Teilnehmer bei einem früheren CSD in Toulouse (Bild: Guillaume Paumier / flickr / by 2.0)
In Marseille und Montpellier sahen sich die Veranstalter nach dem Anschlag in Nizza zur Absage der Prides gezwungen. Über den dortigen CSD eine Woche später wird noch entschieden.
Nach dem Anschlag auf eine Menschenmenge auf einer Promenade in Nizza am Donnerstag mit bislang 84 Toten haben am Freitagnachmittag die CSD-Macher von Marseille und Montpellier die für Samstag geplanten diesjährigen CSD-Demonstrationen abgesagt.
Aus Respekt vor den Opfern des Anschlags und nach Abwägung der Risiken sehe man sich gezwungen, einer Bitte der Präfektur zu folgen und den Pride Marseille abzusagen, schrieben die Verantwortlichen auf Facebook. "Die Behörden können für die folgenden Tage nicht die Sicherheit öffentlicher Veranstaltungen gewährleisten." Man werde den CSD und eine ebenfalls für den Abend vorgesehene und abgesagte Party aber nachholen und für LGBT-Rechte kämpfen, "gegen alle Formen von Intoleranz, Hass und Gewalt".
Gegenüber dem LGBT-Magazin Yagg sagte einer der Veranstalter, man habe bei allem Verständnis von den und für die zuständigen Beamten einen starken Druck für die Absage erhalten und nicht einmal eine kleinere Aktion zu LGBT-Rechten und zur Solidarität mit Nizza durchsetzen können. Zugleich habe man nicht "um jeden Preis" an der Kundgebung festhalten wollen, da man auch eine Verantwortung für seine Gäste und Mitstreiter habe und auch die Trauer der Betroffenen berücksichtigen müsse.
Die Plakate der abgesagten Prides
In Montpellier sahen sich die Organisatoren ebenfalls gezwungen, der Bitte der Behörden nachzukommen und den 22. "Marsch der Vielfalt" und weitere Zusatzveranstaltungen abzusagen. Auch hier ist geplant, die Veranstaltungen nachzuholen. Die Präfektur hatte argumentiert, dass für den Schutz der Kundgebung mehr Beamte als vorgesehen nötig wären und man diese derzeit lieber anders einsetzen wolle.
CSD in Nizza vor schweren Entscheidungen
Unklar bleibt zunächst, ob es am Samstag der Folgewoche den geplanten CSD in Nizza geben wird. Die veranstaltende Association Gay & Lesbienne Azuréenne d'Expression (AGLAE) gab am Freitag bekannt, die Entscheidung in der nächsten Woche in Absprache mit der Stadt zu treffen. Nun sei zunächst Trauer und Gedenken wichtig: "Wir sind wie ganz Nizza geschockt und wütend über die Ereignisse am Abend des 14. Juli und wir wollen hier den Opfern der barbarischen Tat und ihren Familien unsere Unterstützung und unser Beileid zusichern." Das örtliche LGBT-Zentrum öffnet am Samstag seine Türen, um einen Raum zu bieten für "unsere Emotionen, unsere Ängste und unsere Hoffnungen".
Die Facebook-Seite von AGLAE am Freitag unter dem Motto "zusammenstehen"
Natürlich werde man aber nicht den Kampf für Rechte und gegen Hass aufgeben, schrieben die CSD-Veranstalter unter einem Trauerbanner bei Facebook. Die "Pink Parade" am 23. Juli hätte auch über die Promenade des Anglais führen sollen.
Die Tat
Am Donnerstag, am Abend des französischen Nationalfeiertags, war dort ein Mann mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge gerast; tausende Menschen hatten sich entlang der Promenade zum einem Feuerwerk versammelt. Der Mann fuhr im Zickzackkurs etwa zwei Kilometer lang durch die Menge, bevor er durch Schüsse von Polizisten gestoppt und getötet wurde.
Der Lastwagen nach dem Attentat. Foto: Tasnim News / cc by sa 4.0
Während hunderte Menschen in Panik flüchten konnten, hatte der Attentäter etliche mit dem 13 Tonnen schweren Gefährt anfahren und überfahren können. Mindestens 84 Menschen wurden bei dem Anschlag getötet, darunter zehn Kinder und Jugendliche. 202 Menschen wurden verletzt, viele von ihnen schwer.
Die französische Anti-Terror-Staatsanwaltschaft hat inzwischen die Ermittlungen übernommen, Präsident Hollande sprach von einem islamistischen Charakter der Tat. Der Attentäter Mohamed Lahouaiej Bouhlel, ein geschiedener Familienvater mit tunesischen Wurzeln, war der Polizei wegen meherer Delikte bekannt und im März wegen Körperverletzung mit Waffengewalt zu sechs Monaten auf Bewährung verurteilt worden; er hatte im Rahmen eines Streits nach einem Verkehrsunfall mit einer Holzpalette nach dem Opfer geworfen. Er galt aber nicht als radikalisiert und wurde nicht von Sicherheitsbehörden beobachtet.
In Deutschland werden am Wochenende die CSDs wie geplant stattfinden: In Frankfurt (mit einer letztminütigen Routenänderung aufgrund einer Baustelle), Rostock, Leipzig, Trier und Mönchengladbach werden ebenso tausende Menschen erwartet wie beim LGBT-Stadtfest im Berliner Nollendorfkiez. (nb)
Denn dann haben die Terroristen ihr Ziel erreicht..
Sie wollen die Gesellschaft zerstören, und das Leben einschränken..
Wer zu Hause bleibt IST eingeschränkt..
Im Gegenteil könnten die CSD's zu einer Demonstration nicht nur für die Gleichstellung, sondern für Bürgerrechte, gegen Terrorismus und Gewalt werden..