Diese Länder haben in den vergangenen fünf Jahren Anal-Zwangsuntersuchungen durchführen lassen
Mehrere Verfolgerstaaten in Afrika und Asien nutzen Anal-Untersuchungen, um die Homosexualität von Verdächtigen "beweisen" zu können.
Ein neuer 90-seitiger Bericht (PDF) der amerikanischen Menschenrechtsorganisation "Human Rights Watch" kommt zu dem Ergebnis, dass Anal-Zwangsuntersuchungen von mutmaßlichen Homosexuellen in den letzten fünf Jahren in mindestens acht Ländern durchgeführt worden seien. Dabei handelt es sich um Ägypten, Kamerun, Kenia, Libanon, Sambia, Tunesien, Turkmenistan und Uganda.
Für den Bericht haben die Menschenrechtler unter anderem 32 Opfer interviewt und mit Anwälten, lokalen Aktivisten und Regierungsvertretern gesprochen. Außerdem haben sie mit Ärzten aus vier Ländern Interviews durchgeführt, die selbst Anal-Tests durchgeführt hatten.
Bei Anal-Tests wird den beschuldigten Männern oder transsexuellen Frauen unter anderem ein Metallobjekt in Eierform in den Enddarm eingeführt. Der Arzt soll so feststellen können, ob der Patient Analsex gehabt hat. Ärzteverbände halten den Test für nutzlos und nicht aussagekräftig. Außerdem haben Menschenrechtsaktivisten wiederholt erklärt, dass die Untersuchung eine Form der Vergewaltigung sei, die unter anderem gegen die UN-Antifolterkonvention verstoße. Laut "Human Rights Watch" habe die Untersuchung bei manchen Menschen zu einem "anhaltenden psychologischen Trauma" geführt. Zudem gefährdeten diese Tests die HIV-Prävention, da das Patienten-Ärzte-Verhältnis beschädigt werde.
Youtube | In einem kurzen Video stellt die "Human Rights Watch" die Ergebnisse vor
"Ich fühlte mich wie ein Tier"
In dem Bericht werden die Leidensgeschichten der Opfer dokumentiert. So berichtete der tunesische Student Mehdi der Organisation, dass er sich einem Zwangstest im Dezember 2015 unterziehen musste. "Ich fühlte mich wie ein Tier, nicht wie ein Mensch", erklärte er. Zwei Polizisten hätten der "Untersuchung" zugeschaut. "Ich habe mich missbraucht gefühlt", so Mehdi.
Trotz Vorfällen wie diesem hat der Deutsche Bundestag erst im Mai mit den Stimmen von CDU/CSU und SPD Tunesien und die anderen Maghreb-Staaten als "sichere Herkunftsländer" anerkannt. Im Bundesrat gibt es jedoch noch Widerstand gegen diese Einstufung (queer.de berichtete).
Ein Arzt in Uganda vermerkt auf seinem Fragebogen "eine hohe Wahrscheinlichkeit für Unzucht".
Die "Human Rights Campaign" fordert das sofortige Verbot dieser Tests. Außerdem sollen sich UN-Organisationen dafür einsetzen, die entsprechenden Regierungen zu überzeugen, diese Praxis zu unterbinden. So soll die Weltgesundheitsorganisation WHO ein Dokument herausgeben, in dem Anal-Tests als unethisch verurteilt werden. (dk)