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Michael Cashman stellt sich gegen Labour-Chef Jeremy Corbyn
- 27. Juni 2016, 14:10h 2 Min.
Nach dem Brexit-Referendum sind die beiden großen Parteien im Aufruhr: Aus Kritik an dem wenig europafreundlichen Parteichef Jeremy Corbyn nimmt nun auch Michael Cashman seinen Hut.
Der ehemalige Europaabgeordnete Michael Cashman hat seinen Posten als LGBT-Beauftragter der britischen Labour-Partei aus Protest gegen den Parteivorsitzenden Jeremy Corbyn niedergelegt. Via Twitter erklärte das 65-jährige Gründungsmitglied der größten britischen LGBT-Organisation Stonewall, er glaube nicht mehr, "dass Jeremy Corbyn die richtige Person ist, um die Labour-Partei zu führen".
Der Parteilinke Corbyn war nach der Niederlage seiner sozialdemokratischen Partei bei der letzten Unterhaus-Wahl erst vergangenes Jahr in einer Urwahl zum neuen Parteichef gewählt worden. Seither hat sich der Wind allerdings bei beiden großen Parteien gedreht: Nach dem Sieg der Europagegner beim Brexit-Referendum am vergangenen Donnerstag befinden sich sowohl die regierenden Tories als auch die oppositionelle Labour-Partei in der Krise. Premierminister David Cameron, der sich für einen Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union ausgesprochen hatte, kündigte bereits wenige Stunden nach der Niederlage seinen Rücktritt für den Herbst an.
Am Wochenende verschärfte sich auch die Kritik an Corbyn, der früher ein offener Europa-Gegner gewesen war und sich im Brexit-Wahlkampf nach Ansicht seiner innerparteilichen Gegner nicht genug für einen Verbleib Großbritanniens in der EU engagiert hatte. Nach öffentlicher Kritik an ihm schasste Corbyn am Samstag seinen schärfsten Widersacher Hilary Benn, der den Posten des Schattenaußenministers inne hatte. Daraufhin trat seit Sonntag die Hälfte des Schattenkabinetts aus Protest zurück, darunter auch der offen schwule Politiker Chris Bryant. Nun ist der Machtkampf in der Partei voll entbrannt.
Cashman war Labour-Aushängeschild für LGBT-Rechte

Labour-Chef Jeremy Corbyn gerät in Bedrängnis
Mit Michael Cashman verliert Corbyn die Unterstützung des wohl profilitiertesten LGBT-Politikers bei Labour: Cashman saß von 1999 bis 2014 im Europaparlament und war dort zuletzt in der interfraktionellen LGBT-Intergroup engagiert, die sich für die Rechte von Schwulen, Lesben, Bi- und Transsexuellen einsetzt.
In vielen öffentlichkeitswirksamen Aktionen warb er für LGBT-Rechte: So zerschnitt er während einer Debatte seine Visa-Karte, weil die Kreditkartenfirma die Olympischen Winterspiele in Sotschi trotz des russischen Homo-"Propaganda"-Gesetzes unterstützt hatte. Nachdem er sich nicht mehr um seinen Sitz im Straßburger Parlament beworben hatte, wurde Cashman 2014 zum Baron ernannt und ist somit auf Lebenszeit Mitglied des Oberhauses. (dk)
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Ein verdienter Kämpfer für unsere Rechte...