Beschilderung in den USA: Alle Geschlechter haben Zutritt, solange sie nicht rauchen (Bild: flickr / Matthew Rutledge / by 2.0)
Die viertgrößte Stadt der Niederlande will schrittweise geschlechtsneutrale Klos einführen. Begonnen wird an öffentlichen Gebäuden.
Der Magistrat von Utrecht hat vergangene Woche als erste Regierung einer niederländische Stadt beschlossen, Schritt für Schritt Unisex-Toiletten in der Stadt einzuführen, um Diskriminierung entgegenzuwirken. "Toiletten sind ein Ort für jeden. Sie sollen nicht mehr nach dem Geschlecht unterschieden werden", begründete Initiatorin Annemarijke Podt, eine Stadträtin der liberalen Partei "Democraten 66", die Einführung auf Twitter. Sie erklärte, dass bis zu fünf Prozent der Bevölkerung in der 340.000 Einwohner zählenden Gemeinde transgender seien.
Nun sollen zunächst die öffentlichen Toiletten an städtischen Gebäuden wie dem Rathaus oder der Universität neu ausgeschildert werden. Noch ist unklar, ob auch in Restaurants oder Cafés geschlechtsneutrale Toiletten Vorschrift werden sollen. Laut lokalen Medien zeigten sich sich Geschäftsleute besorgt über die Kosten einer weiteren Toilette, könnten sich aber vorstellen, alle vorhandenen Klos als genderneutral auszuschildern.
Bereits vor kurzem hatten Universitäten in Amsterdam und Leiden beschlossen, generell Unisex-Toiletten einzuführen. Die Initiativen werden auch von der LGBT-Organisation COC unterstützt. "Untersuchungen zeigen, dass sich vier Prozent der Niederländer nicht vollständig als Mann oder Frau fühlen und nicht in Schubladen gesteckt werden wollen", erklärte COC-Sprecher Philip Tijsma. "Eine Toilette nach Geschlecht auszuwählen bedeutet für sie aber, in eine Schublade gesteckt zu werden."
Studien: Trans-Anteil in der Bevölkerung höher als angenommen
Der Bevölkerungsanteil von Transgendern oder Transsexuellen ist neuesten Studien zufolge höher als bisher angenommen. So kam eine Ende Juni veröffentlichte Studie des "Williams Institute" (PDF) zu dem Ergebnis, dass in den USA 1,4 Millionen Transpersonen leben – und damit doppelt so viel als bisher angenommen. Das entspricht 0,6 Prozent der Bevölkerung. Allerdings ist der gemessene Anteil in Städten höher. Laut der Studie sind beispielsweise 2,7 Prozent der Washingtoner Bevölkerung trans. Auch unter 18- bis 24-Jährigen ist der Anteil weit höher als in den älteren Altersgruppen, was laut den Forschern darauf hinweise, dass sich viele ältere Transpersonen bislang einfach nicht geoutet hätten.
Erst vor zwei Wochen hatte der New Yorker Stadtrat beschlossen, dass alle öffentlichen Einzeltoiletten im Stadtgebiet im kommenden Jahr als Unisex-Toiletten ausgeschildert werden müssen (queer.de berichtete). In den USA ist die Entwicklung besonders in Bildungseinrichtungen bereits weiter als in Europa: Studien zufolge bieten mehr als 150 Unis gemischte WCs an. In Deutschland gibt es ebenfalls Tests, etwa an der Uni Regensburg (queer.de berichtete). Zudem führte eine Senatsverwaltung in Berlin vergangenes Jahr erstmals an öffentlichen Gebäuden "WCs für alle Geschlechter" ein (queer.de berichtete). (dk)