Jubel in Bogotá: Lesben und Schwule in Kolumbien haben nun mehr Rechte als in Deutschland
Nach dem Urteil können gleichgeschlechtliche Paare heiraten – damit gibt es die Ehe für alle nun in fünf Staaten Südamerikas.
Der Oberste Gerichtshof von Kolumbien hat am Donnerstag das Eheverbot für gleichgeschlechtliche Paare mit sofortiger Wirkung für verfassungswidrig erklärt. Die Entscheidung des "Corte Constitucional de Colombia" fiel mit sechs zu drei Stimmen und wurde mit dem in der Verfassung verankerten Diskriminierungsverbot begründet.
Geklagt hatten vier gleichgeschlechtliche Paare, denen das Aufgebot verweigert worden war. Nach der Entscheidung feierten lesbische und schwule Aktivisten vor dem Justizpalast in Bogotá, schwenkten Regenbogenfahnen und riefen "Gleiche Steuern, gleiche Rechte".
Kolumbien ist damit das fünfte Land Lateinamerikas, in dem gleichgeschlechtliche Paare heiraten können. Bereits seit 2010 ist die Ehe in Argentinien geöffnet, Brasilien und Uruguay folgten 2013. Darüber hinaus haben mehrere mexikanische Bundesstaaten homosexuelle Paare im Eherecht gleichgestellt.
Das Oberste Gericht trieb die Gleichstellung voran
Kolumbiens Verfassungsrichter trieben die Gleichstellung von Lesben und Schwulen im vergangenen Jahrzehnt maßgeblich voran. Zwischen 2007 und 2009 stellten sie in mehreren Entscheidungen fest, dass gleichgeschlechtliche Paare wegen des Diskriminierungsverbots in der Verfassung nicht in Fragen wie der Krankenversicherung oder des Erbrechts gegenüber Heterosexuellen diskriminiert werden dürfen.
2011 entschieden sie, dass auch Regenbogenfamilien als Familien anerkannt werden und gleiche Rechte erhalten müssen. Ein Jahr später schaffte der Oberste Gerichtshof das generelle Blutspendeverbot für Schwule ab. Im Jahr 2014 gewährte er schließlich die Stiefkindadoption und im vergangenen November auch die Volladoption.
Nach dem letzten Urteil unterzeichneten allerdings mehr als zwei Millionen Kolumbianer eine Petition, die zum Ziel hat, einen Volksentscheid über das Adoptionsrecht gleichgeschlechtlicher Paare abzuhalten – und diesen das Recht auf Adoption wieder zu entziehen (queer.de berichtete). Die Initiative wurde von der katholischen Kirche, der 90 Prozent der Kolumbianer angehören, maßgeblich unterstützt. (cw)