https://queer.de/?26296
Kreuzzug gegen "Vorstadtweiber"
Österreich: Oppositionsführer will nicht als schwul bezeichnet werden
- 7. Juni 2016, 13:09h 3 Min.

Heinz-Christian Strache ist Partei- und Fraktionschef der rechtspopulistischen FPÖ (Bild: Franz Johann Morgenbesser / flickr / by-sa 2.0)
Heinz-Christian Strache geht gegen das öffentlich-rechtliche Fernsehen in die nächste Instanz: Der Rechtspopulist will dem ORF gerichtlich verbieten, seinen Namen mit Homosexualität in Verbindung zu bringen.
Der FPÖ-Politiker Heinz-Christian Strache kämpft weiter vor Gericht gegen die ORF-Fernsehserie "Vorstadtweiber", weil er in der Persiflage des Lebens in Wiener Nobelbezirken als homosexuell bezeichnet worden sei. Die Verwaltungsgerichtshof hat gegenüber der Zeitung "Standard" die Klage Straches bestätigt, die bereits Ende Mai eingereicht worden sei.
Die Medienbehörde hatte zuvor kein Problem mit der Serie gesehen (queer.de berichtete), auch eine Klage Straches vor dem Bundesverwaltungsgericht ist gescheitert. Nun möchte der Partei- und Fraktionschef der rechtspopulistischen Freiheitlichen Partei in der Höchstinstanz gegen diese Einschätzung vorgehen, da er sich in seinem höchstpersönlichen Lebensbereich verletzt sieht. Strache, der in der Vergangenheit Homosexualität als "Krankheit" bezeichnet hatte, beruft sich dabei unter anderem auf Artikel 8 der Europäischen Menschenrechtskonvention, die das Privat- und Familienleben schützt.
Vorinstanz: Zitat aus Zusammenhang gerrissen
Die beanstandete Folge war bereits im Februar 2015 in Österreich ausgestrahlt worden. Der ORF hatte zwar vor der Ausstrahlung die entsprechende Szene aus der Serie entfernt, aber vergessen, den Dialog aus den Untertiteln für Schwerhörige zu ändern. Darin war dann zu lesen: "In Deutschland der Westerwelle oder dieser Berliner Bürgermeister. Oder bei uns der Strache. Die sind doch alle schwul und stehen dazu."

Die von der FPÖ beanstandeten Untertitel. Bild: Screenshot orf.at
Sowohl die Medienbehörde als auch die Vorinstanz verwiesen darauf, dass Strache eben nicht als schwul bezeichnet werde, da der Dialog weitergehe: "Der Strache? – Nein, den mein ich gar nicht. Der Kärntner da. – Da kommen einige in Frage." Die Medienbehörde hatte daher erklärt, dass aus Sicht des durchschnittlichen Zuschauers allenfalls im Raum stehe, "dass ein Kärntner Politiker homosexuell sei, und dass dieser vom männlichen Protagonisten mit dem Beschwerdeführer verwechselt wurde". Weiter hieß es: "Wortlaut und Abfolge des Dialogs lassen in ihrer Gesamtheit keinerlei Zweifel daran offen, dass sich die Behauptung einer möglichen homosexuellen Lebensweise gerade nicht auf den Beschwerdeführer bezieht, sondern auf einen – nicht näher bezeichneten – Kärntner."
FPÖ sieht ORF als Feind an
Hinter der Klage werden weitere Gründe vermutet: So kritisiert die FPÖ seit Jahren den ORF als "aufgeblähten Regierungssender". Die Rechtspopulisten beklagen, in Nachrichtensendungen immer benachteiligt zu werden – vergleichbar mit der Kritik der AfD an ARD und ZDF. Da die Fernsehgebühren in Österreich noch höher als in Deutschland liegen, je nach Bundesland zwischen 20 und 25 Euro pro Monat, ist diese Kritik in Teilen der Bevölkerung populär.
Freilich wird auch die Behandlung von LGBT-Themen im ORF von der FPÖ kritisiert. So beanstandete der freiheitliche Politiker Wolfgang Zistler anlässlich des jüngsten "Tatorts" das "penetrante Aufdrängen von Homosexualität" (queer.de berichtete).
Die Serie "Vorstadtweiber" wird auch im deutschen Fernsehen gezeigt: Das Erste strahlt Folgen der zweiten Staffel derzeit immer dienstags nach der "Tagesschau" um 20.15 Uhr aus. (dk)
Links zum Thema:
» "Vorstadtweiber" auf DasErste.de














