Die so genannte PrEP mit den blauen Pillen verhindert HIV-Infektionen zuverlässig – allerdings nur bei richtiger Anwendung (Bild: flickr / Eric Mueller / by 2.0)
Die vorbeugende Einnahme von Truvada bietet zusätzliche Schutzmöglichkeit für Menschen mit hohem Risiko, aber keinen Ersatz für Kondome.
Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hat in der vergangenen Woche die Zulassung des HIV-Medikaments Truvada zur vorbeugenden Einnahme (Pre-Expositionsprophylaxe, kurz: PrEP) für Menschen mit hohem HIV-Risiko empfohlen. Die Freigabe durch die EU-Kommission gilt damit als Formsache und erfolgt voraussichtlich noch im Spätsommer. Jeder EU-Mitgliedstaat entscheidet dann selbst über den Preis der "Pille davor" und ob das jeweilige Gesundheitssystem die Kosten übernimmt.
Die Deutsche Aids-Hilfe (DAH) begrüßte die Entscheidung der EMA. "Jetzt geht es darum zu klären, wie die PrEP finanziert werden kann", erklärte DAH-Geschäftsführerin Silke Klumb. "Wir müssen sie den Menschen zugänglich machen, die sie brauchen, um sich vor HIV zu schützen. Wir fordern den Hersteller Gilead auf, dazu mit einer Preissenkung beizutragen."
PrEP war Thema auf der Welt-Aids-Konferenz
Bei der Welt-Aids-Konferenz letzte Woche im südafrikanischen Durban haben mehrere Länder von ihren Erfolgen mit der PrEP berichtet. Unter anderem sanken die Infektionszahlen unter schwulen Männern in San Francisco und im australischen New South Wales. Thailand will sein PrEP-Programm ausbauen, in Südafrika sollen Sexarbeiterinnen die "Pille davor" bekommen. Zugelassen ist die PrEP bislang in den USA, Frankreich, Südafrika, Israel, Australien, Kanada und Kenia.
Die PrEP verhindert HIV-Infektionen zwar zuverlässig, könne laut Deutscher Aids-Hilfe aber kein Ersatz für Kondome sein. Sie stelle lediglich "eine zusätzliche Schutzmöglichkeit für einige Gruppen dar". Eine dauerhafte Einnahme komme "vor allem für eine kleine Gruppe von schwulen Männern in Frage, die ein sehr hohes HIV-Risiko haben, zum Beispiel, weil es ihnen aufgrund ihrer Lebensumstände schwerfällt, sich mit Kondomen zu schützen", so die DAH. In den USA empfiehlt die Gesundheitsbehörde rund einem Viertel aller sexuell aktiven HIV-negativen Schwulen die PrEP-Einnahme (queer.de berichtete).
Kritiker befürchten, dass die Zulassung von Truvada dazu verleiten könnte, das HIV-Infektionsrisiko zu unterschätzen. Das Medikament schützt zudem nicht vor anderen Geschlechtskrankheiten. Auch vor Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Durchfall und Magenbeschwerden wird gewarnt. Experten rechnen mit monatlichen Kosten von rund 800 Euro pro Person. (cw)
Das ist unverantwortlich! Diese Pille verleitet unsere Jugdnd zu unvorsichtigen Verhalten.