Ende einer Karriere: Der grüne Bundestagsabgeordnette Volker Beck ist am Mittwoch von seinen Fraktionsämtern zurückgetreten (Bild: Angelilka Kohlmeier)
Mit dem Besitz harter Drogen hat der schwule Grünen-Politiker Volker Beck nicht nur sich selbst demontiert.
Von Micha Schulze
Die Reaktionen waren vorhersehbar. Kaum wurde der Grünen-Politiker Volker Beck dabei erwischt, wie er mit vermutlich 0,6 Gramm Crystal Meth eine Dealerwohnung am Berliner Nollendorfplatz verließ, hagelte es schadenfrohe Häme von Rechts und pflichtbewusste Solidarität von Links. Doch viele in der Community sind einfach nur fassungslos.
Natürlich muss ein Politiker kein Engel sein, natürlich handelt es sich um eine vergleichsweise sehr geringe Menge, die bei Beck entdeckt wurde, und natürlich geht unsere Gesellschaft insgesamt ziemlich verlogen mit Rauschmitteln um. Doch "liberale Drogenpolitik" hin oder her – der Besitz von "Tina" ist in Deutschland aus guten Gründen eine Straftat, und nicht einmal die Grünen wollen das ändern. Volker Becks Rücktritt von seinen Fraktionsämtern ist deshalb konsequent.
Spekulationen über die Gründe des nächtlichen Besuchs am Nollendorfplatz sind überflüssig. Es ist völlig egal, ob Volker Beck nun wegen seines stressigen Jobs zu harten Drogen greift, ob er gar abhängig ist oder einfach nur mehr Spaß im Bett haben wollte. Als prominenter Bundestagsabgeordneter, als inoffizieller Sprecher der deutschen LGBT-Bewegung hätte er der Versuchung widerstehen müssen. Dass er sich das Zeug dann auch noch persönlich besorgt, ist an Dummheit nicht zu überbieten.
Unsere Gegner werden den Drogenkauf über Jahre ausschlachten
Volker Beck hat nicht nur eine Verantwortung für sich selbst, sondern auch für die Menschen, für die er sich in den vergangenen Jahrzehnten herausragend eingesetzt hat. Diese Verantwortung ist Teil seines Mandats. Becks mutmaßlicher Kauf einer der gefährlichsten Drogen überhaupt ist deshalb ein harter Schlag nicht nur für die Grünen kurz vor drei wichtigen Landtagswahlen, sondern auch ein Super-Gau für die LGBT-Bewegung. Weil er zum einen auf alle Lesben und Schwulen zurückfällt und von unseren stärker werdenden Gegnern die kommenden Jahre immer wieder ausgeschlachtet werden wird. Zum anderen, weil sie nun ihren wichtigsten Fürsprecher im Deutschen Bundestag verliert.
Der Grüne Volker Beck war ein Unikat. Keine andere Partei in Deutschland, weder die Linke noch FDP oder SPD, hat einen so engagierten, unnachgiebigen und glaubwürdigen Kämpfer für LGBT-Rechte hervorgebracht. Die Ökopartei hatte Beck aufgrund seiner unbestrittenen Verdienste und seines großen politischen Talents sogar verziehen, dass er seine pädofreundlichen Positionen der Achzigerjahre später zu verschleiern suchte. Doch nach dem dummen Drogenkauf bleibt ihm nun wirklich nur noch die Hinterbank. Was für ein tragisches politisches Ende für den Mann, ohne den es die Eingetragene Lebenspartnerschaft vermutlich nicht geben würde!
Die Ökopartei muss sich nun schnellstens Gedanken machen, wen sie als das neue Gesicht – oder besser: die neuen Gesichter – einer grünen Queer-Politik aufbauen will. Es ist höchste Zeit für einen Generationenwechsel!
Auch die des obigen Artikels.