87 Kommentare
- 27.06.2016, 11:54h
- Auch wenn heute oft der Party-Gedanke im Vordergrund steht, so ist der CSD ja eigentlich keine Feier was bereits erreicht wurde, sondern eine Demo für das, was noch erreicht werden muss.
Insofern ist politischer Stillstand oder gar Rückschritt kein Grund, den CSD abzusagen, sondern eher noch zahlreicher teilzunehmen und unsere Forderungen noch deutlicher zu kommunizieren.
Das hätten manche Parteien wohl gerne, dass wir gerade im Wahljahr das Thema GLBT-Rechte komplett aus der Öffentlichkeit und den Medien raushalten. (Dann wäre auch die SPD ein unbequemes Thema los, wenn deren Wahlbertrug nicht thematisiert würde...) - |
- 27.06.2016, 11:55h
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"Statt weniger, muss es mehr werden!"
Sehe ich genauso! - |
- 27.06.2016, 12:00h
- Ohne rein politische Massendemos keine Ehe für alle.
Der CSD wird von der Öffentlichkeit mehrheitlich nicht als politische Demo für gleiche Rechte, sondern als LGBT-Karnevalsumzug wahrgenommen.
Mehr als 50 % der Deutschen wissen noch nichtmals, dass gleichgeschlechtliche Paare in Deutschland immer noch nicht heiraten dürfen. Das liegt nicht nur an fehlender, reiner politischer Massendemos für die Eheöffnung, sondern auch daran, dass in den Medien ständig der Begriff "Homo-Ehe" für eingetragene Lebenspartnerschaften benutzt wird, der suggeriert, dass gleichgeschlechtliche Paare bereits eine Ehe schließen könnten, was ja bekanntlich nicht der Fall ist.
Ich schreib ja schon seit Jahren, dass wir nichts bekommen, wenn wir nicht massenweise und rein politisch auf die Straße gehen und unsere Rechte einfordern. - |
- 27.06.2016, 12:12h
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"Auch wenn heute oft der Party-Gedanke im Vordergrund steht, so ist der CSD ja eigentlich keine Feier was bereits erreicht wurde, sondern eine Demo für das, was noch erreicht werden muss."
Wichtig wäre dazu, dass Form und Inhalt übereinstimmen. In den vergangenen Jahren ging es darum, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Homosexualität und queere Formen der Identität übrhaupt existieren und bejaht werden können und sollten. Lust und Liebe kann man durch Fereirn und durch Freizügigkeit und Unverklemmtheit sicher gut ausdrücken.
Themen wie Partnerschaft bis ins hohe Alter, Verantwortungsübernahme für Kinder, Regenbogenfamilien, Abbau von Homophobie bei Heteros, etc. sind weniger sexy und brauchen andere, starke Formen der Repräsentation, die das Bewusstsein der Menschen erreichen.
Das soll keine Absage an traditionelle Formen des Protests und der Demonstration bedeuten. Aber nur dabei zu bleiben, bedeutet Stillstand und erzeugt zumindest den Augenschein einer zu engen Perspektive auf ein drängendes komplexes gesellschaftliche Themen. - |
- 27.06.2016, 12:16h
- Wir machen einen großen Fehler bei CSDs, der Fortschritte verzögert oder gar verhindert:
Wir lassen Parteien mitmachen, die uns diskriminieren und uns schaden!
Egal, ob die das aus Überzeugung machen (wie die Union) oder aus Machtgeilheit (wie die SPD) - solche Parteien haben auf einem CSD nichts zu suchen!!
Durch deren Teilnahme haben wir zwei Nachteile:
1.
Die entsprechende Partei denkt, dass wir deren Verhalten akzeptieren würden.
Solange wir z.B. die SPD mitmachen lassen, denken die natürlich "Schaut, so unzufrieden können die ja nicht mit uns sein. Das ist nur eine lautstarke Minderheit, die was gegen uns hat. Wir können also so weitermachen wie bisher."
2.
Auch die Masse der (Hetero-)Zuschauer (und natürlich auch der berichtenden Medien), die sich halt nicht auf queer.de & Co informieren und die teilweise sogar denken, die Eingetragene Partnerschaft sei die gleichgeschlechtliche Ehe, denken, dass man die teilnehmenden Parteien ruhigen Gewissens wählen kann ohne dass die LGBTI diskriminieren.
Weil natürlich jeder denkt "Würde diese Partei diskriminieren, würde die ja hier nicht mitmachen dürfen."
Bei anderen Gruppen wäre es ja auch so: niemals würden z.B. Schwarze auf einer Demo Parteien zulassen, die sie in irgendeiner Weise schlechterstellen. Nur wir meinen ja immer, einen auf Verständnisvoll machen zu müssen und schneller ans Ziel zu kommen, wenn wir offen für alle sind - sogar für Homophobe. Wohin uns das gebracht hat, sehen wir ja...
Fazit:
Wir müssen Parteien, die uns diskriminieren (auch wenn sie vielleicht behaupten, eigentlich das Gegenteil zu wollen, aber dennoch aus irgendwelchen Gründen weiter diskriminieren zu müssen) konsequent von CSDs ausschließen. Punkt.
Und wenn dann die Medien berichten, dass z.B. die SPD nicht erwünscht ist, dann ist das umso besser. Denn dann merken Heteros, die halt nur das Gerede der SPD kennen, aber nicht die Fakten, die man nur auf queer.de & Co erfährt, dass die SPD eben nicht so ist, wie sie sich gerne gibt.
Und die Parteien selbst merken auch, dass wir uns das nicht mehr bieten lassen und dass wir uns nicht mehr für dumm verkaufen lassen.
Wenn wir aber Dinge fordern und weiterhin Parteien mitmachen lassen, die das torpedieren, werden wir noch in 20 Jahren neidisch auf andere Staaten schauen... - |
- 27.06.2016, 12:23hHannover
- ""Der Christopher Street Day ist sinnlos, wenn er nur noch zum Selbstzweck stattfindet.""..
Der CSD ist alles andere als nur eine Veranstaltung zum Selbstzweck..
Auf CSD's werden Kontakte geknüpft, neue Netzwerke entwickelt, und neue Ideen vorgestellt..
Die Treffen die sich dort abspielen sind nicht an anderen Orten, zu anderen Zeiten, und vor allem nicht in "anderen Öffentlichkeiten" zu organisieren..
Auch die oftmals vor Ort als "Betroffenheits-Redner" bezeichneten Politiker aus lokaler oder Landes-Präsenz sind nicht immer und überall verfügbar..
Im Rahmen großer Veranstaltungen lassen sich auch schon mal Ministerpräsidenten in Podiums-Diskussionen einbinden, was sonst eher schwer erreichbar ist..
Vor allem aber sind CSD's so ziemlich die einzige Veranstaltung massiver Sichtbarkeit der Community, der Vorstellung von Vereinen und Hilfsprojekten der Community, und damit die Gelegenheit für den Einzelnen mit diesen dann auch außerhalb derer Einrichtungen ins Gespräch zu kommen..
Denn noch immer bestehen gerade auch bei Jugendlichen und jungen Menschen die sich mitten im Coming-Out-Prozess befinden durchaus Schwellen-Ängste diese Orte erstmals aufzusuchen..
Selbst bei älteren Menschen bestehen manchmal Schwellen-Ängste an Orte zu gehen, die vermeintlich als "Szene" verortet werden..
Der Gang in die AIDS-Hilfe, zur Lazarus-Legion, selbst zu Kaffee-Nachmittagen und anderen Veranstaltungen unterliegen dem Gefühl, man könne gesehen werden..
Die Anonymität der Öffentlichkeit dient dann auch immer noch als eine Art "Ausrede" man sei nur zufällig als Zuschauer in die Parade oder auf das Straßenfest geraten, und schaue sich nur mal um..
Insgesamt halte ich die "Idee" den CSD gerade im Wahljahr 2017 "ausfallen" zu lassen für kontraproduktiv..
Allerdings sollte man versuchen gerade bei den Paraden in den größeren Städten wie Hamburg, Berlin, Köln, München, Nürnberg, usw., auf die Beteiligung von Wagen der politischen Parteien zu verzichten.. - |
- 27.06.2016, 12:24hSt. Gallen
- Merkwürdige Idee. Man hat die politischen Ziele nicht erreicht und ruft nun dazu auf, dass alle aufhören sollen, dafür zu demonstrieren.
Wenn der anonyme Autor/die Autorin nicht am CSD teilnehmen will, dann ist es sein/ihr gutes Recht. Aber warum sollen andere das nicht tun?
Über 70% der Deutschen unterstützen die gleichgeschlechtliche Ehe. Vor 10 Jahren waren es noch kaum die Hälfte. Wenn es mit einer Volksabstimmung nicht möglich ist, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Parlamentarier dem Druck nachgeben. Der Knackpunkt ist im Moment noch das Adoptionsrecht. Hier ist die öffentliche Zustimmung geringer, aber auch steigend.
Das System mit Koalitionen und Fraktionszwang wirkt hier natürlich dem Fortschritt entgegen. Wenn man über das politische System gefrustet ist, könnte man das ja auch am CSD zum Ausdruck bringen. Aber das System lässt sich nicht so leicht ändern. Vorher wird die gleichgeschlechtliche Ehe vom jetzigen System eingeführt. - |
- 27.06.2016, 12:28h
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Absolute Zustimmung!
Nach dieser Argumentation bleibt aus meiner Sicht nur Die Linke übrig. Die Grünen, die sich immer mehr der CDU/CSU an den Hals werfen, sind mir da ein zu heikler Wackelkandidat. Ich möchte mit den Grünen nicht die gleiche Erfahrung machen müssen wie mit der SPD. - |
- 27.06.2016, 12:29h
- Den CSD ausfallen zu lassen würde genau den rechten FasChristen und anderen schwulenfeindlichen Typen sehr zupaß kommen: damit hätten sie ihr Ziel erreicht. Kurz: das wäre der absolut falsche Weg.
Eines sollte die Community aber dringend mal lernen, nämlich zwischen "Sichtbarkeit" und "sinnentleerter Selbstdarstellung" zu unterscheiden: der CSD ist schließlich immer noch eine Demo und kein Catwalk. Oder, um es anders auszudrücken: "Stonewall was a riot, not a party!" - |
Aber ich teile sie dennoch nicht (und glaube auch, dass diese Position eher aufrütteln soll):
in Staaten wie den USA, Irland, etc. ist die Gleichstellung nicht gekommen, weil wir aus Protest CSDs abgesagt hätten.
Sondern sie ist gekommen, weil wir dort immer und immer wieder auf die Straße gegangen sind.
Ich erinnere nur an den Marsch auf Washington. Und da sprechen wir nicht von ein paar Hundert oder ein paar Tausend Menschen, sondern von Hunderttausenden.
Statt weniger, muss es mehr werden!
Wieso z.B. mal nicht eine Menschenkette rund um den Reichstag? Dass jeder Abgeordnete zum Betreten oder Verlassen des Gebäudes durch die Menschenkette durch muss?!