Alice Weidel ist seit 2013 Mitglied der AfD. Sie gehört dem Bundesvorstand an und wurde kürzlich auch zur Vorsitzenden der Bundesprogrammkommission ernannt (Bild: ARD)
Alice Weidel sieht keinen Widerspruch darin, sich als homosexuelle Frau mit Partnerin und Kind in der extrem homophoben Partei zu engagieren.
Die Frage, wie man sich als homosexueller Mensch ausgerechnet in einer extrem homophoben Partei engagieren kann, beschäftigte am Mittwochabend auch Sandra Maischberger. In ihrer ARD-Talkshow diskutierte die Moderatorin die jüngsten Wahlerfolge der AfD unter der Frage "Rechter Haken für Merkel: Kann sie ihre Politik noch durchsetzen?".
Dabei konfrontierte Maischberger das AfD-Bundesvorstandsmitglied Alice Weidel mit den lesben- und schwulenfeindlichen Forderungen ihrer Partei. "Nehmen Sie es nicht persönlich, aber Sie selbst sind in einer Lebenspartnerschaft mit einer Frau", wandte sich die Journalistin an die 37-jährige AfD-Politikerin. Die Internet-Unternehmerin vom Bodensee, die sich in der Talkshow vergleichsweise gemäßigt gab und auf allzu schrille Töne verzichtete, reagierte überrascht.
Auf Maischbergers Frage, wie sie damit klar komme, dass sie in einer lesbischen Partnerschaft mit Kind nicht dem Leitbild ihrer Partei entspreche, eierte Weidel zunächst herum und meinte dann, dies sei kein Widerspruch. Man müsse zwischen Privatem und Politik und dem, was der Staat verkörpere, trennen.
Auf Alice Weidels Facebook-Seite mit über 5.000 Fans kam der Talkshow-Auftritt inklusive des Outings vor Massenpublikum durchweg gut an. "Hübsche Frau", kommentierte eine Userin und erhielt dafür elf Likes.
Die "urliberale" Kollegin von Gauland, Petry und von Storch
Die AfD-Homophilen träumen derweil von "Kehrwochen" u.a. gegen LSVD, Grüne und queer.de
Von der Öffentlichkeit unbemerkt hatte vor einer Woche erstmals "Die Zeit" über Alice Weidels Homosexualität berichtet. Der Journalist Malte Henk sprach in seiner lesenswerten AfD-Reportage von einem "irren Lebenslauf": "Hat in China geforscht, für Goldman Sachs gearbeitet und in Hongkong, Hamburg und anderswo Start-ups hochgezogen. Lesbisch, Lebensgefährtin, kleines Kind. Bezeichnet sich selbst als 'Urliberale'. Sitzt mit Leuten wie Gauland, Petry und von Storch im Vorstand der AfD, in der zweiten Reihe, aber immerhin. Ich muss gestehen, dass mich das überrascht."
Als Vorsitzende der Bundesprogrammkommission ist Weidel allerdings auch maßgeblich an der Erarbeitung des AfD-Grundsatzprogramms beteiligt, das im April auf einem Parteitag verabschiedet werden soll. Der in der vergangenen Woche durchgesickerte Entwurf liest sich alles andere als liberal. So wird u.a. vor einer "Propagierung der Homo- und Transsexualität im Unterricht" gewarnt, Kinder dürften nicht zum "Spielball der sexuellen Neigungen einer lauten Minderheit" werden (queer.de berichtete).
Darüber vermisst die rechte Partei in dem Programmentwurf eine "Wertschätzung für die traditionelle Familie". Die "natürliche Gemeinschaft" aus Vater und Mutter sei "das Beste für das Kindeswohl". Außerdem sollen nach dem Willen der AfD alle staatlichen Programme zum Thema "Diversity" und "Anti-Diskriminierung" gestoppt werden. Ähnliche Beschlüsse hatten zuvor bereits mehrere Landesverbände der Rechtspopulisten gefasst (queer.de berichtete).
Unter dem Motto "Rechtsstaat statt Linksterror" hat die "Bundesinteressengemeinschaft Homosexuelle in der AfD" unterdessen zu "Kehrwochen" aufgerufen. Eine am Mitwoch auf Facebook verbreitete Grafik zeigt einen Besen, der u.a. den LSVD, die Grünen, das Magazin "Männer" und queer.de hinwegfegt. (cw)
Zja.
Nur die dümmsten Kälber, wählen ihren Schlachter selbst
;-)