Der Papst gab am Donnerstag mal wieder eine improvisierte Pressekonferenz in einem Flugzeug
Beim Rückflug aus Mexiko verweigerte Franziskus eine Stellungnahme zur Gesetzesinitiative in Italien.
Einst hatte Papst Franziskus auf einer improvisierten Pressekonferenz in einem Flugzeug über Homosexuelle rhetorisch gefragt: "Wer bin ich, um über sie zu richten?" Am Donnerstag legte er nun mit einem ähnlichen vermeintlich milden Zitat nach.
"Der Papst mischt sich nicht in die italienische Politik ein", sagte er gegenüber Journalisten auf dem Rückflug von seiner Mexiko-Reise. Anlass war eine Frage nach seiner Haltung zur geplanten Einführung von Lebenspartnerschaften für schwule und lesbische Paare, die gerade im Senat debattiert wird. "Da der Papst jedem gehört, kann er nicht zu der konkrekten inhaltlichen Politik eines Landes Stellung nehmen. Das ist nicht die Rolle des Papstes."
Er habe den italienischen Bischöfen gesagt, dass sie die Frage unter sich ausmachen sollten, so Franziskus weiter. Auf Nachfrage erinnerte er aber an seine Haltung, dass gleichgeschlechtliche Partnerschaften nicht mit der Ehe verglichen werden könnten.
Durchaus Kampf gegen Homo-Ehe in Italien
Während die Deutsche Presse-Agentur die Meldung so auslegte, dass die Papst-Zitate den Reformern in der italienischen Politik den Rücken stärken, sehen andere darin eine Ablenkung von der eigentlichen Haltung: Die katholische Kirche kämpft seit Jahren weltweit gegen jegliche rechtliche Anerkennung von schwulen und lesbischen Paaren an. Auch in Italien – dort hatte sie erst vor wenigen Wochen zu einer Großkundgebung gegen die Gesetzesinitative zur Lebenspartnerschaft aufgerufen (queer.de berichtete).
Eine Woche zuvor hatte der Papst selbst noch einmal betont, dass aus Sicht der Kirche die Ehe aus Mann und Frau einen hervorgehobenen Status behalten müsse und dass es "keine Verwirrung geben kann zwischen der von Gott gewollten Familie und jeder anderen Art von Verbindung". Auf dem Weg nach Mexiko hatte er sich auf Kuba zudem mit dem Moskauer Patriarchen Kyrill I. getroffen und die Homo-Ehe und ähnliche Rechtsinstitute in einem historischen Dokument öffentlich "bedauert" (queer.de berichtete).
Am Mittwoch war die Debatte über die Lebenspartnerschaft im italienischen Senat auf Eis gelaufen, sie wird erst in der nächsten Woche fortgesetzt (queer.de berichtete). Neben taktischen Spielereien der Opposition behindern vor allem einige katholische Abgeordnete der Sozialdemokraten des regierenden Ministerpräsidenten Renzi sowie seine kleineren konservativen Koalitionspartner ein Fortkommen, sie stören sich vor allem am geplanten Recht auf eine Stiefkindadoption.
Neue Haltung zur Kondomnutzung
Franziskus hatte sich auch ansonsten immer wieder in die Politik von Ländern eingemischt, französischen Abgeordneten etwa deutlich erklärt, dass man die Ehe-Öffnung für schwule und lesbische Paare auch wieder zurücknehmen könne (queer.de berichtete). Zugleich hatte er immer wieder, zumindest im Vergleich zu seinem Vorgänger Benedikt XVI., mit milden Äußerungen zu Homosexuellen für Schlagzeilen gesorgt und etwa gefordert, Kinder aus Regenbogenfamilien nicht zu benachteiligen (queer.de berichtete).
Während des Fluges sagte der Papst am Donnerstag noch, dass angesichts der Zika-Seuche eine Verwendung von Kondomen moralisch vertretbar sei. Bei einer ähnlichen Frage in Bezug auf Aids hatte er vor einem Jahr keine klare Antwort gegeben – was teilweise bereits als positives Zeichen gewertet worden war. Für Aufregung sorgt inzwischen eine weitere Äußerung von seinem heutigen Rückflug, der republikanische Präsidentschaftsbewerber Donald Trump sei wegen seiner Äußerungen zur Immigration "nicht christlich". (cw)