Donald Trump und Ted Cruz gelten als Favoriten auf die republikanische Präsidentschaftskandidatur
Die beiden führenden Republikaner machen sich keine Freunde unter Schwulen und Lesben: Sogar die LGBT-Republikaner attackieren derzeit Trump, während Cruz einen Aktivisten einlädt, der Schwule als Nazis beschimpft.
Von Dennis Klein
Im US-Präsidentschaftvorwahlkampf der Republikaner setzen sich derzeit der Milliardär Donald Trump und der erzkonservative Senator Ted Cruz vom restlichen Feld ab – und beide werben insbesondere um Homo-Hasser. Vor allem Cruz schreckt dabei vor nichts zurück: So lud er etwa vor wenigen Tagen Bryan Fischer von der American Family Association auf eine Wahlkampfveranstaltung in Mississippi ein. Fischer setzt sich dafür ein, Schwule und Lesben wieder strafrechtlich verfolgen zu lassen, nennt Homosexualität Inlandsterrorismus und warnt vor "Homo-Faschisten" als neue Nazis (queer.de berichtete).
Für Cruz ist diese Taktik nicht neu: So traf er sich vergangenes Jahr mit der Standesbeamtin Kim Davis, die in Beugehaft genommen worden war, weil sie sich geweigert hatte, Homosexuellen Ehescheine auszustellen (queer.de berichtete). Er suchte auch die Nähe zu homophoben Aktivisten, die die Todesstrafe für Schwule und Lesben fordern (queer.de berichtete).
Etwas hat sich aber geändert: Zu Beginn des Wahlkampfs im Sommer letzten Jahres galt Cruz als unwählbarer Außenseiter, der auch unter seinen republikanischen Senatorenkollegen wegen seiner rechthaberischen Art und Unwilligkeit zu Kompromissen geradezu gehasst wurde. Aber jetzt hat das republikanische Establishment Angst vor einem Kandidaten Trump, der die Partei auseinanderreißen könnte – und sieht in Cruz offenbar das kleinere Übel.
Trump: Vom Hoffnungsträger und Angstkandidaten
Log-Cabin-Chef Gregory T. Angelo unterstützte im Dezember noch das von Donald Trump angeregte Einreiseverbot für alle ausländischen Muslime (Bild: MSNBC-Screenshot)
Auch Trump ist LGBT-Aktivisten – sogar innerhalb der republikanischen Partei – sehr suspekt. Zwar galt er vielen schwulen und lesbischen Konservativen einst als Hoffnungsschimmer: 2011 flehte etwa die inzwischen aufgelöste republikanische Homo-Gruppe GOProud den damaligen Realityshow-Moderator förmlich an, in den Wahlkampf gegen Barack Obama einzusteigen (queer.de berichtete). Erst vor wenigen Wochen waren auch die Log Cabin Republicans, die älteste LGBT-Gruppe der Partei, ebenfalls Feuer und Flamme für Trump.
Noch im Dezember sagte etwa Log-Cabin-Chef Gregory T. Angelo im Nachrichtenkanal MSNBC, dass Trump der beste Freund sei, den der gemeine Homosexuelle haben könne: "Er war auf einer gleichgeschlechtlichen Hochzeit, er ist befreundet mit [dem schwulen Star-Trek-Schauspieler] George Takei. Nichts deutet darauf hin, dass er ein Feind der Gay Community ist." (Takei hatte übrigens zu diesem Zeitpunkt schon vor Trump als bösartigen Populisten gewarnt.)
Heute hat sich auch die Meinung der Log Cabins geändert: Erst am Montag hat die Organisation der LGBT-Republikaner Trump in einem einminütigen Wahlspot dafür kritisiert, dass er beim Thema Ehe für alle mal das eine, mal das andere sage. Und tatsächlich: In den letzten Wochen hat der 69-Jährige immer mehr um Homo-Hasser geworben. Kurz vor dem Beginn des Vorwahlmarathons sagte er etwa, er werde nur Richter zum Supreme Court ernennen, wenn sie sich dafür stark machen, Homosexuellen das Ehe-Recht wieder zu entziehen (queer.de berichtete). Auf Journalistenfragen zu LGBT-Rechten reagiert er zunehmend gereizt.
Youtube | Selbst den Log Cabin Republicans wird Trump suspekt
Sanders und Clinton unter LGBT populär
Demgegenüber versuchen sich die beiden Kandidaten der Demokraten, Favoritin Hillary Clinton und Herausforderer Bernie Sanders, mit LGBT-Freundlichkeit zu überbieten. Unter LGBT-Wählern und -Organisationen ist Clinton gegenwärtig populärer (queer.de berichtete).
Allerdings gehen manche Promis einen anderen Weg: So wirbt die prominenteste Transsexuelle der USA, Caitlyn Jenner, offen für die Republikaner: Bei der am Sonntag ausgestrahlten Premierenfolge der zweiten Staffel ihrer Realityshow "I Am Cait" zog Jenner über Clinton her und motzte, dass sich die Demokratin sich einen Dreck für Frauenrechte interessiere. Dagegen sagte sie erst vor einer Woche über den größten Verachter von LGBT-Rechten im Rennen: "Ich mag Ted Cruz. Ich denke, er ist sehr konservativ, ein großartiger Verfechter der Bundesverfassung und kann sich gut artikulieren."
Trump und Cruz wären beide eine Katastrophe, nicht nur für GLBTI, sondern für ganz Amerika und die ganze Welt.