LGBT-Aktivisten befürchten, das Urteil könne die homophobe Atmosphäre im Land verstärken (Bild: flickr / Tony Alter / by 2.0)
In Frankreich gibt es Empörung über ein Gericht, das "dreckige Schwuchtel" nicht als homophobe Beleidigung ansieht.
Ein Arbeitsgericht in Paris hat entschieden, dass "dreckige Schwuchtel" keine homophobe Beleidigung für einen männlichen Frisör darstelle. Dieses bereits vier Monate alte Urteil wurde erst am Donnerstag von französischen Medien aufgegriffen und sorgt nun für Empörung unter LGBT-Aktivisten und in sozialen Netzwerken.
In dem Fall geht es um einen Angestellten in einem Frisörladen. Als dieser wegen einer Krankheit im Oktober 2014 nicht zur Arbeit erschien, wollte ihn seine Chefin feuern. Der Mitarbeiter erhielt dann eine SMS von ihr, die sie eigentlich an eine andere Person senden wollte. Darin hieß es: "Ich werde [den Mitarbeiter] nicht behalten. Ich habe bei ihm kein gutes Gefühl. Er ist eine dreckige Schwuchtel." Sie nutzte dabei das Schimpfwort PD, kurz für pédé, das in Frankreich meist als abwertender Begriff für schwule Männer genutzt wird. In der SMS schrieb sie auch, dass PDs "nichts Gutes im Schilde führen".
Der Mitarbeiter verklagte daraufhin den Laden wegen Diskriminierung aufgrund seiner sexuellen Orientierung. Im Prozess erklärte seine Chefin zwar, dass sie ihn feuern wollte, weil er zu langsam gearbeitet habe und inkompetent sei. Der Anwalt des Klägers erklärte aber, die Nutzung des Wortes "Schwuchtel" zeige deutlich die homophobe Intention seiner Chefin.
Bizarre Begrüdung
Das Arbeitsgericht folgte der Argumentation des Klägers nicht – mit einer bizarren Begründung: "Wenn wir das Wort in Zusammenhang mit dem Frisörgeschäft bringen, kann das von der Arbeitgeberin benutzte Wort 'Schwuchtel' nicht als homophobe Beleidigung angesehen werden, weil in Frisörläden sehr viele schwule Männer arbeiten." In einer derartigen Arbeitsatmosphäre würde das Wort daher keine homophobe Intention haben.
Die Richter sprachen dem Mann zwar 5.000 Euro Schadensersatz zu – allerdings nur wegen einer "ungerechtfertigten Entlassung", nicht wegen Diskriminierung. Der Anwalt des Klägers hat bereits erklärt, er habe Berufung gegen das Urteil eingelegt.
Nach Bekanntwerden des Urteils gab es daran scharfe Kritik, insbesondere von LGBT-Aktivsten. So erklärte Clémence Zamora-Cruz von der Organisation Inter-LGBT, das Urteil werde "das homophobe Klima, das bereits jetzt herrscht, weiter anheizen". Bereits jetzt würde viele derartige Fälle nicht bekannt werden, weil sich die Opfer aus Angst nicht an Behörden wenden wollten.
Sogar die französische Arbeitsministerin Myriam El Khomri kritisierte das Urteil. Im Sender RTL bezeichnete sie die Entscheidung als "empörend" und "schockierend". (dk)
Es gibt eben auch homophobe Richter.
Dieser Fall sollte unbedingt in die nächste Instanz gehen.
Und ein Richter, der seinen persönlichen Hass über das Gesetz stellt, gehört aus seinem Amt entfernt.