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Gegen Todesstrafe für Homosexualität
Ägyptens Großmufti: "Der Islam gibt niemandem das Recht, Homosexuelle zu verletzen"

Großmufti Schauki Allam gilt als Vertreter des "moderaten Islam" – aber auch für ihn ist Homosexualität eine "religiöse Sünde"
- 25. Juli 2016, 08:08h 2 Min.
Shauki Allam, Leiter des ägyptischen Fatwa-Amtes, verurteilt den Anschlag in Orlando und die Todesstrafe für gleichgeschlechtlchen Sex.
Schauki Allam, der 19. Großmufti von Ägypten und Leiter einer der anerkanntesten Institutionen des sunnitischen Islam, hat sich gegen die Todesstrafe für Schwule und Lesben ausgesprochen.
"Auch wenn wir Homosexualität als religiöse Sünde ansehen, gibt das niemandem die Freiheit, einen anderen in irgendeiner Weise zu verletzten, jede Person ist gleichermaßen unantastbar", erklärte der Leiter des ägyptischen Fatwa-Amtes in einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit der "Süddeutschen Zeitung". "Manche Denkschulen haben sich dahin gehend geäußert", räumte Allam ein. "Aber wir leben in einem Rechtssystem und haben es zu respektieren."
In Ägypten ist Homosexualität laut Strafgesetzbuch zwar nicht explizit illegal, gleichwohl werden andere allgemeinere Strafgesetze herangezogen, um homosexuelle Handlungen mit Haft zu bestrafen. Zu dieser Menschenrechtsverletzung äußerte sich der Professor für islamisches Recht nicht.
Orlando-Massaker verurteilt
In dem Gespräch mit der "Süddeutschen" verurteilte der Großmufti das Attentat auf den queeren Club "Pulse" im vergangenen Monat: "Was in Orlando geschah, ist völlig inakzeptabel. Wir dürfen das Recht nicht in unsere Hände nehmen."
Doch auch für Shauki Allam, der als Vertreter eines "moderaten Islam" gilt, ist Homosexualität "keine akzeptierte Praxis im korrekt ausgelegten Islam". Bei seiner ablehnenden Haltung berief er sich auf andere Religionen: "Der Islam ist nicht alleine darin, Homosexualität zu verurteilen. Der Papst der koptischen Kirche in Ägypten hat die Bibel zitiert und Homosexualität verurteilt."
In den vier islamischen Ländern Iran, Saudi-Arabien, Somalia und den Vereinigten Arabischen Emiraten droht derzeit die Todesstrafe bei gleichgeschlechtlichem Sex – sie wird auch verhängt und ausgeführt. In fünf weiteren Ländern (Afghanistan, Jemen, Mauretanien, Nigeria, Sudan) steht sie zumindest im Gesetz, wird aber nicht angewendet. (cw)














