Beim Dachverband von 17 katholischen Jugendverbänden und -organisationen mit rund 660.000 Mitgliedern sieht man Homosexualität locker (Bild: Christian Schnaubelt / BDKJ-Bundesstelle)
Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend beklagt, der Katechismus sei gegenüber Schwulen und Lesben "unmenschlich und ungerecht".
Die Hauptversammlung des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend hat am Sonntag auf der Burg Rothenfels (Landkreis Main-Spessart) einen umfangreichen Beschluss "Zum kirchlichen Umgang mit Liebe und Partnerschaft" (Word-Dokument) verabschiedet, in dem gefordert wird, dass "gleichgeschlechtliche Beziehungen als Liebesbeziehungen respektiert und akzeptiert werden".
"Papst Franziskus hat die Diskussion über kirchliche Aussagen zu Ehe und Familie mit seinem kürzlich veröffentlichten Schreiben Amoris Laetitia (Die Freude der Liebe) nicht beendet, sondern neu eröffnet", erläutert der BDKJ-Bundesvorsitzende Wolfgang Ehrenlechner in einer Pressemitteilung. Darum wendet sich der BDKJ nun an die deutschen Bischöfe mit der Aufforderung, "die Lebensrealitäten, Überzeugungen und Gewissensentscheidungen junger Menschen in Deutschland anzuerkennen und in die weltkirchliche Diskussion einzubringen."
Die Beziehungen junger Menschen seien "zu achten und wertzuschätzen", so Ehrenlechner. "Das schließt selbstverständlich eine verantwortungsvolle Sexualität ein, die für viele Jugendliche und junge Erwachsene Teil ihrer Beziehung ist."
"Lange Tradition der Homophobie"
Neben Fragen wie Beziehungen vor einer Eheschließung geht das BDKJ-Papier ausführlich und mit klaren Worten auf homosexuelle Paare ein. "Die kirchliche Lehre besagt, dass partnerschaftliche Liebe aufgrund der Schöpfungsordnung nur zwischen Mann und Frau ihren Platz hat", kritisiert die katholische Jugend. "Sie beruht auf einem Umgang mit biblischen Texten und auf Annahmen über die Natur des Menschen, die jeweils nicht mehr unserem heutigen Wissensstand entsprechen, und sie ist geprägt von einer langen Tradition der Homophobie und der Abwertung und Diskriminierung von Homosexualität."
Bei heutigem Wissensstand sei es "nicht mehr vertretbar, gleichgeschlechtliche Liebe und gleichgeschlechtliche Beziehungen mit naturwissenschaftlichen oder mit theologischen Argumenten abzulehnen. Die an homosexuelle Menschen gerichtete Aufforderung des Katechismus, auf Entfaltung ihrer Liebesfähigkeit und Sexualität zu verzichten, ist unmenschlich und ungerecht."
Der BdKJ erwarte aus seiner christlichen Überzeugung heraus, "dass homosexuell und heterosexuell liebende Menschen und ihre Partnerinnen und Partner anerkannt werden und dass gleichgeschlechtliche Beziehungen als Liebesbeziehungen respektiert und akzeptiert werden". Der Verband fordert "ein Ende der Diskriminierung gleichgeschlechtlich liebender Menschen".
Widersprüche ansprechen
Der BDKJ ist Dachverband von 17 katholischen Jugendverbänden und -organisationen mit rund 660.000 Mitgliedern. Das Wissen um Empfängnisverhütung bezeichnet der BDKJ in dem Papier als "Allgemeinbildung" und fordert die Akzeptanz persönlicher Abwägungen und selbstverantworteter Entscheidungen für oder gegen Verhütungsmittel.
Man erwarte, "dass Jugendliche und junge Erwachsene in kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kompetente Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner auch für Fragen nach Beziehung und Sexualität finden können", und diese nicht in einen Konflikt mit Vorgesetzten geraten, weil sie "Sexualität in heterosexuellen Beziehungen vor der Ehe, gleichgeschlechtliche Beziehungen und die jeweiligen Einstellungen zu Empfängnisverhütung anerkennen".
Die Aussagen in "Amoris laetitia" über die Ehe- und Familienpastoral enthalte "ermutigende Ausführungen über Liebe, Ehe und Familie", sagte Ehrenlechner gegenüber katholisch.de. Zugleich äußerte er deutliche Kritik an der kirchlichen Bewertung homosexueller Partnerschaften: "Es ist ein Widerspruch, wenn man von Wertschätzung und Nichtdiskriminierung spricht und gleichzeitig homosexuelle Partnerschaften nur als Problem und gleichgeschlechtliche Liebe als nicht gottgewollt ansieht." (cw)
Wer andere nicht zu 100% gleichstellt, hat sie auch nicht wirklich zu 100% akzeptiert und sieht sie nicht als 100% gleichwertig an.