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Leipziger Studie "Die enthemmte Mitte"

40 Prozent der Deutschen finden Homo-Küsse "ekelhaft"


Viele Deutsche – insbesondere AfD-Wähler – wollen in der Öffentlichkeit nur Hetero-Paaren beim Küssen zusehen (Bild: flickr / Vito Fun / by 2.0)

  • 15. Juni 2016, 13:09h 69 4 Min.

Der Hass auf Muslime, Homosexuelle sowie Sinti und Roma wächst in Deutschland laut einer neuen Studie massiv an.

Von Dennis Klein

Immer mehr Menschen haben Ressentiments gegen Minderheiten: In der am Mittwoch veröffentlichten Studie "Die enthemmte Mitte" (PDF) zeigt sich, dass Islamfeindlichkeit, Antiziganismus, Sexismus und die Abwertung von Homosexuellen in den letzten beiden Jahren an Rückhalt in der Bevölkerung gewonnen hat. Die repräsentative Erhebung der Universität Leipzig ist der neueste Teil eines Langzeitforschungsprojekts, das seit 2002 politische Einstellungen in Deutschland untersucht. Für die diesjährige Erhebung wurden im Frühjahr 2016 insgesamt 2.420 repräsentativ ausgewählte Personen befragt.

Die Ergebnisse sind erschreckend: So finden es über 40 Prozent "ekelhaft", wenn sich gleichgeschlechtliche Paare in der Öffentlichkeit küssen. Die Werte haben sich damit im Vergleich zu einer ähnlichen Befragung 2014 verdoppelt. Der These, dass Homosexualität unmoralisch sei, stimmten ein Viertel der Befragten zu. 36 Prozent finden zudem, dass gleichgeschlechtlichen Paaren weiterhin das Ehe-Recht vorenthalten werden soll – bei dieser Frage gibt es ebenfalls einen deutlichen Anstieg.



Gruppenspezifische Menschenfeindlichkeit zeigt sich in ähnlichem Ausmaß auch bei anderen Minderheiten: So will die Hälfte der Befragten Sinti und Roma aus deutschen Innenstädten verbannen. Zudem fühlt sich die Hälfte der Menschen wegen der Anwesenheit von Muslimen als "Fremde im eigenen Land" – das ist ein Anstieg um 20 Prozentpunkte binnen fünf Jahren.

Unterschiede bei Parteianhängern

Bei den Fragen der Studie gibt es große Unterschiede zwischen den Anhängern der Parteien. Insbesondere AfD-Wähler sind homophob eingestellt, aber selbst bei den Grünen gibt es viele Anhänger, die erhebliche Vorteile gegen Schwule und Lesben hegen. Interessant ist auch, dass zwischen AfD-, Unions- und SPD-Anhängern keine großen Unterschiede bestehen.

So finden beispielsweise mit rund 52 Prozent mehr als die Hälfte der AfD-Wähler gleichgeschlechtliche Küsse ekelhaft. Bei CDU/CSU sind es immerhin 46 Prozent, bei SPD 43 Prozent, bei der Linken 30 Prozent, bei der FDP 26 Prozent und bei den Grünen rund 24 Prozent.



Auch bei der Aussage "Homosexualität ist unmoralisch" stimmen insbesondere AfD- und Unionsanhänger zu. Die einzige Partei, bei denen weniger als ein Zehntel dieser Bewertung zustimmt, ist die FDP.



Nichtsdestotrotz gibt es bei Anhängern aller Parteien nach wie vor eine Mehrheit für die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare – dem stimmen sogar mehr AfD- als Unionswähler zu. Am höchsten ist die Unterstützung für die Gleichstellung bei Anhängern der Grünen, bei denen vier von fünf die Ehe-Öffnung befürworten.



Angesichts der Studie fordert der Grünenpolitiker Volker Beck erneut die Gleichstellung von Schwulen und Lesben im Ehe-Recht: "Wer politisch nicht gleichgestellt und diskriminiert ist, sieht sich auch gesamtgesellschaftlichem Hass konfrontiert." Mit der anhaltenden Diskriminierung von gleichgeschlechtlichen Paaren durch die Merkel-Regierung werde die Ablehnung von Homosexuellen "verstärkt und politisch legitimiert".

Politische Kultur verändert sich

Insgesamt zeige die Studie eine "deutliche Veränderung der politischen Kultur", schreiben die Autoren. Politisch profitiere von dieser Atmosphäre insbesondere die AfD, die Wähler "mit einer deutlich rechtsextremen und vorurteilsverhafteten Einstellung" für sich gewinnen könne. So befürworten etwa 18 Prozent der AfD-Anhänger eine Diktatur "im nationalen Interesse" – bei den etablierten Parteien sind es nur zwei Prozent. Auch bei anderen Themen wie der Verharmlosung des Nationalsozialismus weist die AfD viele höhere Zustimmungswerte auf.

Einen entscheidenden Einschnitt habe es in den letzten beiden Jahren gegeben. Als Wendepunkt sehen die Autoren die Flüchtlingsdebatte. Vor 2014 sei die Bevölkerung nach Bestrebungen der Bundesregierung, die Zivilgesellschaft zu stärken, offener geworden. Seither gebe es aber eine "zunehmende öffentliche Artikulation antidemokratischer Parolen" etwa in Form der Pegida-Bewegung.

"Häufiger und in immer kürzeren Abständen werden nun antidemokratische und ethnozentrische Positionen öffentlich manifestiert", so die Autoren. "Noch immer sind weite Teile der Bevölkerung bereit, abzuwerten und zu verfolgen, was sie als abweichend und fremd wahrnehmen." Sie wehrten sich damit gegen zentrale Entwicklungen der letzten 20 Jahre und wollten die Uhren wieder zurückdrehen. Ob die demokratischen Kräfte das Heft des Handelns wieder in die Hand nehmen können, wird sich in den nächsten Monaten und Jahren zeigen.

#1 RobinAnonym
  • 15.06.2016, 13:30h
  • """"""""""""""""""""""""""""""""""""""""
    40 Prozent der Deutschen finden Homo-Küsse "ekelhaft"
    """"""""""""""""""""""""""""""""""""""""

    Das waren mal deutlich weniger.

    Die Bemühungen der Politik zu einem konservativen Rollback zeigen langsam Früchte...

    Und wenn da nicht ganz schnell gegengesteuert wird, wird das noch viel schlimmer werden.
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#2 124tAnonym
  • 15.06.2016, 13:35h
  • Ressentiments gegen Minderheiten werden wieder gesellschaftsfähig, werden immer häufiger offen und öffentlich geäußert, auch wegen der Hetze der AfD, der Homosexuellenfeindlichkeit der CDU und dem Mitmachen bei der Diskriminierung durch die SPD.
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#3 SorryAnonym
  • 15.06.2016, 13:37h

  • aber ich glaube diese Zahlen spiegeln nur wieder was dieser Prozentsatz der Deutschen annähernd auch in den Jahren davor gedacht hat aber aufgrund der der politischen Stimmung nicht gewagt hat zuzugeben.

    Nachdem AfD Pegida Besorgte Eltern und auch Teile der Union dieses Gedankengut wieder hoffähig gemacht haben, kriechen die braunen Ratten und Rattenfänger wieder aus ihren Löchern.
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