Welchen Einfluss haben die Gene auf die sexuelle Orientierung von Menschen und deren Nachfahren?
Heterosexuelle vererben männliche Homosexualität weiter, so die These eines georgischen Wissenschaftlers.
Gene, die zu einer homosexuellen Orientierung bei Männern führen, sind in ungefähr der Hälfte aller heterosexuellen Frauen und Männer vorhanden und werden von einer zur nächsten Generation weitervererbt. Deshalb sei das Vorkommen von homosexuellen Menschen über Jahrhunderte und Jahrtausende in allen Kulturen stabil, obwohl diese in der Regel weniger Nachkommen hätten als Heterosexuelle. Das ist die These des Biologen Giorgi Chaladze von der staatliche Ilia-Universität in der georgischen Hauptstadt Tiflis. Seine auf Rechenmodellen basierende Studie über die Weitergabe männlicher Homosexualität ist in der neuesten Ausgabe des Fachmagazins "Archives of Sexual Behavior" veröffentlicht worden.
In den letzten Jahrzehnten zeigten Forschungsarbeiten in aller Welt, dass Homosexualität entscheidend von genetischen Faktoren abhängt. So kamen amerikanische Wissenschaftler 2014 zu dem Ergebnis, dass es bei Schwulen Veränderungen im 8. Chromosom und auf einer Region des Geschlechtschromosoms (Xq 28) gibt (queer.de berichtete). Noch ist allerdings völlig unklar, warum sich Veränderungen auf diese Art auswirken.
Schwule Männer geben weniger Gene weiter
Chaladze nutzte für seine Studie ein Rechenmodell, um das stabile Vorkommen von Schwulen in großen Populationen zu erklären. Er rechnete dafür bereits Faktoren aus anderen Untersuchungen ein – etwa, dass Hetero-Männer im Vergleich zu Schwulen fünf Mal eher Kinder hätten. Das stellte für den Wissenschaftler aus evolutionärer Sicht ein Problem dar, weil männliche Homosexuelle ihre Gene damit durchschnittlich weniger an die nächste Generation weitergeben als heterosexuelle Männer.
Zusätzlich berücksichtigte er Forschungen, nach denen Homosexualität in größeren Familien eher vorkommt. Hier gibt es viele Studien insbesondere über Brüder. Daraus hatten Forscher bereits geschlossen, dass die Gene für Homosexualität in Männern zunehmen würden, je mehr Nachwuchs die weiblichen Familienmitglieder hervorbringen würden.
Den Berechnungen des Forschers zufolge besitzen damit die Hälfte der heterosexuellen Männer und etwas mehr als die Hälfte der heterosexuellen Frauen Gene, die bei Männern zu einer homosexuellen Orientierung führen können. Wie genau die Gene interagieren, ist allerdings noch völlig unbekannt.
Chaladze erklärte auch, dass seine Theorie erklären könne, warum sehr viele Männer über gleichgeschlechtliche Erfahrungen berichteten, aber sich dennoch nicht als homo- und bisexuell identifizierten. Sie seien Träger dieser Gene, die sich aber nur manchmal manifestierten.
Es seien mehr Erbgut-Studien notwendig, um die Zusammenhänge zu erkennen, meinte Chaladze. Er empfahl, im nächsten Schritt Menschen zu untersuchen, die keine homosexuellen Verwandten hätten.
Das Mysterium Homosexualität wird allerdings wohl nicht so bald entschlüsselt werden. Bisherige Untersuchungen waren oft auch zu dem Ergebnis gekommen, dass Umwelteinflüsse bei der sexuellen Orientierung ebenfalls eine Rolle spielen können. Auch gibt es keine individuellen Gene, die Homosexualität beeinflussen, sondern Veränderungen finden nur in bestimmten Bereichen des Chromosoms statt. Es gilt daher nach wie vor als unmöglich, in einem pränatalen Test die sexuelle Orientierung eines Fötus nachzuweisen. (dk)
Neue Studie
Chaladze, G. (2016). Heterosexual Male Carriers Could Explain Persistence of Homosexuality in Men: Individual-Based Simulations of an X-Linked Inheritance Model, Archives of Sexual Behavior. DOI 10.1007/s10508-016-0742-2
Homosexualtät ist schon älter als die Menschheit und wurde schon bei über 1500 Tierarten nachgewiesen. Da die "Natur" durch Mutationen und Selektion alles "aussortiert", was sie nicht "benötigt" muss Homosexualtät extrem wichtig für die Gruppe zum Überleben sein.
Weil anscheinend sind alle Gruppen die keine Homosexuelle hatten ausgestorben. Und die "Natur" ist eben viel raffinierter, komplizierter und "ausgeklügelter", als es viele denken.
Bei den Tierarten wurden noch nie "homophobe Tiere" beobachtet. Also ist Homobhobie unnatürlich und anerzogen!