
Ein Musikvideo zur Bewerbung der Party "Dreck" in Tel Aviv war dem sozialen Netzwerk mal wieder zu heiß.
Es gibt Sinnigeres als sich alle paar Wochen neu über Facebook aufzuregen. Aber es gibt wenig Schöneres als das gelöschte Video, um das es diesmal geht:
Das Musikvideo, mit dem die populäre Tel Aviver Party "Dreck" einen Abend bewarb, hatte bereits 100.000 Views und tausende Likes in dem sozialen Netzwerk gesammelt, als es Facebook wegen Nacktheit sperrte.
Hauptdarsteller und Sänger Osher Sabag, der auch als Tenor an der Oper arbeitet, hält die Entscheidung für geheuchelt und homophob: Es sei für Facebook völlig okay, wenn Kim Kardashian einen kaum verhüllten Akt als Profilbild wähle oder sich dutzende Heterosexuelle im Bett räkelten, aber bei halbnackten Männern ziehe man prüde die Grenze.
Die Sperrung machte in Israels Medien durchaus Schlagzeilen. Erst im Januar war im Facebook-Account von "Time Out" ein Video kommentarlos als Verstoß gegen die Nutzungsbedingungen gelöscht worden, in dem sich hetero- und homosexuelle Paare aus Juden und Arabern küssten (das Video). Auf Gewaltvideos oder Hetze, auch antisemtische, reagiere das Netzwerk hingegen kaum, kritisierten die Medien.
Die Problematik ist so alt, wie es Facebook, Apple-Apps oder auch Youtube gibt, und sorgt auch hierzulande immer wieder für Kopfschütteln und Empörung: Die amerikanischen Zensoren entscheiden in der Regel spontan und schnell nach amerikanischen, prüden Vorstellungen und schießen dabei oft überfordert über das Ziel hinaus.
Die meisten Homo-Videos lässt freilich auch Facebook durch. Die Arisa-Party hat schon einige virale Hits mit Kerlen und Drag Queens und guten Songs hinter sich, und auch Osher Sabag (je nach Schreibweise auch Sebbag) stand nicht zum ersten Mal im Fummel vor der Kamera:
Prüderie, Scheinheiligkeit und Doppelmoral in Reinkultur.