Nasser El-Ahmad 2015 im Interview mit dem rbb (Bild: LSVD)
"Nasser" erzählt die Geschichte des schwulen Berliners Nasser El-Ahmad, der von seiner libanesischen, streng muslimischen Familie zwangsverheiratet werden sollte.
Das Berliner Grips Theater leistet in der kommenden Saison mit "Nasser" einen Beitrag zur Diskussion über Homophobie im Islam. Das Stück von Susanne Lipp entstehe nach der Lebensgeschichte des heute 19-jährigen, aus einer streng muslimischen, libanesischen Familie stammenden Nasser El-Ahmad aus Berlin-Neukölln, teilte das Theater am Freitag in einer Pressemitteilung mit. "Nasser El-Ahmad kämpft für sein Recht, homosexuell und gläubiger Moslem zu sein, dafür musste er viel aufgeben."
Nasser El-Ahmads Aussagen sorgten vor einigen Jahren bundesweit für Schlagzeilen: Der schwule Teenager hatte seinem Vater und zwei weiteren Verwandten öffentlich vorgeworfen, ihn im Oktober 2012 in den Libanon entführt haben zu wollen, um ihn zwangsweise mit einer Frau zu verheiraten. Die drei Beschuldigten waren mit dem damals 15-jährigen Nasser auf dem Rücksitz an der rumänisch-bulgarischen Grenze aufgehalten worden, im März 2015 wurden sie von einem Gericht in Abwesenheit zu niedrigen Geldstrafen verurteilt (queer.de berichtete).
Nasser entwickelte sich zum LGBT-Aktivisten
Der schwule Jugendliche hatte in zahlreichen Interviews von seinem Schicksal erzählt und auch von Gewalterfahrungen berichtet. Mehr und mehr wurde er dadurch zum Aktivisten. Im vergangenen Jahr organisierte er etwa eine Demonstration gegen Homophobie durch Neukölln sowie einen Marsch für die Ehe für alle vom Nollendorfplatz zum Brandenburger Tor. Vom Berliner Bündnis gegen Homophobie wurde er 2015 mit dem Respektpreis ausgezeichnet (queer.de berichtete).
In der Ankündigung des Grips-Theaters heißt es: "Als Nasser bemerkt, dass er sich zu Jungs hingezogen fühlt, beginnt ein Versteckspiel: Heimlichkeiten und geheucheltes Interesse an Mädchen. Denn eines ist ihm von Anfang an klar: Wer schwul ist, kommt in die Hölle. Trotzdem sucht er nach Freiräumen außerhalb der Familie und gerät immer mehr in Konflikt mit seinem Vater. Mit 15 Jahren entdeckt er die schwule Partyszene Berlins und feiert auf Facebook sein Coming-out. Als seine Eltern davon erfahren, bedeutet dies das Ende seines bisherigen Lebens. Doch sein Mut und sein unerschütterlicher Wille zu einem selbstbestimmten Leben geben ihm die Kraft zur Rebellion."
Für ihr Stück hat Susanne Lipp zahlreiche Interviews mit Nasser El-Ahmad geführt. "Nasser" wird vom Grips-Theater ab 13 Jahren empfohlen und in der Regie von Maria Lilith Umbach uraufgeführt. Premiere ist am 14. März 2017. (cw)
Gerade das GRIPS-Theater mit seiner auch langjährigen Kompetenz für Kinder-und Jugend-Theater wird daraus ein Stück machen, das für Aufklärung sorgt, und Anleitung für Selbstbestimmung bietet..