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Psychische Gesundheit
Studie: Insbesondere junge Schwule leiden unter Homophobie

Depressionen sind gerade unter jungen Schwulen und Bisexuellen trotz der gesellschaftlichen Fortschritte noch immer weit verbreitet (Bild: flickr / John Steven Fernandez / by 2.0)
- 29. April 2016, 10:04h 3 Min.
Britische Forscher warnen: Junge Schwule und Bi-Männer haben ein vielfach höheres Selbstmordrisiko als ältere.
Die Homophobie in der Gesellschaft setzt vor allem jungen Schwulen und Bisexuellen zu, während ältere damit besser umgehen können. Das ist das Ergebnis einer Studie der London School of Hygiene And Tropical Medicine, die im "Journal of Public Health" veröffentlicht wurde. Die Forscher werteten dazu Daten einer Online-Befragung von rund 5.800 schwulen und bisexuellen Männer in England, Wales und Schottland aus dem Jahr 2011 aus, die im Auftrag der LGBT-Organisation Stonewall durchgeführt wurde.
Die Ergebnisse zeigen ausgeprägte Unterschiede zwischen älteren und jüngeren Teilnehmern. Bei den Befragten unter 26 Jahren gaben sechs Prozent an, in den vergangenen zwölf Monaten versucht zu haben, sich das Leben zu nehmen. 29 Prozent erklärten, sie litten unter Depressionen. Damit war die Rate der Depressionen bei den Jungen doppelt so hoch wie bei Schwulen und Bisexuellen über 45 – die Rate der Selbstmordversuche war sogar sieben Mal höher.
Neben dem Alter konnten die Forscher weitere Risikofaktoren für Gesundheitsprobleme feststellen: So waren schwarze Männer, die Männer liebten, fünf Mal eher depressiv oder selbstmordgefährdet als weiße Schwule oder Bisexuelle. Männer mit niedrigerer Bildung hatten doppelt so häufig mit Problemen wie Depressionen zu kämpfen als Männer mit höherer Bildung. Dies, so erklärten die Forscher, sei nur teilweise mit dem niedrigeren Einkommen zu erklären.
Auch Unterschiede wegen Hautfarbe oder Bildung
Haupt-Studienautor Ford Hickson erklärte, dass Schwule und bisexuelle Männer offensichtlich wegen der gesellschaftlichen Diskriminierung eher psychische Probleme hätten als die heterosexuelle Mehrheitsgesellschaft. Allerdings seien gebildete, wohlhabendere und insbesondere weiße Männer in dieser Gruppe weniger betroffen. "Der wahrscheinliche Grund ist, dass die Männer eher mit Homophobie umgehen können, wenn sie älter werden oder wenn sie eine relativ privilegierte Stellung in anderen Bereichen des Lebens einnehmen", so Hickson. Homosexuelle seien keine homogene Gruppe, sondern würden "die gesundheitlichen Ungleichgewichte widerspiegeln, die es in der Gesellschaft gibt".
Ein weiteres Ergebnis der Studie war, dass Männer, die mit einem männlichen Partner zusammenwohnten, ihr Depressionsrisiko halbierten. Andere Studien hatten zuvor eine ähnlich positive Wirkung durch eine Partnerschaft unter Heterosexuellen festgestellt.
Die Autoren wiesen darauf hin, dass die Ergebnisse mit Vorsicht gewertet müssten, da die Beteiligten nicht durch eine zufällige Stichprobe der Bevölkerung ausgewählt wurden. Das Ergebnis sei womöglich nicht repräsentativ für alle Schwulen und Bisexuellen in Großbritannien.
Die "Gay and Bisexual Men's Health Survey" (PDF), auf der die Ergebnisse basieren, hatte auch ergeben, dass rund die Hälfte der schwulen und bisexuellen Männer innerhalb von zwölf Monaten weiche oder harte Drogen konsumiert hatten, im Vergleich zu zwölf Prozent der Männer der Gesamtbevölkerung. Jeder sechste hatte etwa Erfahrungen mit Kokain gesammelt. Crystal Meth spielte entgegen vielen Berichten in den Medien kaum eine Rolle und wurde nur von zwei Prozent der Männer konsumiert.
Wiederholt waren Studien zu dem Ergebnis gekommen, dass Homosexuelle eher an Depressionen oder anderen psychischen Krankheiten leiden als Heterosexuelle. Eine schweizerische Untersuchung kam 2014 zu dem erschreckenden Ergebnis, dass ein Viertel aller Schwulen bereits einen Suizidversuch unternommen hatte. Auch in dieser Studie hieß es, dass vor allem junge Schwule selbstmordgefährdet seien (queer.de berichtete). (dk)














