Auch Priesteranwärter haben Smartphones…
Der Dubliner Erzbischof will seine Nachwuchsgeistlichen nicht mehr in die größte Priester-Schule Irlands schicken, weil die Jungs offenbar zu sehr über die Stränge geschlagen haben.
Diarmuid Martin, der katholische Erzbischof der irischen Hauptstadt Dublin, hat am Dienstag einen Boykott des Priesterseminars im 25 Kilometer entfernten Maynooth angekündigt. In anonymen Briefen sei ihm von "Sexskandalen" am "St. Patrick's College" berichtet worden, sagte Martin in einer Nachrichtensendung des Senders "RTÉ Radio One".
Insbesondere die Popularität der schwulen Dating-App Grindr ist dem 81-Jährigen ein Dorn im Auge: "Es gibt verschiedene Vorwürfe: Einer ist, dass es eine homosexuelle, schwule Kultur gibt, dass Studenten eine App namens Grindr benutzen, eine schwule Dating-App, was unangemessen für Seminaristen ist."
Die Studenten sollten darauf vorbereitet werden, zölibatäre Priester zu werden – die App hingegen habe laut Martin ein anderes Ziel: "Sie fördert promiske Sexualität, die mit Sicherheit nicht die reife Vision von Sexualität ist, die man von einem Priester erwartet". Aus diesem Grund sei das Seminar "nicht der gesündeste Ort" für die Studenten. Weiter sagte der Bischof, dass Whistleblower, die ein angebliches schwules Netzwerk unter den Seminaristen aufdecken wollten, aus dem Seminar geschmissen worden seien.
Das sei der Hauptgrund, warum er die Studenten aus seiner Erzdiözese in eine katholische Bildungseinrichtung nach Rom schicken wolle, so Martin. Der Bischof, der als wichtigster Geistlicher in Irland auch den Titel "Primas" trägt, erklärte aber auch, dass er nicht von anderen Bischöfen verlangen werde, ihre Studenten aus dem College abzuziehen.
Auch Berichte von sexueller Belästigung
Erzbischof Diarmuid Martin will nicht, dass sich sein Nachwuchs mit schwulen Dating-Apps vergnügt (Bild: flickr / kalikid32goblue / by 2.0)
Irische Medien berichten zugleich von angeblichen sexuellen Übergriffen in dem Seminarhaus: So soll laut "Irish Independent" erst vor wenigen Tagen ein Seminarist zur Polizei gegangen sein, weil er zwischen 2007 und 2009 sexueller Belästigung durch einen Priester ausgesetzt gewesen sei. Der im College angestellte Geistliche soll ihn mehrfach unsittlich berührt und mit ihm aufdringlich über Sex gesprochen haben. "Ich bin nicht homophob, aber der Priester hat seine Machtposition und seinen Einfluss missbraucht", so das namentlich nicht genannte mutmaßliche Opfer.
Das College selbst kann sich die Aufregung nicht erklären. Gegenüber der Zeitung "The Irish Times" erklärte ein Sprecher der Einrichtung, dass es "keine konkreten oder glaubhaften Beweise für die Existenz einer mutmaßlichen 'aktiven schwule Subkultur'" gebe. Jeder Student, der in "derartigen Verhaltensweisen" involviert sei, werde der Schule verwiesen.
In den letzten Jahren wurden immer wieder gleichgeschlechtliche Aktivitäten und Missbrauchsfälle in katholischen Priesterseminaren, in denen nur Männer studieren dürfen, publik. So gab es 2004 entsprechende Berichte über die Priesterschule im niederösterreichischen St. Pölten (queer.de berichtete). Das Seminar wurde schließlich aus diesem Grund geschlossen.
Der ehemalige Seminarist Daniel Bühling erklärte 2013 in einem queer.de-Interview, dass "ausgelebte Homosexualität für einen Großteil der Priesterkandidaten etwas Alltägliches" gewesen sei (queer.de berichtete). (dk)
Schlimm!
Demnächst Leihmütter im Kloster?
Wir werden es erleben!