Hedwig von Beverfoerde bei einer früheren "Demo für alle" in Stuttgart (Bild: nb)
Nach der Bluttat vom Freitag verzichtet das homophobe Protestbündnis auf seine Kundgebung am Sonntag.
Von Norbert Blech
Die LGBT-feindliche Protestbewegung "Demo für alle" hat nach der Bluttat in München ihren für Sonntag vorgesehen ersten Protest in der bayerischen Landeshauptstadt abgesagt. Am Freitag hatte ein 18-jähriger Deutsch-Iraner in einem Schnellrestaurant und in einem Shopping-Zentrum um sich geschossen und neun Menschen getötet und zahlreiche weitere Menschen verletzt, bevor er sich Stunden später selbst richtete.
Man wolle "niemandem zumuten, sich morgen zu einer öffentlichen Versammlung in München einzufinden", teilte Organisatorin Hedwig von Beverfoerde am Samstag auf Facebook mit. Auch wolle man "in der aktuellen angespannten Situation die Münchner Polizei entlasten", heißt es in der Mitteilung "in Gedanken und Gebeten für die Opfer der Münchner Attentate und ihre Familien". Es sei "wichtig, dass die für uns eingeplanten Polizeikräfte jetzt anderweitig zur Verfügung stehen".
Eine würdelose Polemik konnte sich Beverfoerde, die die früheren Demos vor allem in Stuttgart zunächst aus dem Büro der AfD-Europaabgeordneten Beatrix von Storch aus organisiert hatte, dennoch nicht verkneifen: "Wie Sie wissen, werden unsere friedfertigen Demonstrationen für Ehe & Familie und gegen Gender und Sexualisierung regelmäßig von aggressiven linksradikalen Antifa- und sonstigen Gruppen attackiert und binden jedes Mal mehrere Hundertschaften (!) Polizei zum Schutz unserer Teilnehmer."
Freilich hatte es, etwa in Hannover, schon rein friedliche Gegenproteste gegen die "Demo für alle" gegeben. Einen ebenfalls friedlichen Protest hatte in München das Aktionsbündnis Vielfalt statt Einfalt geplant. Dessen Organisatoren sagten ihre Kundgebung am Nachmittag ebenfalls ab: "Wir sind voller Trauer über die Opfer und sprechen deren Angehörigen und Freund*innen unser vollstes Mitgefühl aus (…) Auch in Zukunft setzen wir uns für eine friedliche Gesellschaft ein, die Menschen und ihre Vielfalt wertschätzt und akzeptiert."
"Demo für alle" will weiter gegen "Vielfaltspädagogik" kämpfen
Der Protest der "Demo für alle" unter dem Motto "Stoppt Gender und Sexualpädagogik der 'Vielfalt' in Bayerns Schulen!" sollte sich gegen Pläne der Landesregierung richten, in Schulen besser über LGBT aufzuklären (queer.de berichtete). Als Redner wurden zunächst die christlich-fundamentalistische Publizistin Gabriele Kuby und Manfred Spieker, ein homofeindlicher Professor für Christliche Sozialwissenschaften, angekündigt (queer.de berichtete), später auch der Publizist Martin Voigt, der zunächst in der FAZ und später der "Jungen Freiheit" eine Schmierenkampagne gegen Sexualpädagogen und Szeneeinrichtungen gefahren hatte.
Auch Hubert Gindert vom Forum Deutscher Katholiken wurde als Redner angekündigt. Bei einem seiner Kongresse war nicht nur von Beverfoerde aufgetreten, sondern auch der Churer Bischof Vitus Huonder, der dort ohne Distanzierung oder Einordnung Bibelstellen zur Todesstrafe für Homosexuelle zitiert hatte (queer.de berichtete). Gindert meinte danach, man stehe zu Huonder und seinen Äußerungen, und kritisierte eine "böswillige Verleumdung mit totalitärem Gehabe seitens der Homolobby und deren Krakenarme in Medienlandschaft, Politik und sogar Kirche".
"In den letzten Tagen hat nochmals eine große Mobilisierung für unsere Sache stattgefunden. Dies war nicht umsonst", so Beverfoerde in dem Facebook-Post zur Absage der Demo. "Viele bayerische Familien sind hellhörig geworden. (…) Wir werden Sie so schnell wie möglich über unsere nächsten Schritte informieren." An den bayerischen Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) gerichtet, meinte sie: "Diese Demo-Absage ist kein Rückzug in der Sache! Wir fordern mit vollem Nachdruck, dass der aktuelle Sexualerziehungsrichtlinien-Entwurf für Bayerns Schulen nicht in Kraft tritt, sondern entweder von aller Gender- und Vielfaltspädagogik befreit oder endgültig verworfen wird."
Eine entsprechende Online-Petition an Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hat inzwischen über 18.000 Unterschriften erzielt.
aktualisiert um Absage der Gegenkundgebung