In der US-Serie "Will and Grace" wird in 194 Folgen die Freundschaft zwischen der heterosexuellen Grace (Debra Messing) und dem schwulen Will (Eric McCormack) thematisiert (Bild: NBC)
In Filmen oder Sitcoms wird oft das Bild des gut gekleideten Schwulen gezeigt, der nichts lieber tut, als mit seiner besten Freundin shoppen zu gehen. Britische Forscher halten diese Klischees für gefährlich.
Britische Wissenschaftler unter Führung des Doktoranden Ashley Brooks der Anglia Ruskin University im britischen Cambridge stellen in einem neuen Forschungspapier die These auf, dass die Darstellung von schwulen Männern in populären Fernsehsendungen oder Kinofilmen dem Selbstvertrauen von männlichen Homosexuellen schadet. Serien wie "Sex and the City", "Will and Grace" oder "Ugly Betty" sowie Filme wie "Die Hochzeit meines besten Freundes" würden schwule Männer als "eindimensionale Figuren" zeigen, die das Leben von Homosexuellen klischeehaft darstellten und sie daher in eine Ecke stellen, aus der sie nur schwer wieder herauskommen könnten.
Derartige Darstellungen würden zu "positiven Vorurteilen" und "unrealistischen Erwartungen" an schwule Männer führen. Schwule Männer könnten seelischen Schaden nehmen, wenn sie diese klischeehaften Erwartungen nicht erfüllten, erklärte der Psychologe Daragh McDermott, der die Untersuchung betreut: "Oberflächlich betrachtet erscheinen Klischees über schwule Männer, etwa dass sie modebewusst und originell sind, positiv zu sein und auch in gewissem Maße der Wahrheit zu entsprechen." Allerdings würden diese Klischees bewirken, "dass schwule Männer in einer Schublade gesteckt werden und von ihnen gewisse Verhaltensweisen erwartet werden würden", so McDermott. Schwule, die von diesen Verhaltensweisen abweichen, würden "marginalisiert", was zu ernsthaften psychologischen Problemen führen könne.
Gesellschaftliche Erwartungen versus Persönlichkeitsentfaltung
Studienleiter Brooks argumentierte, dass insbesondere das Klischee von der engen Freundschaft zwischen einem schwulen Mann und einer heterosexuellen Frau, das oft in Filmen oder Serien gezeigt werde, im wirklichen Leben nur nachgespielt werde, um die Erwartungen der Gesellschaft zu erfüllen. Das könne negative Auswirkungen haben, wenn andere Beziehungen als weniger erstrebenswert betrachtet werden würden. Der Psychologie-Doktorand erklärte weiter, dass bei der Befragungen viele schwule Männer ihren Unmut über die Klischees geäußert und von der Schwierigkeit berichtet hätten, ihre eigene Persönlichkeit und die gesellschaftlichen Anforderungen in Einklang zu bringen.
Nun soll die These eingehend durch die Befragung von mindestens 1.000 britischen Schwulen näher untersucht werden. (cw)