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  • 22. März 2016, 11:28h 30 3 Min.

Katastrophales Krisenmanagement: Cetin Yildirim von Pickardt ist Sprecher für Personal, Migration und Gleichstellung der CDU-Fraktion in der Kieler Ratsversammlung (Bild: CDU Kiel)

Der Kieler CDU-Ratsherr, der Homosexuelle mit Alkoholikern verglichen hat, entschuldigt sich halbherzig – und beklagt eine "Hetzkampagne" gegen ihn.

Von Micha Schulze

Am Wochenende hatte der Kieler CDU-Ratsherr Cetin Yildirim von Pickardt den "Kieler Nachrichten" und queer.de noch vorgeworfen, falsch berichtet zu haben und sich auf seiner Facebook-Seite über eine Hetzkampagne beschwert. Doch nun ist das Leugnen zwecklos: Am Montag wurden die Videoprotokolle der jüngsten Sitzung der Ratsversammlung veröffentlicht, die die Entgleisung des Kommunalpolitikers dokumentieren.

In einem kurzen Redebeitrag hatte Yildirim von Pickardt am vergangenen Donnerstag Regenbogenfahnen am Rathaus zum Internationalen Tag gegen Homophobie abgelehnt, weil man ja auch nicht für Dickleibige oder Alkoholkranke flaggen würde (queer.de berichtete).

"Wo fangen wir an und wo hören wir auf?", hatte der CDU-Ratsherr einen entsprechenden Antrag der Linksfraktion launisch zurückgewiesen. Obwohl er inhaltlich dafür sei, stimme er dagegen. Wörtlich sagte Yildirim von Pickardt: "Lassen Sie uns, weil dicke Menschen diskriminiert werden, 'ne Flagge aufhängen. Weil dünne Menschen diskriminiert werden, hängen wir noch 'ne Flagge auf. Weil Frauen und Kinder auch diskriminiert werden, und Raucher und Alkoholkonsumenten werden auch diskriminiert. Lassen wir uns die ganze Stadt mit Flaggen aufhängen."

Nach der Veröffentlichung der Sitzungsvideos deaktivierte Yildirim von Pickardt seine Facebook-Seite, wo er mit dem Löschen kritischer Kommentare nicht mehr hinterherkam, und trat in der Presse die Flucht nach vorn an: "Es tut mir sehr leid, dass ich falsch verstanden wurde und sich Menschen beleidigt gefühlt haben", zeigte er in der Dienstagsausgabe der "Kieler Nachrichten" erstmals ein Bedauern seiner Äußerungen. Es sei niemals seine Absicht gewesen, Homosexuelle auf eine Stufe mit Alkoholkranken zu stellen. "Ich bin der letzte, der Vorurteile gegenüber jede denkbare sexuelle Orientierung hat."

Gleichzeitig kritisierte Yildirim von Pickardt die Reaktionen auf seine Entgleisung. "Selbst wenn ein Mensch einen Fehler begeht, darf es keine Hetzkampagne gegen ihn geben", sagte er den "Kieler Nachrichten". Den Grünen warf er eine unlautere Kampagne vor: "Sie hätten mich nur fragen müssen, dann hätte ich ihnen erklärt, wie es gemeint war."

"Rhetorischer Totalschaden der geschmacklosesten Art"

Bereits in der Ratsversammlung hatte die Rede des CDU-Politikers für Entsetzen gesorgt. Marcel Schmidt vom Südschleswigschen Wählerverband (SSW) sprach von einem "rhetorischen Totalschaden der geschmacklosesten Art". Die grüne Fraktionschefin Lydia Rudow nannte den Vergleich von Lesben und Schwulen mit Rauchern und Trinkern "richtig unmöglich" und eine "Verharmlosung" von LGBT-Diskriminierung. Die Debatte sei "sehr schräg geworden", kommentierte ihr SPD-Kollege Benjamin Raschke.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Stefan Kruber hatte Cetin Yildirim von Pickardt dagegen verteidigt und den anderen Parteien eine "Dramatisierung" vorgeworfen. "Und auch sie müssen sich daran gewöhnen: Es darf auch tatsächlich in diesem Land andere Meinungen geben als die von Ihnen genehmigten", sagte er in Richtung der grünen Ratsfrau Lydia Rudow. Der Antrag der Linksfraktion sei reine "Schaufenster- und Symbolpolitik", kritisierte Kruber, "inhaltlich bringt das überhaupt nichts". Der Einsatz für mehr Akzeptanz werde im Gegenteil sogar "verwässert".

Handfeste Politik und Symbole in der Öffentlichkeit gingen Hand in Hand, konterte die grüne Ratsfrau Dagmar Hirdes in einer emotionalen Rede. Solange keine Gleichstellung von Lesben und Schwulen in Deutschland erreicht sei, müsse man mit Regenbogenflaggen Stellung beziehen. In Richtung CDU sagte Hirdes: "Ich bin schier ensetzt, dass man so damit umgeht, dass man es so herunterspielt."

Am Ende der Debatte konnte die nur zweiköpfige Linksfraktion einen Erfolg verbuchen: Neben den Kooperationsparteien SPD, Grünen und SSW stimmte auch die FDP und damit eine breite Mehrheit für die Hissung der Regenbogenfahne am 17. Mai. Nur die CDU lehnte die Aktion zum Internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie geschlossen ab.

Youtube | Cetin Yildirim von Pickardt redet ab 07:30. Die gesamte Debatte gibt es unter folgendem Link
Wöchentliche Umfrage

» Sollten auch zum Internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie am 17. Mai Regenbogenbogenfahnen an den Rathäusern wehen?
    Ergebnis der Umfrage vom 21.03.2016 bis 29.03.2016
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#1 schwarzerkaterEhemaliges Profil
  • 22.03.2016, 13:05h
  • "Am Wochenende hatte der Kieler CDU-Ratsherr Cetin Yildirim von Pickardt den "Kieler Nachrichten" und queer.de noch vorgeworfen, falsch berichtet zu haben und sich auf seiner Facebook-Seite über eine Hetzkampagne beschwert."
    Hetzkampagne???
    schon schlimm, dass sich die schwulen nicht mehr so herumschubsen lassen, nicht wahr herr yildirim?
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#2 UrsaMajorEhemaliges Profil
  • 22.03.2016, 13:07h
  • Aha - also die übliche Pseudo-Entschuldigung:

    Es tut ihm offenbar nicht leid, was er gesagt und vor allem gemeint hat. Dass also ER Andere beleidigt hat.

    Vielmehr tut ihm leid, dass die Anderen sich doch tatsächlich erdreisteten, sich beleidigt zu fühlen.

    Dieses Spielchen kennen wir ja.
    Und wir durchschauen es.
  • Direktlink »
#3 TheDad
  • 22.03.2016, 13:10hHannover
  • Wenn die Facebook-Seite nicht erreichbar ist..
    Der Mann hat auch eine E-Mail-Addy, die man über die Seite des Kreisverbades der CDU S.-H. erreichen kann..

    "" "Es tut mir sehr leid, dass ich falsch verstanden wurde und sich Menschen beleidigt gefühlt haben",""..

    Wie heuchlerisch..
    Man kann sich nicht entschuldigen..
    Man kann um Entschuldigung bitten..
  • Direktlink »

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