Bisexuelle zeigen auch bei CSDs immer mehr Sichtbarkeit (Bild: flickr / Caitlin Childs / by 2.0)
Bisexuelle haben mehr psychische Probleme und leben ungesünder als Homo- oder Heterosexuelle. Grund: Sie werden sowohl von der Mehrheitsgesellschaft als auch von Schwulen und Lesben stigmatisiert.
Laut einer neuen amerikanischen Studie ist die gesundheitliche Lage von Schwulen, Lesben und Bisexuellen weiterhin schlechter als die von Heterosexuellen. Besonders Bisexuelle berichteten von Problemen, so das Ergebnis einer US-Studie von Forschern der Vanderbilt-Universität in Nashville (US-Bundesstaat Tennessee) unter Führung des Mediziners Gilbert Gonzales. Die Forschungsarbeit wurde am Dienstag im Online-Fachmagazin "JAMA Internal Medicine" veröffentlicht.
Die Daten basieren auf den National Health Interview Surveys (NHIS), die jährlich von den US-Gesundheitsbehörden veröffentlicht werden. Berücksichtigt werden die aktuellsten Zahlen aus den Jahren 2013 und 2014, in denen erstmals nach der sexuellen Orientierung gefragt wurde. Insgesamt wurden die Daten von rund 69.000 Teilnehmern ausgewertet, darunter von rund 1.700 LGBT.
Aus der Studie geht beispielsweise hervor, dass 17 Prozent der heterosexuellen Männer moderaten bis starken psychischen Druck verspürten. Bei Schwulen sind es 26 Prozent, bei bisexuellen Männern gar 40 Prozent. Bei Frauen gibt es ähnliche Ergebnisse: 22 Prozent der heterosexuellen Frauen berichteten von Psycho-Druck, aber 28 Prozent der Lesben und mit 46 Prozent fast die Hälfte der bisexuellen Frauen.
Bisexuelle zeigen demnach auch das riskanteste Verhalten: So gehören elf Prozent der bisexuellen Männer zu starken Trinkern. Bei heterosexuellen Männern sind es nur 5,7 Prozent, bei Schwulen gar nur 5,1 Prozent. Ein ähnliches Bild zeigt sich unter bisexuellen Frauen.
"Bisexuelle werden von Schwulen und Lesben stigmatisiert"
Die Autoren erklärten das Ergebnis so: "Bisexuelle Menschen werden nicht nur von der heterosexuellen Bevölkerung marginalisiert, sondern könnten auch Stigmatisierung durch schwule und lesbische Personen erfahren. Dadurch haben sie weniger Verbidnungen in die Community der sexuellen Minderheiten."
Die insgesamt schlechteren Ergebnisse von Schwulen, Lesben und Bisexuellen begründeten die Autoren mit "Minderheitendruck". Als Beispiel wird etwa der Zugang zur Ehe genannt, der den meisten Schwulen und Lesben zum Zeitpunkt der Befragung verwehrt gewesen ist. Es sei nun interessant zu sehen, ob sich die Lage nach der im Juni 2015 durchgeführten Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare ändere.
Dr. Mitchell Katz, der Herausgaber von "JAMA Internal Medicine", merkte in einem Kommentar zu der Studie an, er erwarte, dass die wachsende Akzeptanz von sexuellen Minderheiten die Ungleichgewichte verringern werde. Insbesondere Ärzte müssten sich aber auf die Bedürfnisse von Schwulen, Lesben und Bisexuellen einstellen.
Bereits zuvor hatten Studien ergeben, dass Bisexuelle in der LGB-Community unter Vorurteilen leiden würden. So kam eine Studie der Universität von Massachusetts vom Januar zu dem Ergebnis, dass Bisexuelle besonders viele Diskriminierungserfahrungen machten (queer.de berichtete). Grund für die Abneigung gegen Bisexuelle sei Monosexismus, von den Studienautoren definiert als "der Glaube, dass Menschen nur heterosexuell, lesbisch oder schwul sein können".
Gleichzeitig kam eine Anfang des Monats veröffentlichte Studie der Universität von San Diego zu dem Ergebnis, dass sich die Lage verbessere: So habe sich die Zahl der Menschen, die sich als bisexuell bezeichnen, von 1990 bis 2014 fast verdoppelt (queer.de berichtete). Die Chefautorin der Forschungsarbeit führte diese schnelle Veränderung auf die Individualisierung zurück, in der junge Menschen starre Regeln nicht mehr akzeptierten. (dk)
Wenn man die Leute nur zur reinen Befriedigung seiner sexuellen Bedürfnisse aufsucht und ihnen ansonsten keinen Platz im eigenen Leben zugesteht, weil man Angst hat, man könnte dann nicht mehr seine verheuchelte spießige heterosexistische Familienfassade aufrecht erhalten, dann liegt das an einem selbst und nicht an den anderen.
Also Ball flach halten, wenn ich bitten darf.