Man sieht das, was man erwartet: Der Fotokünstler Aaron Nace hat das Klischee des schwulen Friseurs auf den Punkt gebracht
Die Karrieremesse Sticks & Stones, die am Freitag in Berlin beginnt, räumt auch mit Klischees über vermeintlich "schwule" und "lesbische" Berufe auf.
Diese Klischees hat jeder im Kopf. Der Friseur, der Inneneinrichter oder der Florist, der an Haaren, Vorhängen oder Blumen herumzuppelt, ist natürlich schwul. Auch unter Flugbegleitern, Krankenpflegern oder Stylisten soll man angeblich kaum einen männlichen Hetero finden. Und bei der burschikosen Busfahrerin, der kräftigen Gärtnerin und der forschen Polizistin muss es sich, keine Frage, selbstverständlich um Lesben handeln.
Für Chris Vinck, Personaler bei Siemens Schweiz, sind dies alles nur Vorurteile. "Wenn ein Klischee erst mal existiert, wird alles, was es bestätigt, besonders intensiv wahrgenommen", sagte er in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung". "Es fällt den Leuten einfach mehr auf, wenn sich ein Friseur auffällig schwul gibt. Wenn nicht, gilt er als Ausnahme, obwohl er gar keine ist. Ich bin sicher, dass die Mehrheit der Friseure heterosexuell ist."
"In allen Berufen arbeiten Schwule"
Einen Vortrag zur Frage "Gibt es Regenbogenberufe?" wird Vinck auf der queeren Karrieremesse Sticks & Stones halten, die am Freitag in Berlin beginnt. Das Fragezeichen ist dabei rein rhetorisch, seine Antwort lautet nein: "In allen Berufen arbeiten Schwule, bei einem Anteil in der Gesellschaft von mindestens drei Prozent kann das gar nicht anders sein." Die mangelnde Sichtbarkeit von LGBT in bestimmen Berufsfeldern wie dem Profifußball oder dem Top-Management führt der Personaler allein auf Homophobie zurück.
Auf wissenschaftliche Studien, ob es einen Zusammenhang zwischen sexueller Orientierung und Berufswahl gibt, kann sich Vinck nicht stützen, er argumentiert allein mit dem gesunden Menschenverstand. So sei nun mal das Klima in künstlerischen Berufen viel offener als etwa auf einer Baustelle: "Jeder hat gern einen schwulen Freund in der Theaterbranche, da fällt das Outing nicht so schwer." Durch das Versteckspiel in klassischen "Männerberufen" verstärkten sich jedoch auch die Klischees: "Wer aus einem Milieu kommt, in dem Homosexualität verpönt ist, ergreift vielleicht extra einen als besonders männlich geltenden Beruf, damit er gar nicht erst in Verdacht kommt."
Er hoffe, dass immer mehr Lesben und Schwule den Mut haben werden, auch im Beruf zu ihrer Identität zu stehen, meinte Vinck gegenüber der "Süddeutschen". In den vergangenen Jahren habe sich schon einiges verbessert: "Für die junge Generation ist das viel leichter geworden. Trotzdem wird es sicher noch lange dauern, bis Homosexualität so allgemein akzeptiert ist, dass man gar nicht mehr groß darüber reden muss."
Die Aussteller auf der Sticks & Stones kommen aus allen Sparten
Die Sticks & Stones, auf der Vinck am Samstagnachmittag seinen Vortrag halten wird, ist da eine große Ausnahme – und zugleich eine echte Vorreiterin. Zum einen, weil die über 100 Unternehmen, die sich auf der queeren Berliner Karrieremesse präsentieren, mit Adidas, Bosch oder Deutscher Post aus allen Sparten kommen und kein einziges Klischee erfüllen. Zum anderen, weil auch immer mehr heterosexuelle Besucher auf der Messe vorbeischauen, die ein vielfältiges und tolerantes Arbeitsumfeld schätzen.
"Homo oder hetero, etwas dazwischen oder außerhalb davon – Hauptsache gut", fasst Veranstalter Stuart B. Cameron die Anforderungen der Aussteller an neue Mitarbeiter zusammen. (cw)
Infos zu MesseSticks & Stones Karrieremesse. Edition #7. Freitag und Samstag, 3. und 4. Juni 2016. Ort: Postbahnhof am Ostbahnhof Berlin. Zeit: jeweils 10-18 Uhr. Chris Vinck wird am Samtag um 15 Uhr reden. Online sind mit Registrierung vorab
Freikarten erhältlich. An der Kasse kostet ein Ticket 20 Euro.
ich hab mal als einziger Mann in nem Modediscounter gejobt.
Da dachten alle ich sei Schwull allein wegen dem Job... den Job hatte ich vom Amt bekommen und damals war ich sowas von noch im Schrank...
jetzt hab ich ne richtige Ausbildung als Pflegefachkraft und ... och manno schon wieder Klischees....
aber in meiner Branche stimmt es schon der Schwule Pfleger is quasie n inoffizieller fester Posten in jedem Heim, selbst unter katholiban Diktatur...