In der Leipziger Peterskirche findet Ende August ein "Forumstag" der Initiatoren der Reformbewegung statt (Bild: flickr / domjisch / by 2.0)
In der evangelischen Landeskirche Sachsen brodelt es: Rund ein Dutzend Pfarrer wollen sich mit einem neuen Forum konservativen Tendenzen entgegensetzen und für eine LGBT-freundliche Kirche kämpfen.
Elf evangelische Pfarrer der sächsischen Landeskirche haben gemeinsam mit Gemeindemitgliedern das landesweite "Forum für Gemeinschaft und Theologie" gegründet, das sich für eine tolerante und weltoffene Kirche einsetzen soll. Die Mitglieder wollen sich insbesondere über die Website www.frommundfrei.de vernetzen.
Wie die Organisatoren am Mittwoch bekannt gaben, wollen sie eine breite öffentliche Diskussion über die Richtung der Kirche anstoßen – und sich auch dafür einsetzen, dass Homosexuelle in der erzkonservativen Landeskirche gleichbehandelt werden. Die Gründungsmitglieder stammen aus Leipzig, Dresden, Meißen, Wurzen, Stollberg und Schmannewitz.
"Die sächsische Landeskirche wirkt in der öffentlichen Wahrnehmung zunehmend isoliert und regressiv", beklagte der Sprecher der Initiative, der Leipziger Pfarrer Christoph Maier. "Wir wollen ein klares und lautes Zeichen setzen für eine aufklärende Theologie, für Offenheit und Vielfalt unserer Kirche und gegen Diskriminierung z. B. von gleichgeschlechtlich liebenden Pfarrerinnen und Pfarrern".
Die Initiatoren wollen das Forum am 27. August von 10 bis 17 Uhr bei einer Veranstaltung in der Leipziger Peterskirche vorstellen (mehr Infos hier).
Gegengewicht zur "Bekenntnis-Initiative"
Die Pfarrer wollen damit ein Gegengewicht zum 2012 gegründeten konservativen Bündnis "Sächsische Bekenntnis-Initiative" setzen, das sich besonders dafür einsetzt, dass Homosexuelle innerkirchlich nicht anerkannt werden. Das Bündnis konnte 2015 mit Carsten Rentzing einen konservativen Landesbischof durchsetzen. Der heute 48-Jährige erklärte sofort nach seinem Amtsantritt, dass "die homosexuelle Lebensweise nicht dem Willen Gottes entspricht" (queer.de berichtete).
Bei der Anerkennung von Homosexuellen gehört die sächsische Kirche zu den Schlusslichtern unter den 20 deutschen Landeskirchen. So ist eine Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren derzeit nicht möglich – nur Württemberg ist ähnlich restriktiv, die anderen 18 Landeskirchen haben sich Homo-Paaren inzwischen geöffnet, vier Landeskirchen bieten sogar einen Trauungsgottesdienst für Schwule und Lesben an.
Auch homosexuelle Pfarrer müssen im Freistaat mit großen Einschränkungen leben: Sie dürfen etwa nach einem Beschluss von 2012 nur mit ihrem Partner im selben Pfarrhaus leben, wenn sie eine eingetragene Lebenspartnerschaft eingegangen sind und der gesamte Kirchenvorstand dem zugestimmt hat – eine Hürde, die heterosexuelle Pfarrer nicht überwinden müssen (queer.de berichtete). (dk)
www.youtube.com/watch?v=35K6vQRt67g
Wozu bekennt sich die "Bekenntnis-Initiative"? Zu Anmaßung, Selbstüberhöhung, Pharisäertum.
Doch die Hybris bröckelt... Gott sei Dank!