Nigeria wirft Botschafter Eric Mayoraz Homosexualität vor – und ermittelt gegen ihn
Die Behörden in Nigeria vermuten offenbar, dass der eidgenössische Botschafter schwul ist – jetzt läuft ein Ermittlungsverfahren.
Die nigerianische Regierung ermittelt laut der Zeitung "Daily Trust" gegen Eric Mayoraz, den Botschafter der Schweiz in der Hauptstadt Abuja, weil dieser mit einem Mann zusammenleben soll. Demnach erklärten die Ermittler, dass Mayoraz bei seinem Amtsantritt 2015 einen brasilianischen Mann mit in die Botschaft gebracht habe, bei dem es sich um seinen Partner handeln soll.
Akinremi Bolaji, ein Sprecher des nigerianischen Außenministeriums, zeigte sich empört über die Schweiz: "Wir wurden offenbar getäuscht. Wir hätten einer solchen Person niemals erlaubt, unser Land zu betreten. Wir haben ein Gesetz, das von allen befolgt werden muss. Sollten wir ihn für schuldig befinden, wird er den Zorn des Gesetzes zu spüren bekommen."
Das schweizerische Außenministerium wollte sich nach Angaben der Zeitung "20 Minuten" nicht zu dem Thema äußern: Das Amt erteile "keine Auskünfte zu den privaten Verhältnissen seiner Mitarbeitenden", erklärte Sprecher Pierre-Alain Eltschinger. Es liege auch keine offizielle Mitteilung der nigerianischen Behörden zu dem Fall vor. Auch Mayoranz sagte, er wolle diese "lamentable Sache" nicht kommentieren.
Parlamentarier: Vorgehen Nigerias ist "inakzeptabel"
Nationalrat Martin Naef (Bild: parlament.ch)
Aus dem schweizerischen Parlament kommt dagegen scharfe Kritik an dem Vorgehen der nigerianischen Behörden: "Wenn Nigeria tatsächlich gegen den Schweizer Botschafter vorgeht, weil er mit einem Mann zusammenlebt, ist dies inakzeptabel", erklärte der sozialdemokratische Nationalrat Martin Naef, der auch im Vorstand der Homosexuellen Arbeitsgruppen Zürich sitzt. Es sei allein Sache der Schweiz zu entscheiden, welche Personen sie als ihre diplomatischen Vertreter in ein Land entsende. "Die sexuelle Orientierung hat dabei keine Rolle zu spielen."
Das Verbot gleichgeschlechtlicher sexueller Handlungen in Nigeria, mit 160 Millionen Menschen das einwohnerstärkste Land Afrikas, geht auf die britischen Kolonialherren zurück. Die nigerianische Regierung hat im vergangenen Jahr die Gesetze gegen Homosexuelle verschärft (queer.de berichtete). Für gleichgeschlechtlichen Sex ist eine Haftstrafe von bis zu 14 Jahren vorgesehen, in islamischen Regionen steht für Muslime auf Homosexualität unter bestimmten Bedingungen sogar die Todesstrafe.
Selbst die katholische Kirche von Nigeria begrüßt offen die Verfolgung von Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung. Dies sei ein "richtiger Schritt in die richtige Richtung, um die Würde des Menschen zu schützen", erklärte die Bischofskonferenz zur Gesetzesverschärfung (queer.de berichtete). Bei einer im Juni 2013 durchgeführten Umfrage hatten sich auch 92 Prozent der Bevölkerung hinter die Pläne der Regierung gestellt (queer.de berichtete).
Nigeria ist freilich nicht das einzige Land, das Diplomaten wegen ihrer sexuellen Orientierung für untauglich erklärt. So hat der Vatikan mit Jean-Loup Kuhn-Delforge und Laurent Stefanini in den letzten acht Jahren bereits zwei Mal einen französischen Botschafter wegen Homosexualität abgelehnt. (dk)
In einem Rechtsstaat sollten Gesetze etwas mit Sinn und Verstand zu tun haben, nicht mit Zorn, dafür braucht mensch keine: Das beweisen schon manche spielenden Kinder.
Neben anderen Defiziten hat Akinremi Bolaji offensichtlich auch nicht verstanden, wie das mit Botschaften und diplomatischen Personal funktioniert.