Jesús Tomillero hat ein Jahr nach seinem Coming-out die Nase voll von Homophobie im spanischen Amateurfußball (Bild: Twitter/@Jesustomille)
Der erste offen schwule Fußball-Referee Spaniens will sich nicht mehr ständig mit homophoben Fans auseinandersetzen.
Der 21-jährige Jesús Tomillero hängt seinen Job als Schiedsrichter des andalusischen Fußball-Amateurverbandes an den Nagel. "Ich kann einfach nicht mehr", schrieb der Unparteiische am Wochenende in sozialen Medien, der sich als erster Schiedsrichter des Landes als schwul geoutet hatte. Als Grund für seinen Rückzug nannte er ständige homophobe Attacken auf dem Spielfeld.
Tomillero hatte im März letzten Jahres sein Coming-out, nachdem er von einem Mitarbeiter des Teams Peña Madridista Linense homophob beschimpft worden war und dies dem Verband anzeigte. Die Strafe, die der Übeltäter erhielt, war für Tomillero allerdings ein Witz: Der Verband verhängte eine Geldstrafe von gerade einmal 30 Euro und neun Spiele Sperre.
Seit diesem Zwischenfall, so Tomillero, seien homophobe Beschimpfungen insbesondere von Fans für ihn an der Tagesordnung. Immer, wenn Fans eine Entscheidung des Referees nicht gefiel, hätten sie ihn mit Worten wie "maricón" (Schwuchtel) beschimpt. Das schlimmste an diesen Vorfällen sei gewesen, dass andere Zuschauer über die Beschimpfungen nur gelacht hätten.
"Schieb dir das Tor in den Arsch"
Tomillero war ein so begeisterter Schiedsrichter, dass er dieses Tattoo trägt (Bild: Jesus Tomillero / Facebook)
Eine üble homophobe Attacke am letzten Wochenende, als Tomillero ein U19-Spiel in der Regionalliga nahe Cádiz pfiff, habe schließlich den Ausschlag zum Aufhören gegeben. Nach einem Elfmeterpfiff riefen wütende Fans herunter: "Das ist der Schwuchtel-Schiedsrichter aus dem Fernsehen. Schämst du dich nicht, für das was du da gepfiffen hast, Schwuchtel?! Schieb dir das Tor in den Arsch."
Tomillero kritisierte in der Vergangenheit auch, dass der andalusische Fußballverband ihn kaum unterstützt habe – vielmehr sei ihm von Funktionären mit einer Strafe gedroht worden, sollte er die Homophobie in Andalusien in nationalen Medien thematisieren. Aus diesen Gründen sei es wenig verwunderlich, dass sich kein einziger Spieler oder Schiedsrichter outen würde: "Es gibt viele versteckte Schwule im spanischen Fußball, auch in der ersten und zweiten Liga. Sie haben Angst vor Diskriminierung, und ich kann das verstehen", so Tomillero gegenüber spanischen Medien.
In Spanien sorgen homophobe Fangesänge immer wieder für Schlagzeilen – nicht nur im Amateurfußball, sondern auch an der Spitze: Erst vergangenen Monat gab es "Schwuchtel"-Rufe gegen den portugiesischen Superstar Cristiano Ronaldo von Real Madrid. Übeltäter waren Fans des Rivalen FC Barcelona (queer.de berichtete). (dk)
Notfalls halt mit Stadionverboten.
Ein paar mal konsequenz durchgesetzt und dann wäre ein für alle mal Ruhe gewesen.
Schade, dass Homophobie im Fußball immer noch nicht so konsequent bekämpft wird wie z.B. Rassismus.