Rick Santorum und Mike Huckabee steigen aus dem Präsidentschaftswahlkampf 2016 aus
Bei den amerikanischen Vorwahlen lichten sich die Reihen. Insbesondere populistische Kandidaten treten ab, allerdings haben die Homo-Hasser mit Ted Cruz noch einen Hoffnungsträger.
Von Dennis Klein
Nach der Vorwahl in Iowa haben mit Rick Santorum und Mike Huckabee die zwei homosexuellenfeindlichsten Kandidaten ihren Kampf um das Präsidentenamt aufgegeben. Huckabee, der von 1996 bis 2007 Gouverneur von Arkansas war, gab bereits am Dienstag seinen Rückzug bekannt. Ex-Senator Santorum folgte am Mittwoch. Auch der libertäre US-Senator Rand Paul, der ebenfalls mit homophober Rhetorik um Stimmen warb, zog die Reißleine.
Sowohl Huckabee als auch Santorum hatten im ländlichen Iowa, in dem konservativ-evangelikale Wähler eine besonders große Rolle spielen, bereits gewonnen: 2008 siegte Huckabee mit 38 Prozent vor Fred Thompson und dem späteren republikanischen Kandidaten John McCain (queer.de berichtete); dieses Jahr erreichte er aber nur 1,8 Prozent. Santorum schaffte gar nur 0,95 Prozent, obwohl er den Staat vor vier Jahren noch mit hauchdünnem Vorsprung vor dem späteren Vorwahlen-Sieger Mitt Romney holen konnte (queer.de berichtete).
"Schaumige Mischung aus Gleitgel und Fäkalien"
Santorum, der in diesem Jahr beim Wahlkampf nur noch eine untergeordnete Rolle spielte, galt jahrelang als einer der homophobsten Politiker der USA, der etwa dafür warb, Homosexualität wieder mit Gefängnis zu bestrafen. Bereits 2003 hatte der LGBT-Aktivist Dan Savage eine Aktion gegen den damaligen US-Senator gestartet: Er wollte das Wort "Santorum" neu definieren und rief Fans auf, Vorschläge zu schicken. Am Ende kam dabei die Seite spreadingsantorum.com heraus, die viele Jahren bei Google-Suchen nach dem Begriff "Santorum" noch vor der Homepage des Politikers aufgetauchte. Die Neudefinition von "Santorum" lautet: "Schaumige Mischung (frothy mix) aus Gleitgel und Fäkalien, die manchmal ein Nebenprodukt von Analsex ist." In der Schwulenszene ist Santorum seitdem als "Frothy" bekannt.
US-Komiker amüsieren sich seit Jahren über Rick Santorum als "Frothy Mix"
Huckabee konnte dagegen vor wenigen Monaten mit seiner Unterstützung der homophoben Standesbeamtin Kim Davis für große Medienaufmerksamkeit sorgen. So organisierte er nach ihrer Entlassung aus der Beugehaft eine Demonstration gegen die Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben (queer.de berichtete). Am Ende verpuffte aber auch sein Wahlkampf im großen republikanischen Kandidatenfeld.
Ted Cruz saugt Stimmen der Homo-Hasser auf
Freilich gibt es unter den verbleibenden neun Kandidaten der Republikaner keinen einzigen, der sich ausdrücklich für LGBT-Rechte engagiert. In Iowa konnte mit großer Unterstützung der Evangelikalen der ebenfalls unter LGBT-Aktivisten sehr unbeliebte Ted Cruz die Vorwahl gewinnen. Seine Themen sind vor allem die Ablehnung der Gesundheitsreform von Präsident Barack Obama, der Einsatz für niedrigere Steuern und außenpolitische Kraftmeierei wie die Forderung nach einem Flächenbombardement der Terrormiliz IS, aber auch LGBT-feindliche Stimmungsmache (queer.de berichtete). So will er unter anderem Schwule und Lesben aus dem US-Militär entfernen und sucht die Nähe zu radikalen Predigern, die die Todesstrafe für Homosexuelle fordern (queer.de berichtete).
Nach dem Sieg in Iowa sieht sich Ted Cruz als Favorit
Auch die anderen republikanischen Kandidaten wollen im Vorwahlkampf nicht auf die Stimmen der Homo-Hasser verzichten: So fordert Donald Trump anders als noch vor wenigen Monaten, gleichgeschlechtlichen Paaren das Ehe-Recht wieder zu entziehen (queer.de berichtete). Ähnliche Äußerungen kommen von Senator Marco Rubio, der in Iowa überraschend stark abschnitt und knapp hinter Trump den dritten Platz belegte. So hat er im Wahlkampf erklärt, als Präsident an seinem ersten Tag im Weißen Haus den von Präsident Obama eingeführten Diskriminierungsschutz für LGBT-Mitarbeiter der Bundesverwaltung wieder abzuschaffen. Rubio wird auch wegen Äußerungen wie diesen inzwischen von Rick Santorum unterstützt.
Sanders-Clinton-Zweikampf bei den Demokraten
Auf der Seite der Demokraten ist die Lage übersichtlicher: Hier streiten sich nur noch Ex-Außenministerin Hillary Clinton und der linke Senator Bernie Sanders um die Kandidatur. Beide engagieren sich gleichermaßen für LGBT-Rechte, wenn auch Anhänger von Sanders betonen, dass Clinton bis vor wenigen Jahren die Ehe-Öffnung abgelehnt hatte. Die größte LGBT-Organisation, die Human Rights Campaign, gab allerdings Sanders einen Korb und unterstützt die Ehefrau von Ex-Präsident Bill Clinton (queer.de berichtete).
Bei den Demokraten kämpfen Bernie Sanders und Hillary Clinton um die Kandidatur.
Der Vorwahlzirkus zieht nun weiter nach New Hampshire (9. Februar). Fast wöchentlich finden weitere Abstimmungen statt. Voraussichtlich wird bei beiden Parteien am "Super Tuesday" am 1. März eine Vorentscheidung fallen, wenn mehr als ein Dutzend Bundesstaaten ihre Vorwahlen abhalten. Sollte es knapp werden, könnten aber noch die letzten Abstimmungen im Juni darüber entscheiden, wer antreten darf.
Zudem könnte in diesem Jahr noch neben den Kandidaten der zwei großen Parteien ein weiterer aussichtsreicher Kandidat in den Wahlkampf einsteigen. So hat Donald Trump wiederholt angedeutet, dass er sich vorstellen könne, als Unabhängiger anzutreten, sollte er die republikanischen Vorwahlen nicht gewinnen. Auch der ehemalige New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg liebäugelt damit, sich im November als Unabhängiger zum Präsidenten wählen zu lassen. Bloomberg war bis 2001 Demokrat, wechselte dann zu den Republikanern und ist seit 2007 parteilos. Er setzte sich vorbildlich für LGBT-Rechte ein und sprach sich noch vor Clinton für die Ehe für alle aus, was im liberalen New York allerdings einfacher ist als in anderen Landesteilen.
Sowohl Trump als auch Bloomberg können als Multimilliardäre ihren Wahlkampf alleine finanzieren und müssen damit nicht wie die anderen Kandidaten um Spenden betteln. Es ist allerdings unklar, wie groß ihre Chance ist – und ob sie bei einem potenziellen Sieg als Parteilose überhaupt in der Lage sein werden, gegen einen feindlich gestimmten Kongress Gesetze durchsetzen zu können. Zuletzt versuchte sich der Milliardär Ross Perot 1992 und 1996 als Kandidat, war aber mit 19 bzw. 8 Prozent abgeschlagen.
Wie das Drama ausgeht, werden wir erst in einem guten halben Jahr erfahren: Die Wahlen zum Präsidenten finden am 8. November statt.
Und Donald Trump ist ja auch noch nicht abgeschrieben. Und der ist ja auch voll auf die homophobe Linie aufgestiegen.
Und selbst gemäßgtere Kandidaten der Republikaner sind ja immer noch homophob genug und werden genug schlimmes anstellen.