Ein (unverpixeltes) Video der Tat hatte sich in sozialen Netzwerken verbreitet
Die 18-jährigen Schüler hatten einen Gleichaltrigen angegriffen und ein Video der Tat veröffentlicht.
Ein Strafgericht im französischen Orléans hat am Dienstag zwei junge Männer verurteilt, die im Februar einen jungen Schwulen in der Nähe seiner Schule auf offener Straße beschimpft und zu Boden getreten hatten. Ein Video der Tat hatten sie mit weiteren homophoben Beschimpfungen in sozialen Netzwerken veröffentlicht, in denen es über eine Million Mal angesehen wurde und zu weiteren menschenfeindlichen Äußerungen führte, bevor es gelöscht wurde.
Der offen schwule Schüler stellte in Folge Strafanzeige. Bei der Gerichtsverhandlung gaben die Täter, zwei 18-Jährige, die auf eine andere Schule gehen, Medienberichten zufolge an, dass es sich nur um einen Spaß gehandelt und die Homosexualität des Opfers keine Rolle gespielt habe.
Die Staatsanwaltschaft bezweifelte diese Aussage und betonte hingegen, dass man mit einem Spaß nicht alles rechtfertigen könne. Sie beantragte Bewährungsstrafen von sechs und drei Monaten.
Gericht erhöht Strafen
Das Gericht ging in seinem Urteil über den Antrag der Staatsanwaltschaft hinaus: Der Filmer der Tat erhielt eine sechsmonatige Bewährungsstrafe und muss 300 Euro zahlen; sein Kumpel, der den jungen Schwulen mit einem heftigen Tritt gegen einen Knöchel attackierte und zu Fall brachte, kommt auf acht Monate und 400 Euro.
Die LGBT-Organisation GAGL 45, die das Opfer der Tat unterstützt hatte, lobte das Urteil, das die homophobe Motivation der Tat widerspiegele. Die Polizei und Staatsanwaltschaft hätten exzellent gearbeitet; auch die Schulbehörde erhielt Lob, weil sie sich um den jungen Schwulen gekümmert habe. Zusammen mit der Familie des Jungen habe sie dafür gesorgt, dass er keine ernsthaften gesundheitlichen Schäden davon trug.
Die "Groupe Action Gay et Lesbien du Loiret" betonte allerdings, sie hätte sich für die Täter einen verpflichtenden staatsbürgerlichen Unterricht gewünscht; ein solcher "Stage de citoyenneté" kann von Gerichten als Anleitung zu Toleranz und Recht anstelle oder ergänzend zu einer Strafe verhängt werden. Die Organisation bot den Tätern und ihren Familien nach dem Prozess ein Treffen an, um ein "notwendiges Nachdenken über Unterschiede, Diskriminierung und Gewalt" zu beginnen. (cw)