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Gegen Schulaufklärung und LGBT-Rechte

Homophobe "Demo für alle" kommt nach München


Bild von der letzten "Demo für alle" im Februar in Stuttgart, v.l.n.r. unter anderem mit dem "enthaltsamen" Schwulen Marcel, Weihbischof Andreas Laun, Hartmut Steeb (Deutsche Evangelische Allianz), Anette Schultner (AfD), Hedwig von Beverfoerde, Albéric Dumont ("La Manif Pour Tous") und Birgit Kelle

  • 8. Juli 2016, 10:37h 38 3 Min.

Nach einer Phantom-Kundgebung vor wenigen Wochen machen die Gegner von LGBT-Rechten nun auch in Bayern ernst.

Von Norbert Blech

"Stoppt Gender und Sexualpädagogik der 'Vielfalt' in Bayerns Schulen" – unter diesem Motto soll es am 24. Juli eine "Weckruf-Demo" der homophoben Bewegung "Demo für alle" in München geben. Die Kundgebung am Justizpalast soll um 14 Uhr beginnen; nach mehreren entsprechenden Protestankündigungen durch verschiedene Initiativen in den letzten Jahren, aus denen nie etwas wurde, droht Bayerns Landeshauptstadt zwei Wochen nach dem CSD der erste Ernstfall.

Die "Demo für alle" war anfangs von der "Initiative Familienschutz" aus dem Haus der AfD-Europaabgeordneten Beatrix von Storch koordiniert worden. Sie kündigte den Protest in München am Donnerstag in ihrem Newsletter und auf ihrer Webseite an. Die Kundgebungen hatten in den letzten beiden Jahren tausende Demonstranten mehrfach nach Stuttgart und einmal nach Hannover gelockt. Bei den Demos sprachen sich Redner – darunter christlich-fundamentalistische Aktivisten, Politiker von AfD und CDU/CSU sowie ein "Ex-Gay" – gegen Schulaufklärung über Homo- und Transsexualität, aber auch gegen die Ehe-Öffnung für homosexuelle Paare oder Landespläne für mehr Akzeptanz von LGBT aus (unter diesem Artikel sind mehrere Reportagen von Veranstaltungen der Bewegung verlinkt).

Der gesamte Themenmix fällt für sie unter das vermeintliche Reizwort "Gender": "Unsere Themenpalette weitete sich von Demonstration zu Demonstration aus", referierte die Protest-Organisatorin Hedwig von Beverfoerde 2015 beim "Forum Deutscher Katholiken" in Fulda zu ihrem Kampf gegen die "Homo- und Genderlobby". "Mittlerweile demonstrieren wir eben auch für die Ehe. Neben all den anderen Dingen, weil die Dinge alle zusammenhängen. Wir müssen das ganze Paket bekämpfen." "Gender" sei "christenfeindlich", "unvereinbar mit dem christlichen Glauben" und ziele "auf die Ordnung, die Gott uns gegeben hat". Das Schlagwort "Gender", teilweise ergänzt um "-Ideologie" oder Mainstreaming", wird zugleich von rechten Hetz-Seiten und Parteien zur Stimmungsmache genutzt.

Bereits 16.000 Unterschriften gegen "Indoktrinierung" der Kinder


Auch beim europäischen Fundi-Petitionsportal "CitizenGo" ist die "Demo für alle" gegen die Schulaufklärung in Bayern aktiv. Eine weitere Petition gegen eine Kondomkampagne der BzgA hat dort bereits fast 26.000 Unterschriften – und zeigt, wie reaktionär die Bewegung ist

In Bayern empören sich die christlichen Fundamentalisten über Pläne der Landesregierung, in Schulen demnächst besser über Homo- und Transsexualität aufzuklären – der Unterricht im Freistaat soll Jugendlichen künftig helfen, "ihre geschlechtliche Identität sowie sexuelle Orientierung zu finden und anzunehmen" (queer.de berichtete).

Die "Demo für alle" beklagt in einer Unterschriftenaktion, dass mit dem Vorhaben eine "Gender-Theorie als Ideologie, Unfug und Aberglauben" Einzug in die Schulen halten würde. "All das untergräbt in untragbarer Weise das grundgesetzlich garantierte Erziehungsrecht der Eltern und leistet der Verunsicherung und Indoktrinierung unserer Kinder Vorschub." Über 16.000 Menschen haben die Petition bislang unterzeichnet; der Protest gegen Schulaufklärung setzt dabei wie im Kampf gegen den Bildungsplan in Baden-Württemberg auf Begriffe wie "Frühsexualisierung" sowie Lügenmärchen und Übertreibungen zu Sexualpädagogik, um die es in der Regel bei den Plänen der Landesregierungen überhaupt nicht geht.

In der Petition verlinkt ist ein Kommentar des Evolutionsbiologen Ulrich Kutschera, der die "Gender-Ideologie" als "Gesellschaftskrebs" bezeichnet, die "destruktiv durch Geburtenrückgang" sei und zur "Zerstörung der Familie" führe. Die fundamentalistische Publizistin Birgit Kelle, die letzte Woche erst beim Münchner Bezirksverband der CSU über "Gender Mainstreaming" referierte, beklagte in einem Gastkommentar für die Bewegung, dass Schüler in Bayern demnächst "vorurteilsfrei" im Sinne von "LSBT-Lobbygruppen" über Homo-, Bi- und Transsexualität aufgeklärt werden sollen.

Gegenprotest angekündigt

Bereits für den 26. Juni hatte der Magdeburger Verein "Ehe-Familie-Leben e.V.", aus dem heraus Hedwig von Beverfoerde die Proteste inzwischen organisiert, eine Kundgebung unter dem Motto "Ehe und Familie vor! Stoppt Gender-Ideologie und Sexualisierung unserer Kinder" angemeldet, den Protest allerdings – anders als diesmal – nicht öffentlich angekündigt. Letztlich waren nur Gegendemonstranten erschienen.



Auch für den 24. Juli hat das Aktionsbündnis "Vielfalt statt Einfalt" bereits einen Gegenprotest geplant, die Details werden noch bekanntgegeben (Veranstaltung bei Facebook). Beim Münchner CSD an diesem Wochenende können die Aktivisten deutlich machen, wie wichtig eine Teilnahme an diesen Gegendemonstrationen ist.

#1 goddamn liberalAnonym
  • 08.07.2016, 11:00h
  • Man muss sich das klar machen:

    Hier demonstrieren Faschisten und Klerikalfaschisten gegen die CSU!

    In der Familientradition der Organisatorinnen der Demo, Beatrix von Storch (AFD) und der Hedwig von Beverfoerde (CDU).

    In der 'Hauptstadt der Bewegung' werden sie sicher auf einen Bodensatz stoßen, der sie unterstützt.

    Andererseits ist jetzt auch klar, dass diese Leute rechts von der Verfassungsordnung stehen.

    Und die Politik des rosa Winkels hier und heute fortsetzen wollen.
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#2 BobAachenProfil
  • 08.07.2016, 11:19hAachen
  • Ich verstehe einfach nicht, wie der allmächtige, unfehlbare und allwissende Gott bei der Schöpfung so viele Fehler gemacht hat, die die Menschen jetzt korrigieren müssen, weil er das nicht kann. Vorhäute abschnibbeln, bei Mensch und Tier die Heterosexualität wiederherstellen und und und...
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#3 FreeyourgenderProfil
  • 08.07.2016, 11:21hBamberg
  • Die Rolle der CSU und Bayern:

    Die aktuelle Angst von Seehofer ist das
    Erstarken der AFD in Bayern.
    Hatte die CSU schon sowieso wenig Ambitionen,
    sich für Antidiskriminierung im Bereich LGBT einzusetzen,
    wird sie hier nun erst recht keine Kursänderungen durchführen und sich modernisieren,
    um hier AFD-Themen selbst besetzen zu können.

    "Rechts neben der CSU ist nur die Wand "
    (F.J. Strauß)

    Dass die CSU sich aber besser allein aus parteitaktischen Gründen
    (wenn schon nicht aus humanistischen Gründen per se)
    abgrenzen sollte,
    liegt auf der Hand.
    Denn wenn neben AFD auch CSU-Sprecher auf solchen "Demos" agieren,
    wird die AFD hier von oberster Stelle bestätigt und deren diskriminierende LGBT-Positionen legitimiert.

    Die Demo für alle in München ist nichts anderes
    als AFD-Wahlpropaganda für die kommende Landtagswahl in Bayern Herbst 2018.
    Es ist noch etwas Zeit bis dahin,
    aber "steter Tropfen hölt den Stein".
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