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Homophobe Stimmungsmache zwei Wochen vor Landtagswahl

Bischof Andreas Laun spricht auf der "Demo für alle"


Mit Andreas Laun als Redner ist der "Demo für alle" ein Coup gelungen (Bild: Wiki Commons / Thaler Tamas / CC-BY-SA-4.0)

  • 23. Februar 2016, 18:04h 38 4 Min.

Neben dem Salzburger Weihbischof hat der homophobe Protest an diesem Sonntag in Stuttgart u.a. auch Birgit Kelle auf der Rednerliste.

Von Norbert Blech

Die "Demo für alle" wird bei ihrer siebten Kundgebung in Stuttgart an diesem Sonntag erstmals ranghohe Unterstützung der katholischen Kirche bekommen. Laut einer am Dienstag von der Bewegung verschickten Rednerliste nimmt der Salzburger Weihbischof Andreas Laun an dem homophoben Protest gegen Bildungsplan, Ehe-Öffnung & Co. teil.

Der 73-Jährige gilt seit Jahren als Gegner von LGBT-Rechten. Im letzten Jahr sagte er bei einem Kongress, man dürfe eine sündige Neigung wie Homosexualität nicht zu einem Menschenrecht stilisieren (queer.de berichtete). Bereits 2007 meinte er, Homosexualität stelle "keinen Nutzen für die Allgemeinheit dar, sondern eher im Gegenteil: homosexuelle Aktivitäten bergen ein Gesundheitsrisiko in sich, wie es für andere Menschen nicht besteht" (queer.de berichtete).

Zur Homo-Ehe sagte er, sie gefährde "die Existenz und das Wohl des Staates"; dass auch Christen sie unterstützten, sei "blind" und "schlimm". "Das Thema wird von der mächtigen, international agierenden 'Homo-Lobby' in den Medien so vorangetrieben, dass sich kaum eine Partei mehr getraut zu widersprechen", warnte der Bischof.

Laun, dessen gesamte homophoben Ausfälle den Rahmen dieses Artikels sprengen würden und der mehrfach für die "Heilung" Homosexueller warb (queer.de berichtete), hatte den Kontakt zur "Demo für alle" womöglich beim letztjährigen Kongress des Forums Deutscher Katholiken in Fulda geknüpft. Demo-Organisatorin Hedwig von Beverfoerde hatte dort über Ziele und Taktik ihrer Bewegung gesprochen, während der Schweizer Bischof Vituos Huonder Bibelstellen zur Todesstrafe für Homosexuelle zitierte (queer.de berichtete).

Steeb, Kelle & Co. – ein organisierter Widerstand


Gabriele Kuby, Rednerin bei der letzten "Demo für alle" und Birgit Kelle, für Sonntag in Stuttgart angekündigt, hetzten sich erst letztes Wochenende bei einem "Bildungskongress" gegenseitig auf

Als weiterer Redner in Stuttgart ist Hartmut Steeb angekündigt; der umtriebige Generalsekretär der Evangelischen Allianz hatte die Anti-Bildungsplan-Bewegung von Anfang an unterstützt, der Evangelikalenchef war aber noch nie selbst bei ihr aufgetreten.

Nicht zum ersten Mal vor Ort ist hingegen die homophobe und antifeministische Publizistin Birgit Kelle ("Gender Gaga"), die erst letzte Woche bei einem Frühstück im Bundestag CDU-Abgeordnete auf den Kampf gegen "Gender Mainstreaming" und LGBT-Rechte einschwor (queer.de berichtete). Wie erst jetzt bekannt wurde, nahm sie am letzten Wochenende zudem neben der erzhomophoben Publizistin Gabriele Kuby an einem dreitägigen "Bildungskongress" von Homo-Gegnern in einem freikirchlichen Tagungshaus in Altensteig teil.

Dieser Kongress (Flyer-PDF) wurde abgehalten von der Initiative "Zukunft – Verantwortung – Lernen", die die ersten beiden Proteste gegen den Bildungsplan in Stuttgart organisiert hatte und deren Vorsitzender, der Lehrer Gabriel Stängle, mit einer homophob begründeten Online-Petition den Stein erst ins Rollen gebracht hatte (queer.de berichtete).

An der Tagung nahm auch Stängle teil (kurz nach einem Auftritt bei einer CDU-Wahlveranstaltung), ebenso wie weitere frühere Redner der "Demo für alle", Eckhard Kuhla von Agens e.V. etwa und Christoph Scharnweber vom Evangelischen Arbeitskreis der CDU Baden-Württemberg.

Obwohl er nicht auf der Rednerliste auftaucht, wird damit gerechnet, dass Scharnweber am Sonntag wieder in Stuttgart spricht, ebenso wie Vertreter der AfD, die vorab nie angekündigt werden. Angekündigt sind noch ein nicht namentlich genannter Redner der Initiative "Zukunft – Verantwortung – Lernen" und Albéric Dumonat, Vize-Präsident der französischen Massenbewegung gegen die Ehe-Öffnung "La Manif Pour Tous".

Homophober Kampf vor Landtagswahlen


Mit diesem Flyer wirbt die "European Family Foundation" für Busfahrten aus zahlreichen Städten zur "Demo für alle"

Überraschungsgäste sind nicht auszuschließen: Bei der letzten "Demo für alle" führte die Bewegung einen von den Homo-Heilern von "Wüstenstrom" behandelten jungen Schwulen vor, der sich von fast 5.000 Menschen auf dem Platz für die Ankündigung, seine Homosexualität nicht auszuleben, feiern ließ (queer.de berichtete). Für öffentliche Debatten bis in Massenmedien und CDU-Landtagsanfragen hinein sorgte hingegen ein von Mitarbeitern der Oper von dem Gebäude gehisstes Transparent in Regenbogenfarben mit dem Aufdruck "Vielfalt" (queer.de berichtete).

Gegenproteste soll es auch an diesem Sonntag geben: Das Bündnis "Vielaft für alle", dem u.a. der Stuttgarter CSD, "Enough is Enough" und ATME e.V. angehören, will ab 14 Uhr auf dem Kleinen Schlossplatz eine Kundgebung abhalten (Infos bei Facebook). Das "Aktionsbündnis gegen die Demo für Alle" startet bereits um 12.30 Uhr auf dem Schlossplatz mit Musik und Redebeiträgen und will später den homophoben Protest stören. Dieser beginnt um 14 Uhr auf dem Schillerplatz.

Die "Demo für alle", die bereits auf rechten Blogs wie "Politically Incorrect" beworben wird, hatte erst vor wenigen Wochen einen "wissenschaftlichen" Kongress in Stuttgart abgehalten, bei der zahlreiche hetzende Thesen vertreten wurden (queer.de berichtete). Anlass für die Verstärkung der Aktivitäten ist die Landtagswahl im Ländle, "eine entscheidende politische Wegmarke im Einsatz für die Familie, die seelische Unversehrtheit der Kinder und für die Ehe", wie die Einladung zu dem Protest meint. "In Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz haben die Bürger die Möglichkeit, zwei rot und grün geführte Regierungen abzuwählen".



Das CDU-Mitglied Beverfoerde, das die Demo früher für die "Initiative Familienschutz" aus dem Haus der AfD-Europaabgeordneten Beatrix von Storch organisierte, sich im letzten Sommer mit dem baden-württembergischen CDU-Spitzenkandidaten Guido Wolf traf (queer.de berichtete) und den Protest inzwischen in eigenem Namen verantwortet, behauptet in der Einladung ferner, "(Noch-)Kultusminister Andreas Stoch" wolle den Bildungsplan "einen Tag vor der Landtagswahl am 13. März still und klammheimlich unterzeichnen".

So wird das Thema wohl noch bis zum Wahlabend akut bleiben. Wie es danach weitergeht, entscheiden die Wähler.

#1 RobinAnonym
  • 23.02.2016, 18:26h
  • Wenn man Kinder vor irgendwas schützen muss, dann vor allem vor der katholischen Kirche mit ihren körperlichen, psychischen und sexuellen Misshandlungen. (Wo bis heute zu nur gerade so viel aufgedeckt wird, wie sich nicht mehr vertuschen lässt.)

    Die Katholiban ist an Perversität, Menschenverachtung und Scheinheiligkeit echt nicht mehr zu überbieten.
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#2 paoloAnonym
#3 FaktenAnonym
  • 23.02.2016, 18:37h
  • "Schützt unsere Kinder"

    Wovor sollte man die denn beschützen?

    Damit wollen die in Bezug auf zwei Dinge Ängste schüren: Adoptionsrecht und Aufklärung an Schulen.

    1. Adoptionsrecht:

    Alle unabhängigen Studien kommen zum Schluss, dass Kinder in gleichgeschlechtlichen Familien mindestens ebenso gut aufwachsen wie bei Heteros. Und sie können sich auf jeden Fall immer gewiss sein, dass es echte Wunschkinder sind.

    Es geht nicht um das Geschlecht der Eltern, sondern um Liebe, Geborgenheit und Zuwendung.

    Dass Kinder in Regenbogenfamilien aufwachsen ist eh Fakt. Es geht vor allem auch darum, diese Kinder anzuerkennen und rechtlich gleichzustellen. Es geht also gerade ums Kindeswohl und jeder, der das verhindern will, schadet Kindern.

    2. Aufklärung an Schulen / Bildungspläne:

    Homophobes und transphobes Mobbing ist Alltag an deutschen Schulen. Und schon in der Grundschule ist "schwule Sau" oder "Schwuchtel" das meistgenutze Schimpfwort. Dieses Mobbing hat zur Folge, dass die Selbstmordrate unter GLBTI-Jugendlichen 5x höher ist als bei Hetero-Jugendlichen. (Worüber die Kirche sogar noch jubelt.)

    Aufklärung ist also dringend nötig:
    nicht nur zum Schutz der LGBTI-Jugendlichen, sondern auch um die Hetero-Schüler zu toleranteren Menschen zu machen, die es im Leben leichter haben und nicht auf rechte Rattenfänger oder religiöse Fanatiker reinfallen.

    Die Schüler reden eh über solche Themen und bekommen Sachen mit. Dann ist es besser, wirkliche Fakten von ausgebildeten Fachleuten zu erfahren, statt auf Gerüchte und Halbwissen setzen zu müssen.

    Wer an Schulen Bildung verhindern will, macht das nicht, um Kinder zu schützen, sondern aus ganz anderen Interessen:
    Erstens sollen auch kommende Generationen dumm gehalten werden, um leichter manipulierbar zu sein. Und zweitens sollen Ängste geschürt werden, dass hier irgendwas auf Kosten der Kinder geschieht, obwohl es in Wirklichkeit ja gerade um die Kinder und ihr Wohl geht.
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