Nicht nur der Flughafen, auch das Berliner Homosexuellen-Denkmal wird nicht pünktlich fertig
Das Calla-Denkmal gegenüber dem Bundeskanzleramt wird erst später eröffnet, weil noch immer keine Gehehmigung erteilt worden ist.
Das geplante neue Denkmal am Berliner Magnus-Hirschfeld-Ufer für die erste homosexuelle Emanzipationsbewegung kann offenbar nicht wie geplant im Sommer eröffnet werden. Jörg Steinert, Geschäftsführer des Lesben- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg, erklärte am Mittwoch, dass noch nicht die notwendige Ausnahmegenehmigung erteilt wurde.
"Nachdem der Entwurf feststand, haben wir beim Bezirksamt Mitte für den Siegerentwurf einen entsprechenden Antrag gestellt – das war im Dezember. Leider liegt bis heute keine Bewilligung vor", so Steinert gegenüber queer.de. "Das führt in der Tat zu Verzögerungen. Die weiteren Auftragserteilungen bei Statiker und Architekten dürfen erst dann erfolgen. Wir befinden uns daher in einer Warteschleife".
Bereits am Dienstag hatten Lokalpolitiker der FDP die Verzögerung kritisiert und von Bezirksbürgermeister Christian Hanke (SPD) gefordert, das Projekt zur Chefsache zu machen. "Schlamperei oder absichtliche Blockade einer notwendigen Erinnerung an die erste Homosexuellen-Emanzipationsbewegung?", fragten Felix Hemmer, der Spitzenkandidat für die Bezirksverordnetenversammlung Berlin-Mitte, und Sebastian Ahlefeld, der Chef des FDP-Landes-Fachausschusses für LGBT-Politik rhetorisch. Der Zeitplan laufe komplett aus dem Ruder. "Am Geld kann es nicht liegen, da die Finanzierung durch Lottomittel und Spenden gesichert ist."
Ergänzung zu Gedenktafeln
Das Denkmal soll an die erste homosexuelle Emanzipationsbewegung erinnern. Sie begann 1897 mit der Gründung des Wissenschaftlich-humanitären Komitees (WhK) durch Dr. Magnus Hirschfeld, der später auf dem Gelände des heutigen Bundeskanzleramts das Institut für Sexualwissenschaft gründete. Die Nazis plünderten später das Institut und verbrannten dessen Schriten, Hirschfeld starb im Exil. Nach ihm ist inzwischen der entsprechende Ufer-Abschnitt an der Spree benannt, an dem auch Gedenktafeln angebracht sind.
Eine Jury hatte im November letzten Jahres für das Denkmal aus fünf eingereichten Entwürfen von Studenten der Universität der Künste Berlin (UdK) das Motiv "Calla" ausgewählt, das auch bei einer Online-Abstimmung der Favorit von queer.de-Lesern gewesen war (queer.de berichtete). Der Entwurf mit insgesamt sechs großen bunten Blumen die sexuelle Vielfalt anhand der Calla-Lilie symbolisieren, die weibliche und männliche Blüten auf einer Pflanze besitzt. (dk)