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In der "Evita Bar" gehen nach vielen Partys die Lichter aus (Bild: Facebook/Evita-Bar)

  • 2. August 2016, 12:06h 51 3 Min.

In der LGBT-Metropole Tel Aviv gibt es keine Homo-Kneipen mehr. "Schuld" sind Grindr und die hohe Akzeptanz von Schwulen, Lesben und Transsexuellen in der Bevölkerung.

In Tel Aviv, der LGBT-frendlichsten Stadt des Nahen Ostens, ist am Samstag eine Ära zu Ende gegangen: Mit der "Evita Bar" hat die letzte Kneipe, die sich an Schwule und Lesben richtet, am Samstag den Betrieb eingestellt. Die Bar galt zwölf Jahre lang als Anlaufpunkt für die LGBT-Community. Hier konnte man tanzen und es gab szeneübliche Veranstaltungen wie Eurovision-Partys oder Drag-Queen-Shows, die insbesondere Touristen angezogen haben.

"Wir hatten eine wilde Zeit hier", erklärte Shay Rokach, einer der drei Gründer der Bar, gegenüber der Tageszeitung "Haaretz". "Dieser Ort hat Generationen von Menschen in der Community großgezogen. Für viele war Evita der erste Ort, an dem sie ausgegangen sind, hier hatte sie ihren ersten Kuss und ihre erste Liebe und wurden unvoreingenommen akzeptiert." Auch viele Mütter von Stammgästen seien am letzten Tag gekommen, um Abschied zu nehmen.

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Jüngere Schwule und Lesben gehen in gemischte Bars

Laut Dr. Amalia Ziv, der Chefin der Abteilung für "Gender Studies" an der Ben-Gurion-Universität, haben Szenebars für junge Schwule und Lesben ihren Reiz verloren. In den Neunzigern seien derartige Einrichtungen der Ort gewesen, an dem Homosexuelle ihre Identität und auch Sexualpartner gefunden hätten. Heute würden diese Aufgaben vom Internet und Dating-Apps wie Grindr übernommen.

Wegen der hohen Akzeptanz von LGBT in Tel Aviv würden sich gerade jüngere Schwule und Lesben zudem lieber in "Gay-friendly"-Bars oder auf Partys treffen. Dadurch sei "Evita" offenbar ein Ort für ältere Schwule geworden, die in einer Zeit aufgewachsen sind, in der die Akzeptanz noch geringer war. Da Gay-Bars ein Ort der Identitätsbildung seien, würden sie in Zukunft von vielen schmerzlich vermisst, befürchtet Ziv. Immerhin gibt es in Tel Aviv noch ein von der Stadt gefördertes LGBT-Zentrum mit einem Cafébetrieb, dazu gesellen sich weiterhin einige deutlich gemischte Bars und Cafés und einige regelmäßige Szenepartys.

In Israel hat sich in den vergangenen Jahrzehnten wie in kaum einem anderen Land die Einstellung gegenüber Homo- und Transsexuellen geändert: Erst 1988 schaffte die Knesset das Homo-Verbot ab. Dieses Gesetz war zwar zuvor nicht angewendet worden, hatte aber dafür gesorgt, dass LGBT praktisch unsichtbar in der Öffentlichkeit waren. Seit 1992 gibt es Antidiskriminierungsgesetze zum Schutz von Schwulen und Lesben, 1994 wurden gleichgeschlechtliche Paare anerkannt, seit 2006 im Ausland geschlossene Ehen (in Israel dürfen auch Hetero-Paare keine Zivilehe schließen, über eine Reform wird aber debattiert).

Anders als im weltoffenen Tel Aviv gibt es im religiös geprägten Jerusalem oder in anderen Städten noch Widerstand gegen LGBT: Im vergangenen Jahr gab es etwa ein Messerattentat auf den Hauptstadt-CSD, bei dem ein religiöser Fanatiker eine 16-jährige Teilnehmerin tötete und fünf weitere Menschen verletzte (queer.de berichtete). In der südisraelischen Großstadt Beerscheba war dieses Jahr zudem die Route des geplanten ersten Pride-Marsches verboten worden, weil der Zug an Synagogen vorbeiführen sollte (queer.de berichtete). (dk)

-w-

#1 AlexAnonym
  • 02.08.2016, 14:17h

  • Sehr sehr schade.

    Da stirbt ein Stück GLBTI-Geschichte und ein Stück GLBTI-Kultur.
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#2 TheDad
  • 02.08.2016, 14:42hHannover
  • Antwort auf #1 von Alex
  • ""Da stirbt ein Stück GLBTI-Geschichte und ein Stück GLBTI-Kultur.""..

    Gesellschaft verändert sich..
    Das Sterben der "Schwulen-Bars" ist trotzdem nicht als "Nachteil" der Gleichstellung zu sehen, sondern als Teil der Gleichstellung..

    In den Zeiten von Rauch-Verboten in Clubs und Kneipen gehen diese auch noch aus anderen Gründen pleite..
    Schade..
    Ist aber so..
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#3 lucdf
  • 02.08.2016, 15:41hköln
  • Diese Bars konnten mich nie begeistern. Am Anfang wurde man als Frischfleich betrachtet und nach ein paar Wochen galt man nur noch als Gammelfleisch. Richtige Kommunikation war keine Priorität. Interessanter ist es, wenn Homos und Heteros sich vermischen.
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