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Sachliche Debatte
Evangelische Kirche nähert sich Trans- und Intersexuellen an

Kirchenpräsident Volker Jung bei der Tagung in Frankfurt (Bild: Jörn v. Lutzau / Ev. Kirche Hessen-Nassau)
- 8. Februar 2016, 18:24h 3 Min.
Bei einer Tagung in Frankfurt meinte der hessische Kirchenpräsident Volker Jung, man müsse sexuelle Vielfalt "entmoralisieren".
Die evangelische und katholische Kirche in Deutschland müssten "theologische Antworten und praktische Wege für die Lebbarkeit und Vereinbarkeit von Intersexualität und Transidentität im religiösen Kontext" finden. Das fordern die Teilnehmer eines Kongresses zu Trans- und Intersexualität, der vom letzten Donnerstag bis Samstag in Frankfurt stattfand, in einer Resolution.
Die internationale Tagung zur "gesellschaftlichen Herausforderung im Gespräch zwischen Theologie und Neurowissenschaften" war war vom Lehrstuhl für Systematische Theologie am Fachbereich Evangelische Theologie der Goethe-Universität Frankfurt mit Unterstützung von Wissenschaftsverbänden und der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) organisiert und in Kooperation mit der Trans Evidence Working Group durchgeführt worden.
Theologie und Kirche zeigten sich bislang "weitgehend unbeeindruckt" vom "wissenschaftlichen State of the Art", wurde bereits in der Einladung kritisiert. Dabei werde "das explizite Bedürfnis der Betroffenen nach Angleichung von Körper und Lebensweise an das eigentliche Geschlecht" heute "als natürlich und nicht-pathologisch beurteilt".
Ziel: Akzeptanz und Würdigung
In einem Begrüßungsvortrag (PDF) meinte Volker Jung, der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen-Nassau, wie bei der Homosexualität gehe es bei Transsexualität, Transgender und Transidentität um eine Frage der Wahrnehmung. Und die sei kirchlich "schuldbelastet": "Es wurde nicht wahrgenommen, dass es Grundprägungen von Menschen gibt, die nicht veränderbar sind und zur Identität eines Menschen gehören."
Es sei daher eine "Entmoralisierung" erforderlich, "die geschlechtliche und sexuelle Identität und Prägung nicht auf Ebene frei wählbaren Verhaltens wahrnimmt und bewertet", so Jung weiter. "Für sexuelle Prägung – ob hetero-, homo-, bi-, transsexuell etc. – gilt, dass sie gewissermaßen 'empfangen' ist und natürlich auch, dass sie verantwortlich zu leben ist."
Letztlich gege es um "Akzeptanz und Würdigung", so Jung. "Zum 500. Jubiläum der Reformation sollte die evangelische Kirche einen Beitrag dazu leisten, dass Diskriminierung aufgrund von geschlechtlicher oder sexueller Identität und Orientierung ein Ende hat." Jeder Mensch solle in der Kirche willkommen sein, meinte Jung: "So wie das Lili Elbe im Film 'The Danish Girl' voller Überzeugung sagt: 'Gott hat mich so geschaffen'."
Vorsichtiges Lob für Tagung
Jung, der zugleich betonte, dass dies keine Anerkennung von "Anything goes" sei, sollte hier eigentlich nichts revolutionäres gesagt haben. Doch zugleich schwelt der Streit um den Umgang mit homosexuellen Paaren in der Kirche weiter – vor allem am evangelikalen Rand, der sich in Deutschland teilweise auch weiter nicht von "Angeboten" zur "Heilung" Homosexueller lösen will.
Das wissen wohl auch die Konferenz-Teilnehmenden, die mit der Petition (PDF) ihren Forderungen nach Dialog und Akzeptanz Druck verleihen. Der wissenschaftliche-theologische Dialog müsse "mit intersexuellen und transidenten Menschen geführt" werden, ermahnen sie.
Insgesamt bewerteten viele Teilnehmende die Konferenz positiv, da sie nicht nur eine gute Gelegenheit zur Vernetzung geboten habe, sondern auch viele wissenschaftliche Referate und Workshops, die neue Impulse brachten. (cw)














Zudem hatten bereits zuvor 15 der 20 Landeskirchen der EKD öffentliche Segnungsgottesdienste kirchenrechtlich ermöglicht. Aber auch die altkatholischen Kirchen haben dies ebenso umgesetzt.
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www.huk.org/cms/front_content.php?idart=352=1
(HuK: Trauung gleichgeschlechtlicher Paare)