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Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) möchte offenbar dem Vorbild von Frankreich und den USA folgen und Schwule nicht mehr generell vom Blutspenden ausschließen (Bild: Deutscher Bundestag / Achim Melde)
- 21. Juni 2016, 11:39h 2 Min.
Hermann Gröhe deutet an, dass zumindest schwule und bisexuelle Männer, die ein Jahr lang keinen Sex gehabt haben, wieder zum Blutspenden zugelassen werden könnten.
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe hat in einem Interview erstmals gesagt, dass auch in Deutschland das totale Blutspendeverbot für schwule und bisexuelle Männer fallen könnte. Nach Ansicht des CDU-Politikers müsse überprüft werden, ob "neuere Testverfahren für Blutproben und eine bessere Einschätzung des Ansteckungsgeschehens einen befristeten Spenderausschluss – wie auch in den USA angekündigt – als Schutzmaßnahme ausreichend erscheinen lassen", sagte Gröhe den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
In Deutschland darf derzeit kein Mann Blut spenden, der mindestens einmal Sex mit einem Mann gehabt hat – dabei spielt keine Rolle, ob der betreffende Mann Safer Sex praktiziert oder nicht. Begründet wird diese Ungleichbehandlung aufgrund der sexuellen Orientierung mit dem höheren Risiko, dass das Blut bei schwulen und bisexuellen Spendern eher mit HIV infiziert sein könnte und die bei jedem Spender durchgeführten Bluttests eine frische Infektion übersehen könnten.
In den letzten Monaten hatten mehrere Länder, darunter neben den von Gröhe erwähnten Vereinigten Staaten auch Frankreich und die Niederlande, ihre Richtlinien so angepasst, dass schwule Männer nach einem Jahr Enthaltsamkeit spenden dürfen.
Bundesärztekammer am Zug
Das Blutspendeverbot kann allerdings in Deutschland nicht vom Gesundheitsminister, sondern nur von der Bundesärztekammer aufgehoben werden. Die Spitzenorganisation der ärztlichen Selbstverwaltung prüft bereits seit mehreren Jahren, ob das Blutspendeverbot aufgrund der sexuellen Orientierung von Spendern noch zeitgemäß ist – bislang aber ohne Ergebnis.
Gröhe erklärte, die deutsche Regelung folge einer Risikobewertung durch Ärzte und Wissenschaftler. "Und an erster Stelle muss immer der Schutz der Empfänger von Blutspenden stehen." Er nehme nach dem Erfahrungen mit HIV-infizierten Blutprodukten vor über 20 Jahren gerade die Sorgen der Patientenorganisationen der Bluter sehr ernst.
Die Deutsche Aids-Hilfe fordert jedoch schon seit Jahren eine Neuregelung, da "viele Heterosexuelle zumindest zeitweise höhere Infektionsrisiken" aufweisen würden, aber wegen ihrer sexuellen Orientierung nicht mit denselben Sanktionen belegt sind. Auch mehrere Landtage haben das Ende des Verbotes gefordert, zuletzt Anfang des Jahres das saarländische Parlament (queer.de berichtete). Der von den Abgeordneten aller Landtagsfraktionen mitgetragene Antrag kritisiert unter anderem, dass Homosexuelle mit dem totalen Verbot "unter Generalverdacht" gestellt werden würden.
Mit Bulgarien, Italien, Lettland, Polen, Portugal und Spanien behandeln derzeit immerhin sechs der 28 EU-Staaten homo-, bi- und heterosexuelle Männer vollständig gleich – in diesen Ländern wird nur das individuelle Risikoverhalten der Spender abgefragt, nicht aber deren sexuelle Orientierung. (dk)















Und Transfrauen werden wie üblich vergessen.
Die werden nach wie vor pauschal als Prostituierte abgestempelt und dürfen deswegen nicht spenden.
Oder sie sind hetero und werden (misgendernd) mit schwulen Männern in einen Topf geworfen.