Der CSD in Auckland wurde am Samstag mehrfach durch selbst queere Gegendemonstranten behindert
Sowohl in Melbourne als auch in Auckland störten einzelne Aktivisten CSD-Paraden, statt ihre Anliegen zum Teil der Demonstration zu machen.
Im neuseeländischen Auckland haben Mitglieder von "No Pride in Prison", eine "queere und Trans-Aktivistengruppe", am Samstag die Parade des CSD für rund eine Stunde durch mehrere Sitzblockaden aufgehalten. Damit wollten sie gegen eine Teilnahme von Polizisten und Angestellten von Gefängnissen protestieren.
Mit der Blockade haben man ein Zeichen setzen wollen, dass der Pride damit "gewalttätigen, rassistischen und transmisogynen Institutionen" im zweiten Jahr in Folge eine Bühne geboten habe, meinte eine Aktivistin der Gruppe gegenüber Medien. In einer Stellungnahme wird argumentiert, die übliche Doppelbelegung in Gefängnissen führe zu Gewalt gegenüber queeren und Trans-Insassen. So sei die Vergewaltigung einer Transsexuellen bekannt geworden. Die Polizei verhalte sich gegenüber Minderheiten zudem rassistisch.
Die Teilnahme von Mitarbeitern dieser Institutionen an der Pride-Demo sei ein "Pink Washing", so "No Pride in Prison": LGBT-Fragen würden genutzt, um von alltäglicher Gewalt und Brutalität abzulenken. Der CSD und viele Teilnehmer würden sich auf ihre Seite stellen statt auf die Seite der am meisten marginalisierten Personen.
Farbbeutel-Anschläge
Insgesamt hatte es mehrere Versuche von Aktivisten gegeben, die CSD-Demonstration zu stören. Manche wurden, teilweise mit Gewalt, durch Sicherheitspersonal verhindert, an einer kleineren Gruppe konnte die Parade vorbei ziehen. Die Sitzblockade wurde letztlich – unter Beifall der Zuschauer am Rande – von Polizisten aufgelöst. Die bis zu 300 Mitglieder von "No Pride in Prison", die größtenteils nicht zur Paradestrecke vordrängen konnten, hielten später eine kleinere Demonstration durch die Innenstadt ab. Zu dem Protest hatten sie in sozialen Netzwerken unter dem Titel "Fuck Pride" aufgerufen.
Für Diskussionen hatte "No Pride in Prison" bereits im letzten Herbst gesorgt, als Unterstützer der Gruppe in Auckland Anschläge mit rosa Farbbeuteln auf eine Polizeistation und auf eine Bank verübten, die mit einem speziellen Geldautomaten zur CSD-Saison warb ("Gay ATM").

Blockade auch in Melbourne
Drei Wochen vor dem Protest beim CSD in Auckland hatte es zudem beim "Pride March Victoria", dem CSD der australischen Stadt Melbourne, eine Sitzblockade gegeben, die die Parade für rund eine halbe Stunde aufhielt. Mit dem Banner "Queers Revolt" protestierten sie gegen die Teilnahme von Unternehmen, die die Umwelt zerstörten und sich sozial ungerecht verhalten würden, sowie gegen die Teilnahme von politischen Parteien und Polizisten.
"Unsere Gruppe wollte daran erinnern, dass 'Pride' nicht einfach eine Feier ist, sondern ein Protest, der für die Liberalisierung von jedem kämpft, der durch Heteronormativität, Cisnormativität, Frauenfeindlichkeit, Ableism, Rassismus und anderen Formen von Unterdrückung gefährdet wird", heißt es in einer Stellungnahme. Die Aktivisten beklagten, von Zuschauern der Parade beleidigt, bedroht und angegriffen worden zu sein.

Friedliche Proteste in Europa
Auch in Deutschland und Europa kennt man ähnliche Fragestellungen, sie wurden bislang aber meist innerhalb der CSD-Demo oder mit einer eigenen Demonstration aufgegriffen. Häufig sind Proteste gegen Kommerzialisierung (etwa in Manchester, wo das CSD-Straßenfest anders als die Parade kostenpflichtig ist) oder zu einzelnen politischen Fragen. So sieht man oft Aktivisten, die gegen ein angeblliches Pink Washing Israels demonstrieren – was übrigens auch beim CSD in Tel Aviv vorkommt, aber auch nicht immer frei von Antisemitismus ist (das Dauerthema hatte in Amerika vor wenigen Wochen zu einem problematischen Protest gegen eine LGBT-Tagung geführt).
In London gab es im letzten Jahr kleinere Rangeleien, als (teils homosexuelle) Mitglieder der rechtspopulistischen Partei UKIP mitmarschierten (queer.de berichtete). In Köln wollte man den CSD lieber absagen, als die rechtsextreme Partei "Pro Köln" teilnehmen zu lassen (queer.de berichtete). In der Domstadt liefen auch schon einmal Protestler vor dem Wagen der FDP mit, um auf umstrittene Äußerungen eines Politikers hinzuweisen. In Berlin leistet man sich mit dem Transgenialen CSD in Kreuzberg eine Alternative zum "Mainstream"-CSD, die im Streit um die Ausrichtung allerdings auch schon einmal abgesagt wurde oder bei der Stinkbomben Richtung Bühne flogen. (nb)
Aber statt CSDs zu stören, sollten sie lieber da mitmachen und für ihre Themen sensibilisieren.
Wenn sie schon stören wollen, gibt es genug andere Anlässe, wo man stören kann und wo das berechtigter wäre. Aber nicht ausgerechnet bei den Leuten, die auch auf ihrer Seite stehen.
Damit erreichen sie nur zweierlei:
- Sie bringen andere LGBTI gegen sich auf und spalten die Community (obwohl wir eher alle zusammenstehen sollten).
- Sie erzeugen in der Öffentlichkeit das Bild, als seien wir untereinander so sehr zerstritten, dass wir uns sogar gegenseitig blockieren.