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- 21. März 2005 3 Min.
Kurz vor der Wahl haben die britischen Top-Politiker dem Homo-Magazin "Attitude" ein Interview gegeben.
Von Norbert Blech
Irgendwann in den nächsten Wochen ist in Großbritannien Parlamentswahl. Da begeben sich sogar die wichtigsten Politiker in die Niederungen der Homo-Presse, um ein Interview zu geben. So sagte der britische Premier Tony Blair, er könne sich gut einen gewählten, schwulen Premier vorstellen.
"Ich glaube nicht, dass die Leute einen Premier ablehnen würden, nur weil er schwul wäre", sagte Blair dem "Independent"-Kolumnisten Johann Hari in einem Interview für das Magazin "Attitude". Auf Staatsministerebene gebe es bereits zahlreiche Schwule. Als die "Sun" vor einigen Jahren verbreitete, Großbritannien werde von einer "schwulen Mafia" geleitet, habe es tatsächlich einige homosexuelle Kabinettsmitglieder gegeben.
Während die Wahl-Ausgabe des Monatsmagazins noch nicht erhältlich ist, verbreitet Ari die Interviews auf seiner Webseite. So wurde auch vorab bekannt, dass Blair die Anglikanische Kirche auffordert, ihre Differenzen über schwule Bischöfe zu überwinden. Das fundamentale Prinzip des Christentums sei das der Gleichheit, soll Blair gesagt haben.
Noch vor seiner Universitätszeit habe er bereits schwule Freunde gehabt, sagte Blair - die Zeitung "Independent" schließt daraus, die Kontakte seien vor 1971 bei Blairs Aufenthalt am Fettes College in Edinburgh entstanden, einem konservativen Internat. Als er sich später in London als Promoter von Rockmusik versuchte, habe er weitere Schwule kennengelernt: "Zu dieser Zeit, in diesem Milieu, war Homosexualität kein Thema", so Blair gegenüber "Attitude".
Nach anfänglichem Zögern hat seine Regierung einiges für Lesben und Schwule getan: neben einem umfassenden Antidiskriminierungsgesetz ist auch eine Eingetragene Lebenspartnerschaft für Homo-Paare verabschiedet, die sogar im Steuerrecht Eheleuten gleichgestellt werden. Der Age of Consent, das Schutzalter ist nun bei Heteros und Homos gleich, und auch Section 28 ist abgeschafft. Mit dem ehemaligen Kulturminister Chris Smith hatte das Kabinett sogar für einige Zeit den ersten offen schwulen Minister - der sich später auch noch als HIV-positiv outete.
Howard: Ich lag falsch
Der Führer der Konservativen, Michael Howard, hat es da in der gleichen "Attitude"-Ausgabe im Interview schwerer. Als Minister für Regionalverwaltung unter Premierministerin Maggie Thatcher hatte er den Clause 28 eingebracht, eine Vorschrift, die es Behörden inklusive Schulen verbat, für Homosexualität "zu werben".
"Ich habe meine Meinung geändert. Ich hatte damals unrecht", sagte Howard dazu gegenüber "Attitude". Der Clause 28 wird für Howard im Wahlkampf ein Problem: die Labour-Regierung soll Homo-Verbände geradezu bekniet haben, mithilfe des neues Gesetzes zur Informationsfreiheit die früheren Standpunkte Howards zu Homo-Themen freizulegen.
Kennedy: Konservative Homos zu uns
Der Vorsitzende der Liberalen, Charles Kennedy, drückte in "Attitude" Skepsis am Richtungswechsel von Howard aus. "Vielleicht hatte er früher diese harte Rolle angenommen, da es so aussah, als sei dies der beste Weg für eine Karriere", so Kennedy. "Jetzt sieht er wohl, dass eine andere Rolle nötig ist". Das Rumeiern der Tories bei Homo-Rechten führe viele schwule Wähler zu den Liberalen.
Eine Studie des OutRight Gay Consumer Research ergab kürzlich, dass Kennedy damit nicht falsch liegt. Wählten vor vier Jahren noch 40 Prozent der Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transgenders Labour, wollen nun nur 24 Prozent für die Regierung stimmen, 22 Prozent für die Liberalen und 11 Prozent für die Konservativen.
21. März 2005
Links zum Thema:
» Alle drei Interviews online
» Attitude














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