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Sexualpädagogik

Arschficken gegen Rechts


Schon die alten Römer wussten, wie es geht: Abbildung auf dem sogenannten Warren Cup, der heute im Britischen Museum steht (Bild: Wiki Commons / Marie-Lan Nguyen / CC-BY-SA-3.0)

  • 18. Mai 2016, 07:27h 70 3 Min.

Stellungnahme zu meinem an der Uni Köln abgesagten Angebot "Anal verkehren – ein Workshop für Arschficker_Innen und die, die es vielleicht werden wollen".

Von Marco Kammholz

Am 3. Juni 2016 war an der Universität zu Köln in Zusammenarbeit mit dem Studierenden-Ausschuss der Vollversammlung der humanwissenschaftlichen Fakultät (StAVV) die Durchführung meines sexualpädagogischen Angebots geplant.

Nach der Berichterstattung auf queer.de reagierten rechtspopulistische und rechtsextreme Internetblogs und Zeitschriften. Das Dekanat der Fakultät, das Landesbildungsministerium, diverse Pressestellen sowie Studierende forderten daraufhin eine Stellungnahme der Veranstalter_innen.

Schließlich wurde die Zusammenarbeit mit mir seitens des StAVV beendet und die Veranstaltung an der Universität abgesagt. Als Gründe werden die "gewaltvolle und pornographische Sprache in der Ankündigung des Workshops" wie auch die Möglichkeit, dass "diese Ankündigung eine Belästigung am Arbeitsplatz dargestellt haben könnte", angeführt. Schließlich heißt es, "der Workshop [werde] unserem eigentlichen Anliegen nicht gerecht, das Angebot an der Universität zu Köln zu Sexualpädagogik zu bereichern".

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Gelungene Sexualität ist Lebensgenuss

Ich möchte an dieser Stelle auf die Infragestellung und Ablehnung meines Workshop-Angebots eingehen und klarstellen:

- Es handelt sich um ein professionelles, sexualpädagogisches Bildungsangebot, welches mit einer kreativen und humorvollen Konzeption den Blick auf eine sexualpädagogische Leerstelle und eine tabuisierte Sexualpraxis richten möchte.

- Sexualität ist ein lebenslanger Prozess – Lustbejahung und gelungene Sexualität sind purer Lebensgenuss. In diesem Sinne organisiere ich unterschiedliche Bildungsangebote im Bereich des Sexuellen und leiste dadurch einen wichtigen Beitrag zu einer gesunden, geschlechtergerechten und offenen Sexualität. Denn gerade das Sprechen(-Können) über und Wissen um Sexualität und Körperlichkeit sind grundlegende Voraussetzungen für eine selbstbestimmte, verantwortungsvolle und lustfreundliche Sexualität.

- Ziel der Veranstaltung ist daher, Neugierde und Offenheit für sexuelle Wünsche zu wecken, einen lustvollen und positiven Bezug zu Analverkehr zu ermöglichen und nicht zuletzt Sicherheit und Stärke zu gewinnen im Umgang mit der eigenen Sexualität und der Kommunikation mit sich und anderen.

- Mit Humor, Fachwissen, spielerischen Methoden und der Einladung, miteinander über Sexualität zu sprechen, möchte ich vor allem zu einem beitragen: einer lustvollen Verwirklichung sexueller Wünsche und einer Enttabuisierung von Analverkehr.

Sexualität und sexuelle Bildung sind politisch

Emanzipatorische Sexualpädagogik sieht sich weiterhin rechts-konservativen Kampagnen und Verleumdungen ausgesetzt. Die Angriffe gegen sexualpädagogische Projekte und Kolleg_innen richten sich gegen sexuelle Bildungskonzepte, die sich entstigmatisierend und unter Anerkennung sexueller und geschlechtlicher Vielfalt positionieren.

Vor diesem Hintergrund offenbart die Studierendenvertretung der Humanwissenschaftlichen Fakultät nicht nur ein problematisches Verständnis von Sexualität und Öffentlichkeit, sondern begeht einen groben politischen Fehler: der rechtspopulistischen und explizit schwulenfeindlichen Skandalisierung meines Angebot wurde nachgegeben – und mit einer, in diesem Fall, irrtümlichen verhandlungsmoralischen Argumentation entsprochen.

Schwul-Sein ist belästigend?

Deutliche Kritik entwickelt sich am bewusst von mir verwendeten Begriff der "Arschficker_In". Hinter dem Vorwurf, dieser Begriff sei "gewaltvoll und pornographisch" und dadurch "verletzend und übergriffig", verbirgt sich meiner Meinung nach ein reaktionäres und gefährlich ungenaues Verständnis von Sexualität und Intimität. Sichtbar wird dabei die Vorstellung einer "richtigen", sauberen, provokations- und widerspruchsbefreiten Sexualität – in einer Öffentlichkeit, die wiederum frei von Widersprüchen und Konflikten sein soll.

Die Wiederaneignung pejorativer Begriffe steht nicht nur in der Tradition der Schwulenbewegung, sie ist und bleibt darin eine emanzipatorische Praxis, die es darauf anlegt, herrschende Sexualmoral als das zu entlarven, was sie ist: moralisierend und repressiv. Eine heteronormative Geschlechterordnung stellt sich her, über die Abwertung von Weiblichkeiten, die Imagination von "echter Männlichkeit und Weiblichkeit" und die Verwerfung männlicher Penetration und passiver Lust.

In diesem Sinne ist ein selbstbewusstes Benennen analer Lust und die schamlose Selbstbezeichnung eines sexual- und schwulenfeindlich verwendeten Begriffs durchaus als gewollte "Belästigung" heterosexueller und sexualfeindlicher Normalität aufzufassen.

-w-

#1 heneAnonym
  • 18.05.2016, 10:32h
  • "der rechtspopulistischen und explizit schwulenfeindlichen Skandalisierung meines Angebot wurde nachgegeben und mit einer, in diesem Fall, irrtümlichen verhandlungsmoralischen Argumentation entsprochen."

    Leider geht er gar nicht darauf ein, warum ein Angebot über Sex an einer Uni überhaupt etwas verloren hat. Denn das ist die tatsächliche Frage, die gestellt werden müsste. Leider drücken sich beide Seiten darum, denn die Begründung, warum es abgesagt wird, ist schwach und vorgeschoben und spielt nur der Verteidigung in die Hände, die sich nicht zu doof ist und darin vergeht; Schwulenfeindlichkeit und Rechtspopulismus vorzuwerfen, auch um die Frage gar nicht erst diskutieren zu müssen.
    Man möchte ihm zurufen, dann führ die Workshops doch in angemessenen Räumlichkeiten durch, dann interessiert sich auch keine Sau für den Titel und wir ersparen uns das Vorbeten der schwülstigen Ideale der Wiederaneignung von pejorativen Begrifflichkeiten.
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#2 AFD-WatchAnonym
  • 18.05.2016, 10:45h
  • Antwort auf #1 von hene
  • "Leider geht er gar nicht darauf ein, warum ein Angebot über Sex an einer Uni überhaupt etwas verloren hat."

    Ihr "besorgten Homos" schwafelt doch immer etwas von angeblicher Frühsexualisierung an der Schule...die Konsequenz müsste also sein, erst ab 18 aufzuklären. Voilà: Das ist ein solches Angebot. Aber das ist euch dann auch wieder nicht recht.
    Also: Wenn Aufklärung nichts an der Schule zu suchen hat (und als Sexualisierung abgetan wird) - warum dann nicht ab entsprechendem Alter an der Uni?
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#3 heneAnonym
  • 18.05.2016, 11:13h
  • Antwort auf #2 von AFD-Watch
  • "Ihr "besorgten Homos" schwafelt doch immer etwas von angeblicher Frühsexualisierung an der Schule...die Konsequenz müsste also sein, erst ab 18 aufzuklären."

    Wieso sollte die Konsequenz, aus der Ablehnung von Frühsexualisierung, sein, dass erst mit 18 aufgeklärt werden sollte?

    "Also: Wenn Aufklärung nichts an der Schule zu suchen hat (und als Sexualisierung abgetan wird) - warum dann nicht ab entsprechendem Alter an der Uni?"

    Wo genau hat ein Workshop zu Sexpraktiken eine Schnittmenge mit Aufklärung in Schulen?
    Du setzt zwei ungleiche Dinge gleich und glaubst, wenn du für das ein Gegenargument findest, gelte das auch für das andere, in letzter Konsequenz hast du aber nicht darauf geantwortet warum in der Uni ein Workshop zu Sex stattfinden sollte.

    Wo lernt man so zu "diskutieren"? Ich würde unheimlich gerne mal deinen Hintergrund wissen. In welchem Umfeld lernt man dieses als Diskussion zu verstehen, oder ist es sogar als bewusste Methode benutzt?
    Ich meine: glaubst du was du sagst oder verfolgst du ein Ziel und ziehst alle Register?
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