Regenbogenfamilien werden jetzt in jedem Winkel der Vereinigten Staaten anerkannt (Bild: Kevin Prichard / flickr / by-sa 2.0)
Gleichgeschlechtliche Paare dürfen nach der Entscheidung eines Bundesgerichts in allen 50 Bundesstaaten Kinder adoptieren.
Der amerikanische Bundesrichter Daniel Jordan hat am Donnerstag in Jackson eine einstweilige Verfügung gegen das Adoptionsverbot für gleichgeschlechtliche Paare im US-Bundesstaat Mississippi verhängt. Damit darf der Südstaat sein vor 16 Jahren eingeführtes Verbot nicht mehr durchsetzen.
Gleichgeschlechtliche Paare sind mit dieser Entscheidung im Adoptionsrecht in den gesamten Vereinigten Staaten gleichgestellt, da bereits zuvor die restlichen 49 Staaten und die Hauptstadt Washington das Adoptionsrecht auf gleichgeschlechtliche Paare ausgedehnt hatten.
Der Richter argumentierte in seiner Entscheidung, dass mit der vom Obersten Gerichtshof angeordneten Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben im Juni 2015 gleichgeschlechtliche Paare alle Rechte und Pflichten, "die mit der Ehe verknüpft sind", erhalten müssten. Es sei so gut wie sicher, dass das Adoptionsverbot gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz in der amerikanischen Bundesverfassung verstoße.
Geklagt hatten vier gleichgeschlechtliche Paare, die Kinder großgezogen hatten, aber nicht als gemeinsame Eltern anerkannt worden sind. Zwei der Kläger waren Pflegeeltern, die neun bzw. 16 Jahre lang darauf gewartet hatten, ihre Kinder zu adoptieren. In zwei weiteren Fällen ging es um Stiefkindadoptionen, also um die Adoption des leiblichen Kindes des Ehepartners.
Letztes Gesetz dieser Art
Das nun vorläufig außer Kraft gesetzte Gesetz aus dem Jahr 2000 bestand nur aus wenigen Worten und besagte: "Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare sind verboten." Auch in anderen Staaten, die meisten davon im Süden des Landes, gab es ähnliche Verbote, die aber inzwischen allesamt abgeschafft worden sind. In Florida wurde etwa das Adoptionsverbot bereits im Jahr 2010 für verfassungswidrig erklärt (queer.de berichtete).
Das Urteil wurde nur wenige Stunden bekannt, nachdem der Senat von Mississippi ein gegen Homo- und Transsexuelle gerichtetes Gesetz beschlossen hat, das vordergründig die "Religionsfreiheit" schützen soll (queer.de berichtete). Das Gesetz soll Geschäftsleuten, Adoptionsagenturen und Bediensteten des Bundesstaates ausdrücklich die Diskriminierung von Schwulen, Lesben, Bi- und Transsexuellen erlauben, solange sie diese Ungleichbehandlung mit religiösen Gründen rechtfertigen. Das Gesetz HB 1523 ist laut LGBT-Aktivisten das bislang weitreichendste in einer Welle von homophoben Landesgesetzen, die insbesondere im Süden des Landes in den Parlamenten behandelt werden. (dk)