Julian Kinzel ist inzwischen aus der Linkspartei ausgetreten (Bild: Die Linke Schwerin)
Julian Kinzel soll wegen Verdachts auf Vortäuschung einer Straftat angeklagt werden.
Die Schweriner Staatsanwaltschaft hat am Donnerstag laut NDR mitgeteilt, dass der 19-jähriger Nachwuchspolitiker Julian Kinzel (früher Die Linke) wahrscheinlich einen Anschlag im Januar erfunden habe, der unter anderem homophob motiviert gewesen sein soll. Es werde deshalb wegen Verdachts der Vortäuschung einer Straftat Anklage erhoben. Ein Jugendrichter muss nun prüfen, ob das Hauptverfahren eröffnet wird.
Das frühere Vorstandsmitglied des linken Kreisverbandes und Sprecher der linken Jugendorganisation hatte im Januar erklärt, in Wismar von drei Tätern mit Messern attackiert worden zu sein, die ihn unter anderem als "schwule Kommunistensau" bezeichnet hätten (queer.de berichtete).
Kinzels Partei machte damals den angeblichen Anschlag in einer Pressemitteilung publik, sogar Dietmar Bartsch, der Fraktionschef der Linken im Bundestag, äußerte sich zu dem Vorfall. Bereits wenige Tage später gab es allerdings Zweifel an der Version des 19-Jährigen (queer.de berichtete).
Im März ist Kinzel laut dem Kreisparteivorsitzenden Peter Brill aus der Linkspartei ausgetreten. Brill erklärte gegenüber "Schwerin Lokal", man werde sich nicht weiter zu den Vorwürfen äußern, da es eine "Privatangelegenheit" Kinzels sei.
Staatsanwaltschaft: Es gilt weiter die Unschuldsvermutung
Der Beschuldigte bestreitet Medienberichten zufolge weiterhin die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft. Die Ermittler betonten, dass für ihn "auch nach Anklageerhebung der Grundsatz der Unschuldsvermutung gilt". Allerdings habe die Rekonstruktion des Geschehens "erhebliche Widersprüche zum Inhalt der Strafanzeige" ergeben.
Die rechtsmedizinische Untersuchung hätte zudem gezeigt, "dass die Art der Verletzungen nicht mit dem behaupteten Verlauf des Überfalls in Übereinstimmung zu bringen sind". Die Verletzungen habe sich der Beschuldigte wahrscheinlich selbst beigefügt, heißt es weiter. Es hatte bereits kurz nach dem angeblichen Vorfall Verwunderung darüber gegeben, dass sich Kinzel nicht am mutmaßlichen Tag der Tat an die Polizei gewandt hatte, sondern erst einen Tag später – und dann auch nicht persönlich, sondern nur über die Internet-Wache.
Im Januar hatte die Linksfraktion via Facebook erklärt: "Die Ermittlungen laufen. Wenn sich der Vorwurf der Staatsanwaltschaft als wahr herausstellt, wird sich Julian Kinzel dem Verfahren und dem Urteil zu stellen haben. Der Rechtsstaat gilt selbstverständlich auch für ihn." Häme sei jedoch fehl am Platz, hieß es weiter. "Dafür gibt es viel zu viele reale Angriffe von Rechtsextremisten und Rassisten auf Flüchtlinge, ihre Unterkünfte, ihre Unterstützerinnen und Unterstützer, politisch Andersdenkende in Kaltland." (dk)
Typisch linksradikale Märtyrer-Romantik...