum Handeln ermahnt wurde.
Umstritten, auch innerhalb der Regierung, ist vor allem das Recht auf die Adoption des Kindes des Partners. Am Donnerstag hat der Senat mit einer Debatte des Gesetzes um die "Unioni civili" begonnen, eine erste Vorabstimmung ist für Dienstag vorgesehen. Alleine in dieser Kammer des Parlaments düfte die Diskussion um das Gesetz und mehrere tausend Änderungsanträge noch bis Mitte Februar andauern.
"Ehe = Mann und Frau"
Vor allem die katholische Kirche hatte für den Tag der Familie getrommelt, den sie einmal jährlich in Rom begeht
"Die Familie darf nicht verschrottet werden", stand auf dem großen Plakat vor der Bühne der rund zweieinhalbstündigen Veranstaltung am Nachmittag. "Ehe = Mann und Frau", "Verteidigen wir unsere Kinder" oder "Adoption durch Homosexuelle ist ein Verbrechen" stand auf den Transparenten einiger Teilnehmer.
Neben italienischen Flaggen sah man auch viele von "Manif pour tous" – das Motiv mit einer heterosexuellen Familie mit zwei Kindern von der französischen Bewegung gegen die Ehe-Öffnung wird auch in Deutschland von der "Demo für alle" eingesetzt.
Mehrere Politiker nahmen teil, darunter auch einige Abgeordnete von Renzis Sozialdemokraten und seiner konservativen Koalitionspartner. Der christdemokratische Umweltminister Gian Luca Galletti sprach auf der Veranstaltung, Innenminister Angelino Alfano (NCD) traf sich kurz vor dem Protest mit seinen Organisatoren und sprach auf Twitter von seiner Unterstützung der Ziele der Kundgebung. Die Oppositionspolitikerin Giorgia Meloni forderte die koalitionsinternen Kritiker auf, die Regierung zu verlassen.
Die Webseite des "Family Day" war derweil in der Nacht zum Samstag vom Hacker-Kollektiv Anonymous abgeändert worden. "Stoppt Homophobie – Liebe ist Liebe" lautete die veränderte Botschaft. (nb)
Da marschieren sie wieder Hand in Hand: diese Mischung aus religiösen Fanatikern und stramm Rechten.
Gerade in Italien sollte nicht schon wieder der Geist des Faschismus wehen...
Ich werde nie verstehen, wie solch totalitären Menschen ihre eigene Meinung zum alleinig richtigen Maßstab erklären können, den sie allen anderen aufzwingen wollen. Die müssen vom Hass zerfressen sein.