Dem religiösen Gerichtspräsidenten Roy Moore droht die zweite Absetzung von seinem Posten
Weil er in seinem Bundesstaat die Ehe für alle stoppte, droht Roy Moore, dem Präsidenten des Obersten Gerichtshofes, der Verlust seines Jobs.
Die Justizaufsicht von Alabama hat am Freitag den Präsidenten des Obersten Gerichtshofes des US-Bundesstaates, Roy Moore, vom Dienst suspendiert. Zur Begründung hieß es unter anderem, der 69-Jährige habe bei der Verhinderung gleichgeschlechtlicher Ehen seine Amtsbefugnisse überschritten. Das weitere Verfahren kann zur Absetzung des Richters führen.
Moore hatte Anfang des Jahres eine Anordnung an alle Familienrichter in Alabama erlassen, das Urteil des Obersten Gerichtshofs der USA vom Juni 2015 zu ignorieren, nach dem Ehen von schwulen und lesbischen Paaaren überall in den Vereinigten Staaten erlaubt sind (queer.de berichtete). Moore berief sich dabei auf die Regionalverfassung und Gesetze des Bundesstaates, die die Ehe als Verbindung zwischen Mann und Frau definieren.
Für Moore steht die Bibel über der Verfassung
Aus Angst vor dem Höchstgericht in Washington wurde die Anordnung Moores allerdings kaum umgesetzt. So entschied Alabamas Oberster Gerichtshof im März einstimmig, dass er keine Sanktionen gegen Standesämter verhängt, die Ehescheine an homosexuelle Paare ausgeben. Das hatten christlich-fundamentalistische Organisationen in einer Klage gefordert (queer.de berichtete). In seiner Urteilsbegründung merkte Moore jedoch an, dass er gleichgeschlechtliche Ehen ablehne: "In einer Welt, in der Gott außen vor gelassen wird, verschwinden die moralischen Grenzen der Heiligen Schrift und das korrupte Verlangen des Menschen nimmt überhand."
Die offizielle Untersuchung gegen Moore hatte das Southern Poverty Law Centre in Gang gebracht. Der Chef-Richter sei ein "religiöser Eiferer" und "Egozentriker", der sich von der Überzeugung leiten lasse, er müsse "Entscheidungen von Bundesgerichten nicht befolgen", hieß es in der Begründung der Organisation. "Er sollte im Sinne des staatlichen Wohls entlassen werden."
Moore kündigte unterdessen an, gegen seine Suspendierung zu kämpfen. Die Untersuchungskommission habe sich in ihrer Entscheidung von LGBT-Aktivisten leiten lassen, kritisierte er in einem Statement.
Für den religiösen Juristen ist das Disziplinarverfahren keine neue Erfahrung: Bereits 2003 war Roy Moore wegen seiner Weigerung, ein Monument mit der Tafel der Zehn Gebote vor dem Obersten Gerichtshof zu entfernen, erst suspendiert und dann abgesetzt worden. Zehn Jahre später wurde er jedoch auf denselben Posten wiedergewählt. (cw)
Wenn jemand die Bibel über die Verfassung stellt und für seine Privatmeinung Recht beugt, hat er in so einem Amt nichts zu suchen.
Damit ist er für dieses Amt schlichtweg ungeeignet.