Armer Poet mit Schreibmaschine und -blockade: Brian (Brian Sheppard) setzt im Film von Joseph Graham die stärksten Akzente (Bild: Edition Salzgeber)
Jetzt auf DVD: Joseph Grahams Episodenfilm "Wie schön du bist" zeigt die Suche von vier homosexuellen Männern in Philadelphia nach Erfüllung und echtem Gefühl.
Von Carsten Moll
Brian ist ein Schriftsteller, wie er im Buche steht – und zwar in einem, das lange vor der Erfindung des Computers verfasst wurde: Im klapprigen Bett des jungen Mannes hätte sich auch Carl Spitzwegs armer Poet wohlgefühlt, während auf dem Tisch in der Mitte des Zimmers eine alte Schreibmaschine darauf wartet, dass auf ihr endlich wieder einmal getippt wird.
Doch statt an dem Nachfolger seines gefeierten literarischen Debüts zu arbeiten, starrt Brian von seiner fleckigen Matratze aus ins Leere, führt Zwiegespräche mit seinem Spiegelbild und sammelt sein täglich schrumpfendes Vermögen in einem Einmachglas. Es gibt keinen Zweifel: Brian ist ein Dichter in der Schaffenskrise.
Klischees und Komplexität
Die Edition Salzgeber hat "Wie schön du bist" Ende Juni mit deutschen Untertiteln auf DVD veröffentlicht
Es sind solche eindeutigen Bilder und erzählerischen Stereotype, mit deren Hilfe der Regisseur und Drehbuchautor Joseph Graham in "Wie schön du bist" seine Protagonisten vorstellt. Neben Brian sind da noch Jim, dessen Schönheit allen ins Auge fällt, aber dessen Schauspieltalent niemand erkennt, sowie der egozentrische Bildhauer Drew und ein alter Dandy namens Bob, der sich in seiner weißen Limousine auf die Jagd nach jungen Männern begibt.
Aber anstatt einfach im Klischee zu verharren, nutzt Graham altbekannte Muster lediglich als narratives Grundgerüst, um seine Figuren effektiv zu etablieren. Und dass sich diese Figuren als komplexer erweisen, als es zu Beginn noch den Anschein macht, ist vor allem den durchweg starken Leistungen der Schauspieler zu verdanken. John Lescault ("Lincoln"), Colman Domingo ("Selma") und Zack Ryan verkörpern ihre Rollen mit spürbarem Engagement und voller Facetten. Selbst mitunter etwas abgedroschene Dialogzeilen über Künstlertum, Liebe und Leben wirken aus dem Mund der Darsteller meist aufrichtig und anrührend.
Ein poetischer Herzschlag
Den Herzschlag von "Wie schön du bist" gibt allerdings alleine Brian Sheppard als strauchelnder Poet Brian vor. Seine Geschichte rahmt den Film nicht nur, sondern setzt zudem die stärksten Akzente: sei es in Form seiner Lyrik (die in Wirklichkeit von dem Dichter Richard Siken stammt) oder als treibender Rhythmus, in dessen Takt Brian zwischen Niedergeschlagenheit und dem unbedingten Glauben an die Liebe durch Philadelphias dunkle Straßen zieht.
Hier scheint der Film am meisten bei sich zu sein, wenn er in grandios inszenierten Szenen Brians unverbindlichen Sexabenteuern folgt – der sich dabei doch immer nach Beständigkeit sehnt. "Wie schön du bist" teilt mit seiner Hauptfigur einen suchenden Blick, der erwartungsfroh und neugierig auf die Welt gerichtet ist und dabei unerschrocken so manche Abgründe erkundet.
Romantische Bekenntnisse
Das sich eher gemächlich vorantastende Tempo des Dramas dürfte einige Zuschauer sicherlich herausfordern, ebenso wie das beinahe naiv anmutende Bekenntnis zur Romantik, zu dem sich der Episodenfilm immer mehr verdichtet. Damit erinnert die Produktion, obwohl sie um einiges kleiner und rauer ausgefallen ist, stellenweise an Mainstream-Hits wie "Tatsächlich … Liebe".
Dass das nichts Schlechtes sein muss, beweist Joseph Graham mit "Wie schön du bist" eindrücklich. Kraftvoll und glaubhaft erzählt der Filmemacher von schwulem Begehren und zeigt damit nach dem empfehlenswerten "Strapped" erneut, dass er zu den spannendsten Akteuren des aktuellen queeren Kinos gehört.
Youtube | Offizieller deutscher Trailer zum Film
Infos zur DVD
Wie schön du bist. Originaltitel: Beautiful Something. Drama. USA 2015. Regie: Joseph Graham. Darsteller: Brian Sheppard, Zack Ryan, Colman Domingo, John Lescault. Laufzeit: 91 Minuten. Sprache: englische Originalfassung. Untertitel: Deutsch (optional). FSK 12. Edition Salzgeber
Seichtestes Showprogramm, jede Simpsons-Folge hat mehr Tiefgang.
Wenn ich dann lesen muss es ginge hier um die "Suche von vier homosexuellen Männern in Philadelphia nach Erfüllung und echtem Gefühl", dann frage ich mich, welchen Film der "Journalist" bewertet haben will. In jedem Fall nicht den Film der hier abgebildet ist.
Aber klar, es ist ja ein schwules Thema, da muss es ja gut sein, koste es was es wolle. Peinlich, aber typisch für Homo-Journalisten, da fehlt es quasi immer an Objektivität - und die Gier nach schönen Körpern macht blind für den Rest