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Der Papst gab am Donnerstag mal wieder eine improvisierte Pressekonferenz in einem Flugzeug

  • 18. Februar 2016, 20:14h 23 3 Min.

Beim Rückflug aus Mexiko verweigerte Franziskus eine Stellungnahme zur Gesetzesinitiative in Italien.

Einst hatte Papst Franziskus auf einer improvisierten Pressekonferenz in einem Flugzeug über Homosexuelle rhetorisch gefragt: "Wer bin ich, um über sie zu richten?" Am Donnerstag legte er nun mit einem ähnlichen vermeintlich milden Zitat nach.

"Der Papst mischt sich nicht in die italienische Politik ein", sagte er gegenüber Journalisten auf dem Rückflug von seiner Mexiko-Reise. Anlass war eine Frage nach seiner Haltung zur geplanten Einführung von Lebenspartnerschaften für schwule und lesbische Paare, die gerade im Senat debattiert wird. "Da der Papst jedem gehört, kann er nicht zu der konkrekten inhaltlichen Politik eines Landes Stellung nehmen. Das ist nicht die Rolle des Papstes."

Er habe den italienischen Bischöfen gesagt, dass sie die Frage unter sich ausmachen sollten, so Franziskus weiter. Auf Nachfrage erinnerte er aber an seine Haltung, dass gleichgeschlechtliche Partnerschaften nicht mit der Ehe verglichen werden könnten.

Durchaus Kampf gegen Homo-Ehe in Italien

Während die Deutsche Presse-Agentur die Meldung so auslegte, dass die Papst-Zitate den Reformern in der italienischen Politik den Rücken stärken, sehen andere darin eine Ablenkung von der eigentlichen Haltung: Die katholische Kirche kämpft seit Jahren weltweit gegen jegliche rechtliche Anerkennung von schwulen und lesbischen Paaren an. Auch in Italien – dort hatte sie erst vor wenigen Wochen zu einer Großkundgebung gegen die Gesetzesinitative zur Lebenspartnerschaft aufgerufen (queer.de berichtete).

Eine Woche zuvor hatte der Papst selbst noch einmal betont, dass aus Sicht der Kirche die Ehe aus Mann und Frau einen hervorgehobenen Status behalten müsse und dass es "keine Verwirrung geben kann zwischen der von Gott gewollten Familie und jeder anderen Art von Verbindung". Auf dem Weg nach Mexiko hatte er sich auf Kuba zudem mit dem Moskauer Patriarchen Kyrill I. getroffen und die Homo-Ehe und ähnliche Rechtsinstitute in einem historischen Dokument öffentlich "bedauert" (queer.de berichtete).

Am Mittwoch war die Debatte über die Lebenspartnerschaft im italienischen Senat auf Eis gelaufen, sie wird erst in der nächsten Woche fortgesetzt (queer.de berichtete). Neben taktischen Spielereien der Opposition behindern vor allem einige katholische Abgeordnete der Sozialdemokraten des regierenden Ministerpräsidenten Renzi sowie seine kleineren konservativen Koalitionspartner ein Fortkommen, sie stören sich vor allem am geplanten Recht auf eine Stiefkindadoption.

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Neue Haltung zur Kondomnutzung

Franziskus hatte sich auch ansonsten immer wieder in die Politik von Ländern eingemischt, französischen Abgeordneten etwa deutlich erklärt, dass man die Ehe-Öffnung für schwule und lesbische Paare auch wieder zurücknehmen könne (queer.de berichtete). Zugleich hatte er immer wieder, zumindest im Vergleich zu seinem Vorgänger Benedikt XVI., mit milden Äußerungen zu Homosexuellen für Schlagzeilen gesorgt und etwa gefordert, Kinder aus Regenbogenfamilien nicht zu benachteiligen (queer.de berichtete).

Während des Fluges sagte der Papst am Donnerstag noch, dass angesichts der Zika-Seuche eine Verwendung von Kondomen moralisch vertretbar sei. Bei einer ähnlichen Frage in Bezug auf Aids hatte er vor einem Jahr keine klare Antwort gegeben – was teilweise bereits als positives Zeichen gewertet worden war. Für Aufregung sorgt inzwischen eine weitere Äußerung von seinem heutigen Rückflug, der republikanische Präsidentschaftsbewerber Donald Trump sei wegen seiner Äußerungen zur Immigration "nicht christlich". (cw)

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#1 lucdf
  • 18.02.2016, 21:50hköln
  • Naja, einen Schritt nach vorne und zwei Schritte zurück, das haben wir verstanden.
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#2 PFriedrich
  • 18.02.2016, 22:06hTrier
  • Manchmal habe ich die kleine Hoffnung, daß bei Franziskus der Haß auf nichtheterosexuelle Menschen nicht so ein perverses Maß erreicht hat wie bei Klerikalfascho-Ratze. Jede kleine Verbesserung der wahnsinnigmachenden kirchlichen Sexualmoral wäre ein Gewinn für die Menschlichkeit schlechthin.
    Ob allerdings Bergoglio wirklich was bewegt - das weiß nur das Fliegende Spaghettimonster.
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#3 LarsAnonym
  • 18.02.2016, 22:58h
  • Man sollte von Papst Franziskus lernen und ihn für sein moderates Statement einmal kräftig umarmen. Auch ein Papst braucht das hin und wieder.

    Und da ich gerade vor Güte überquelle: Ich sehe das Problem darin, dass "Ehe" und "Familie" mehrdeutige Begriffe sind. Ein Heteropaar, das keine Kinder zeugen will /kann , geht eine Ehe ein. Ein Schwuler, der mit einem Mann zusammenlebt, geht eine Beziehung ein, die einer solchen Verbindung in jeder Hinsicht gleicht. Wie man das nennt, ist im Grunde genommen wurscht. Beiden ist gemeinsam, dass sie zusammen keine biologische Familie gründen, was nicht heißt, dass sie familienähnliche Strukturen (über angenommene Kinder) bilden können. Im Grunde sind beides Partnerschaften.

    Ich halte es für einen Fehler der Hombewegung, sich auf den mehrdeutigen Namen Ehe zu fixieren, anstatt eine Partnerschaft zu fordern, die rechtlich der Ehe absolut gleich gestellt ist (inklusive des Adoptionsrechts), aber eben einen anderen Namen trägt. Was ist an dem Begriff Partnerschaft auszusetzen, wenn man ihn selbstbewusst verwendet? Es wäre der katholischen Kirche auch leichter, eine Partnerschaft zu segnen. Sie segnet auch Kanonen und Autohäuser, das ist nicht das Problem.

    Sollte aber einer der Partner einer solchen Verbindung ein Kind außerhalb einer Ehe / Partnerschaft zeugen, ist es nachvollziehbar,, wie ich meine, dass diese biologische Elternschaft unabhängig von der rechtlichen Situation in irgend einer Weise gewürdigt werden sollte und mit einer Form der genetischen Verbundenheit und Verantwortung verbunden ist, der man/frau sich nicht entziehen kann.
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